Hamburg. In Hamburg sind es gut 1000 Euro pro Monat. Einkommensunterschiede nehmen mit steigender Qualifikation ab.
Zuwanderer haben es auf dem Hamburger Arbeitsmarkt schwer. Sie sind deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Und wenn sie einen Job haben, werden sie deutlich schlechter bezahlt. Im Schnitt verdienen sie brutto 1036 Euro im Monat weniger als Deutsche. Das geht aus einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) hervor. Verglichen wurde das mittlere Gehalt von Vollzeitbeschäftigten. „Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit ausländischer Nationalität in Hamburg verdienen nur 71 Prozent des mittleren Verdienstes deutscher Arbeitskräfte“, sagt Studienautorin Annekatrin Niebuhr. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung in der Hamburg beträgt 14,1 Prozent.
Die Einkommensunterschiede nehmen mit steigender Qualifikation aber ab. Ausländische Spezialisten in Hamburg verdienen mit 3948 Euro acht Prozent weniger als deutsche Spezialisten. Bei Helfertätigkeiten liegt der Verdienstnachteil dagegen bei 23 Prozent. Ausländische Arbeitnehmer mit diesem Tätigkeitsprofil bekommen brutto 1772 Euro, ihre deutschen Kollegen 2240 Euro. Zu 35 Prozent arbeiten Ausländer in der Hansestadt als Helfer, während es bei Deutschen nur 10,7 Prozent sind.
Quote unter Ausländern bei 16 Prozent
Hamburg liegt bei den Verdienstunterschieden mit an der Spitze im bundesweiten Vergleich. Nur in Bremen ist die Differenz mit 1134 Euro noch höher. Im Bundesdurchschnitt liegt sie bei 674 Euro. Über die Gründe der Unterschiede kann nur spekuliert werden. „Dort, wo die Einkommen überdurchschnittlich hoch sind wie in Hamburg, fällt auch die Spreizung groß aus“, sagt Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit.
Außerdem habe Hamburg im Vergleich zu anderen Bundesländern einen geringeren Anteil an Industriearbeitern, sagt Fock. In diesen Branchen wird die Bezahlung stärker über Tarifverträge geregelt, die eine ungleiche Bezahlung etwa von türkischstämmigen und Deutschen ausschließt. In Hamburg arbeiten Ausländer vor allem im Dienstleistungsbereich, dem Gastgewerbe und der Gesundheitsbranche.
Bereitschaft, weniger Gehalt zu akzeptieren
Wahrscheinlich hat aber die Bereitschaft der Ausländer, weniger Gehalt als ihre deutschen Kollegen zu akzeptieren, auch ihre Beschäftigung gefördert. Zwischen 2000 und 2016 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig ausländischen Beschäftigten in der Hansestadt um 65 Prozent. Unter den Deutschen lag der Anstieg nur bei 23 Prozent. „Wir hatten in dieser Zeit auch eine ganze Reihe von gesetzlichen Veränderungen, die die Arbeitsaufnahme erleichtert haben“, sagt Petra Lotzkat, die das Amt für Integration in Hamburg leitet. „Die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen wurde erleichtert und die Vorrangprüfung weitgehend abgeschafft.“
Bei der Vorrangprüfung musste immer erst ermittelt werden, ob die freie Stelle nicht auch mit einem deutschen Arbeitslosen besetzt werden kann. Die Freizügigkeit für polnische, bulgarische und rumänische Arbeitnehmer führte auch dazu, dass sie zunehmend als sozialversicherungspflichtig Beschäftige in der Statistik auftauchen. Vorher hatten sie oft ein Gewerbe – häufig im Bau- und Dienstleistungsbereich – angemeldet, um die Einschränkungen bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit für osteuropäische Staaten zu umgehen.
Viele Menschen aus Syrien oder Irak arbeitslos
Bei allen Erfolgen sind Ausländer überdurchschnittlich weiter hoch von Arbeitslosigkeit betroffen. „Mit einer Quote von 16,1 Prozent im Jahr 2016 bewegt sich Hamburg im unteren Drittel aller Bundesländer“, sagt Niebuhr. Insgesamt liegt die Arbeitslosenquote (Deutsche und Ausländer) für Hamburg bei 7,1 Prozent. Am schlechtesten schneidet Sachsen-Anhalt mit einer Ausländer-Arbeitslosenquote von 32,2 Prozent ab. „Dort wo der Arbeitsmarkt gut läuft und wo auch der Anteil der Migranten hoch ist, gelingt die Integration von Ausländern in den Arbeitsmarkt am besten“, sagt Niebuhr. Vorbild sind Bayern und Baden-Württemberg mit einer Arbeitslosenquote der Ausländer von rund neun Prozent.
EU-Ausländer in Hamburg haben zwar mit elf Prozent eine insgesamt höhere Arbeitslosigkeit, Unterschiede zwischen den einzelnen Herkunftsländern gibt es aber kaum. So sind in Hamburg Bulgaren und Rumänen nicht stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Arbeitnehmer aus den europäischen Krisenstaaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien.
Außerordentlich hoch ist die Arbeitslosenquote bei Menschen aus Kriegs- und Krisenländern wie Syrien oder dem Irak. Ihre Arbeitslosenquote beträgt in Hamburg 37,8 Prozent. Da sie nur für 2015 berechnet werden konnte, ist der aktuelle Flüchtlingsstrom darin noch gar nicht einbezogen.
Lotzkat führt das auch darauf zurück, dass diesen Ausländern in der Vergangenheit die Arbeitsaufnahme für viele Jahre verwehrt war. „Das ist jetzt anders, und deshalb müsste sich die Arbeitslosenquote dieser Menschen in den nächsten fünf Jahren verringern“, sagt sie. Das ist anspruchsvoll, denn die Zuwanderung dieser Gruppe hat sich seit 2011 bis 2015 in Hamburg verzehnfacht und stellt auch in absoluten Zahlen (9690 für 2015) die Zuwanderung aus der EU in den Schatten.