Hamburg. Hamburg beginnt mit der Prägung von Zweieurostücken mit dem Konterfei des Altkanzlers. Gewinn fließt in Haushalt ein.

Noch nicht einmal für die Tochter eines verstorbenen Bundeskanzlers oder für einen Finanzsenator gibt es Ausnahmen. Alles muss seine deutsche und hanseatische Ordnung haben, wenn die neue Zwei-Euro-Gedenkmünze anlässlich Helmut Schmidts 100. Geburtstags im kommenden Jahr in den Umlauf kommt. Vor dem Erstausgabetag am 30. Januar 2018, das ist ein eisernes Prinzip, werden die Geldstücke hinter verschlossenen Türen verwahrt.

Danach jedoch braucht niemand zu fürchten, leer auszugehen. Die Gedenkmünze mit dem Konterfei des Staatsmanns soll gesetzliches Zahlungsmittel im gesamten Euro-Raum sein. Insgesamt werden 30 Millionen Exemplare geprägt, davon 6,3 Millionen in Hamburg. Hinzu kommen gut 200.000 besonders aufwendig hergestellte Sammlerstücke, die in Sätzen mit je fünf Exemplaren gewinnbringend verkauft werden.

„Das ist eine wunderbare Würdigung für meinen Vater“, sagte Susanne Schmidt, nachdem sie gemeinsam mit Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) die Serienproduktion in Gang gesetzt hatte. „Das Besondere daran ist, dass es sich um normales Geld handelt und Teil des Alltags ist“, fügte die promovierte Volkswirtin mit Wohnsitz in Südengland hinzu. Jeder könne „bald einen kleinen Helmut Schmidt in der Tasche“ haben. Auch für sie war der Premierenbesuch in der Prägeanstalt am Dienstagmittag eine spannende Angelegenheit.

Zu Lebzeiten hätte Schmidt das nicht gewollt

Gerade dieser Charakter als gesetzliches Zahlungsmittel und nicht als kostspielige Goldmünze wäre nach dem Geschmack ihres im November 2015 im Alter von 96 Jahren verstorbenen Vaters gewesen. Zu Lebzeiten hätte er dies nicht gewollt. „Innerlich wäre er jetzt stolz gewesen, da bin ich ganz sicher“, sagte Frau Schmidt, die nicht anders angesprochen werden möchte.

Mit einem Druck auf einen roten Knopf in den Räumen der Hamburgischen Münze an der Straße Bei der Neuen Münze in Rahlstedt war die Massenherstellung angelaufen. Der Druck der Spezialmaschinen von 90 Tonnen pro Quadratzentimeter macht pro Münze nur einen Prägevorgang nötig. Außen bestehen die glänzenden Stücke aus Kupfer-Nickel, innen sind sie dreischichtig: Nickel-Messing, Nickel, Nickel-Messing. Sie sind schwach magnetisch.

Im Sekundentakt prasselte das Geld in einen grünen Stahlbehälter. Die Gäste hatten ihr Hartgeld am streng gesicherten Eingang abgeben müssen. Damit bei einer Kontrolle beim Verlassen der Fabrikationsstätte jede „ausgeliehene“ Münze aufgefallen wäre. Sollten jetzt schon Einzelstücke im Internet gehandelt werden, könnten Schwarzhändler reiche Beute machen.

Gewinn fließt in den Haushalt ein

Folglich versprach Ralph Thiemann, seit 2006 Leiter der Hamburgischen Münze, Susanne Schmidts Erstexemplar im Tresor zu lagern und ihr Ende Januar 2018 zur Verfügung zu stellen. Finanzsenator Peter Tschentscher kennt dieses strikte Vorgehen; er fragte gar nicht erst nach einem persönlichen Andenken an den früheren Parteifreund. Die Hamburgische Münze steht unter dem Dach der Finanzbehörde. Der Gewinn fließt in den Haushalt ein.

„Für Hamburg ist es eine große Ehre, die erste Prägung vornehmen zu dürfen“, sagte Tschentscher in einer kurzen Ansprache im Maschinenraum. „Weitsicht, Pragmatismus, Augenmaß und Gradlinigkeit haben den Politiker und Staatsmann Helmut Schmidt für viele zum Vorbild gemacht.“ Die neue Gedenkmünze würdige das Lebenswerk des Hamburger Ehrenbürgers und erinnere an die von ihm vermittelten Werte.

Dazu gehört das Ideal eines einheitlichen, starken Europa. Es passt ins Bild, dass auf der Rückseite neben dem Betrag der europäische Kontinent zu sehen ist – wie auch auf den anderen Zweieuromünzen, die sich im Umlauf befinden.

„Die Münze ist ein Symbol für die zutiefst empfundene Leidenschaft meines Vaters für ein geeintes Europa“, sagte Susanne Schmidt. „Letztlich ist Helmut Schmidt einer der Väter des Euro“, ergänzte Stefan Herms, Geschäftsführender Vorstand der Helmut und Loki Schmidt Stiftung mit Sitz am Neubergerweg in Langenhorn.

Bis zur Erstprägung war es ein langer Weg

Bis zur Erstprägung war es ein komplizierter, eineinhalb Jahre währender Weg durch mehrere Instanzen. Auf Initiative der Hamburgischen Münze schrieb Peter Tschentscher am 23. März vergangenen Jahres einen Brief an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Der Hamburger Senat würde es „sehr begrüßen“, wenn anlässlich des 100. Geburtstages Helmut Schmidts am 23. Dezember 2018 eine Gedenkmünze herausgegeben werde – vorzugsweise als Zweieuromünze. Schäubles persönliches Antwortschreiben datiert vom 19. April 2016. Beide Briefe liegen dem Abendblatt vor.

Ein Preisgericht, dem auch Susanne Schmidt angehörte, wählte letztlich die aktuelle Version des Medailleurs Bodo Broschat aus. Zur finalen Sitzung flog Frau Schmidt nach Berlin. Am gestrigen Dienstag kehrte sie nach der Erstprägung zurück nach London. Im Februar oder März 2018 kann sie Münzen mit dem Bild ihres Vaters im Portemonnaie haben – bei Reisen in die Heimat oder mit etwas Glück im Urlaub in anderen Ländern. Helmut Schmidt hätte diese Vorstellung fraglos gefallen.