Hamburg. An den Elbbrücken wächst der Endpunkt der U 4 und ähnelt einem Flughafenterminal. Doch der Vorzeigebau birgt auch Nachteile.
So weit oben werden sich künftig wohl nur noch die Fensterputzer aufhalten. 25 Meter tief geht es hinunter. Ein Teil der leicht gebogenen Doppelscheiben, aus denen das Dach der U-Bahnhaltestelle Elbbrücken bestehen wird, ist bereits an dem futuristisch anmutenden Stahlskelett angebracht worden. Die meisten Scheiben fehlen aber noch. Von hier oben aus hat man einen wunderbaren Blick über die HafenCity und auf die Elbphilharmonie.
Im Dezember kommenden Jahres sollen an Hamburgs spektakulärster Endhaltestelle die ersten U-Bahnzüge der Linie 4 halten. Bis zu 15.000 Menschen am Tag werden erwartet, sie können von der U 4 in die parallel haltende S-Bahn umsteigen. Der S-Bahnhof wird Ende nächsten Jahres zwar noch nicht fertig sein. Aber das trübte die Freude der Hochbahnverantwortlichen nicht, die am Mittwoch zu einem Baustellenbesuch eingeladen hatten.
„Wenn das Wetter mitspielt, werden wir Ende Oktober alle 1200 Glasscheiben verbaut und das Dach dicht haben“, sagt Projektleiter Dirk Göhring. Der Verweis auf das Wetter ist wichtig. Gestern war es zwar windstill. „Aber üblicherweise weht es hier oben ganz schön“, berichtet Göhring. Am problematischsten allerdings wäre Regen. Dann ließen sich die Gummiprofile, die den Spalt zwischen den Schreiben abdichten sollen, nicht anbringen. „Dazu muss es trocken sein.“
Projekt gilt als „gutes Beispiel für kostenstabiles Bauen“
Göhring ist allerdings optimistisch. Schließlich hat der Wettergott es bisher schon einigermaßen gut mit dem Projekt gemeint, sodass die Arbeiten auf der Baustelle im Zeitplan liegen. „Es gab nichts Unvorhergesehenes, was uns aufhielt.“ Das führte auch dazu, dass man die finanzielle Reserve bislang nicht anfassen musste. „180 Millionen Euro soll die gesamte Verlängerung der U 4 kosten“, berichtet Göhring. „Bislang haben wir rund 20 Millionen Euro weniger ausgegeben.“ Wenn es alles gut gehe, werde man am Ende mit weniger als 160 Millionen Euro auskommen.
Das freut natürlich den zuständigen Wirtschaftssenator Frank Horch. „Die Haltestelle Elbbrücken ist nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch ein gutes Beispiel für kostenstabiles Bauen“, ließ er gestern erklären. „Ein Projekt in dieser Dimension im Zeit- und Kostenrahmen umzusetzen und sogar noch zu sparen, ist ein großer Erfolg.“ Der Blick vom „Dach“ in das Innere der Haltestelle wird derzeit durch vielstrebige Gerüste behindert. Nur mühsam kann man das mit Filz abgedeckte Gleisbett und die künftigen Bahnsteige erkennen. „Wenn das Dach dicht ist, machen wir uns an das Innere des Bahnhofs“, so Göhring. In der „Schalterhalle“ beispielsweise wird es Platz für Läden und Toiletten geben. Zudem müssen Kabel verlegt und Fliesen an den Wänden angebracht werden.
Präzisionsarbeit mit dem Vakuumglassauger
Doch derzeit ist das alles Zukunftsmusik. Jetzt geht es darum, die jeweils 250 Kilogramm schweren Scheiben auf dem Dachgerüst anzubringen. Ein Kran zieht die von einem Vakuumglassauger gehaltene Scheibe in die Höhe. Dann wird sie vorsichtig auf eine sogenannte Pfette – das ist ein viereckiger Stahlträger, der dem Querbalken eines normalen Ziegeldaches ähnelt – aufgelegt. Damit im Falle eines Falles ein geborstenes Verbundglas nicht in die Tiefe fallen kann, gibt es zusätzlich Sicherungsseile.
Das Glasdach und die dadurch erzeugte Transparenz dürfte viel dazu beitragen, dass die Haltestelle ein „Hingucker“ sein wird. Mindestens ebenso trägt dazu das graue Stahlskelett bei, das wunderbar mit der nahe gelegenen Elbbrücke harmoniert. Die Stahlträger sind nicht gerade, sondern folgen der Dachwölbung und sind zugleich in sich verdreht.
Die Bahnhofshalle soll das Stadtbild an der Elbe prägen
Diese Art zu bauen hat einen gewichtigen Vorteil: „Es ist statisch gesehen die beste Form, eine große Fläche ohne weitere Träger überspannen zu können“, sagt Horst Hoffmann, Leiter Projektbau bei der Hochbahn. Immerhin soll die Haltestellenkonstruktion mit einer Länge von 136 Metern, einer Breite von 32 Metern und einer Höhe von knapp 16 Metern zu einem prägenden städtebaulichen Element an der Elbe werden. Damit ähnelt die Konstruktion einem Flughafenterminal. Noch gehört allerdings dazu viel Vorstellungskraft, wenn man auf einem der vielen Gerüste steht.
Mindestens 100 Jahre werde das Skelett halten, glaubt zumindest Hoffmann. Deshalb verwundert ihn auch nicht die Frage, wie das gläserne Dach künftig eigentlich sauber gehalten wird. „Dafür gibt es spezielle Fensterreiniger, die von außen und innen die Scheiben putzen“, sagt er.
Wer gestern nach dem S-Bahnhof fragte, bekam nur ein Schulterzucken als Antwort. Eigentlich hätten beide Bahnhöfe zur gleichen Zeit öffnen sollen. Doch daran glaubt niemand mehr. Einen Trost gibt es: Immerhin einen Haltepunkt soll es geben.