Die Automatisierung hat Grenzen: Was die Insolvenz von Carl Tiedemann uns lehrt
Erinnern Sie sich noch an die Firma Bugsier? Sie hat mit der nach ihr benannten Schlepper-Flotte jahrzehntelang das Bild des Hamburger Hafens geprägt. Bugsier wurde verkauft. Auch die traditionsreiche Reederei Ahrenkiel ist verkauft. Hamburg Süd gehört bald einer dänischen Reederei, und die stolze Hapag-Lloyd ist mehrheitlich in der Hand ausländischer Investoren. Die HHLA hat ihr Überseezentrum geschlossen, die Firma Buss ihren Hafenumschlag in Hamburg eingestellt. Die Rickmers Holding ist pleite – und jetzt auch die Stauerei Carl Tiedemann.
Nach vielen stabilen Dekaden wandelt der Hamburger Hafen derzeit sein Gesicht, und dabei bleiben klangvolle Firmennamen auf der Strecke. Die Gründe für die Veränderungen sind unterschiedlicher Natur: Die Schifffahrtskrise spielt natürlich eine Rolle, auch der Konkurrenzdruck durch andere Wettbewerber und schließlich der Prozess der Modernisierung, mit dem einige Firmen nicht Schritt halten konnten.
Das gilt wohl auch für die Stauerei Carl Tiedemann. Hier sind ohne Zweifel Managementfehler gemacht worden. Man kann die Firma aber auch als ein Opfer der Digitalisierung bezeichnen. Das Be- und Entladen von Schiffen erfolgt mittlerweile voll automatisiert, ebenso die Lagerung der Container. Das Sichern der Stahlboxen und deren Stapelung an Bord ist aber immer noch Handarbeit. Die gefährliche Arbeit wird nicht von Maschinen erledigt, sondern von Hafenarbeitern, denen monatliches Gehalt, Urlaubsgeld und Sozialversicherungsbeiträge zustehen. Diese Hafenarbeiter kann man nicht wegrationalisieren. Sie können uns aber daran erinnern, wie wir in Zeiten der Automatisierung mit menschlicher Arbeit umgehen. Der Mensch darf bei der Modernisierung des Hafens nicht auf der Strecke bleiben.