Hamburg. Hohe Prognose des Senats. Auch Zahl der neuen Asylbewerber ohne Familie steigt deutlich an. Behörde will mehr Personal abstellen.

Eine große Zahl von anerkannten Flüchtlingen in Hamburg will nun auch ihre Familie in die Hansestadt holen: Der Zentrale Koordinierungsstab Flüchtlinge (ZKF) geht davon aus, dass im Jahr 2017 insgesamt weitere 3000 Menschen im Rahmen des Familiennachzugs in Hamburg eintreffen werden. Bis Ende August registrierte die Ausländerbehörde 713 Neuankömmlinge aus Syrien. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Abgeordneten Franziska Grunwaldt hervor.

Bei den nachgeholten syrischen Flüchtlingen handelte es sich dabei um 447 Kinder und 252 Frauen. Nur 14 Männer wurden bis Ende August im Rahmen des Familiennachzugs registriert. Zudem zählte der Senat 128 nachgezogene Iraker, davon waren 96 Menschen oder 75 Prozent ebenfalls Kinder. An Hamburgs Schulen wurden bereits weit mehr als 10.000 Kinder aufgenommen. Insgesamt leben in der Hansestadt nach offiziellen Angaben etwa 50.000 Flüchtlinge - statistisch etwa jeder 35. Einwohner.

Nachzug erreicht im August neuen Höchstwert

Insgesamt sind in diesem Jahr den Daten zufolge bereits 1800 Menschen durch den Familiennachzug eingetroffen - in der Statistik sind jedoch auch Personen aus Ländern wie China, Indien und der Türkei enthalten.

Im August (357 Menschen) erreichte die Zahl der Nachzügler innerhalb eines Monats in Hamburg dabei einen neuen Höchststand in diesem Jahr. Auch insgesamt kamen im Sommer wieder deutlich mehr Flüchtlinge in die Stadt. Von Januar bis August waren es nach Angaben des ZKF insgesamt rund 3500 Menschen, 2100 davon mussten in staatlichen Unterkünften untergebracht werden. Weitere 5000 Menschen wurden zwar in Hamburg registriert, aber anschließend auf andere Bundesländer verteilt.

Senat will mehr Mitarbeiter für Familiennachzug abstellen

Anerkannte Flüchtlinge haben einen Rechtsanspruch auf den Familiennachzug, wenn entsprechende Kriterien erfüllt werden. In der Ausländerbehörde kümmern sich derzeit sechs Mitarbeiter um die Familienzuführung. "Eine personelle Verstärkung ist für September vorgesehen", schreibt der Senat.

Der Nachzug für Flüchtlinge mit eingeschränktem Aufenthaltsrecht (subsidiärer Schutz) ist bundesweit nach einem Beschluss der Bundesregierung dagegen bis zum März 2018 ausgesetzt. Ob die Sperre danach bestehen bleiben soll, ist umstritten. Die CSU hatte sich deutlich dafür ausgesprochen, sie aufrechtzuerhalten - Bundeskanzlerin Angela Merkel will dazu noch keine konkreten Aussagen treffen.

Gemischte Bilanz zur Integration

Zwei Jahre nach der Flüchtlingskrise fällt die Bilanz zum Stand der Integration zwar gemischt aus; Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel sieht die Stadt aber in fast allen Bereichen gut aufgestellt. "Wir konnten im Gegensatz zu anderen Großstädten fast alle prekären Unterkünfte wie Baumarkthallen bereits schließen. Gleichwohl liegen große Aufgaben vor uns", sagte Anselm Sprandel dem Abendblatt.

Priorität hat für den ZKF, die seit langem in den Erstaufnahmen wartenden Flüchtlinge in Folgeunterkünfte zu bringen. "Wir sind viel in den Erstaufnahmen unterwegs und erleben dort auch Situationen von großer Anspannung und Frust. Das zeigt, dass die Zeit bei diesem Problem drängt", sagt Sprandel. Er glaube aber nicht, dass die Schäden für die Integration irreparabel seien.