Hamburg. Arbeiten zur Erneuerung der Autobahn 7 liegen im Zeitplan – im nächsten Jahr soll Verkehr in Schnelsen durch erste Röhre rollen.
Dicht an dicht rollen die Lastwagen und Autos über die verengten Fahrbahnen der Autobahn 7. Nebenan wird gebaut. Betonpfeiler ragen aus dem Boden. Bauarbeiten und der laufende Verkehr sorgen bisweilen für entsetzlichen Lärm. Arbeiter mit orangefarbenen Warnwesten und Bauhelmen laufen über die Baustelle.
In Stellingen nimmt der dort geplante Lärmschutztunnel Gestalt an. Seit einigen Wochen werden die Seitenwände des Tunnels gegossen. Inzwischen laufen die ersten Vorbereitungen für das Gießen des Tunneldachs. Dafür wurde ein sogenannter Deckenschalwagen, ein riesengroßes Gerüst auf Schienen, montiert.
In Schnelsen steht die erste Tunnelröhre
„Wir hoffen, mit dem Rohbau der ersten Röhre an der Ostseite 2018 fertig zu sein“, sagt Hamburgs Verkehrskoordinator Christian Merl. Der gesamte Stellinger Lärmschutztunnel mit seinen beiden Röhren soll im Jahr 2020 fertiggestellt sein. Die Bauarbeiten lägen sehr gut im Zeitplan, sagt Merl.
Ein paar Kilometer weiter nördlich, kurz hinter dem Autobahnkreuz Nordwest, sind die Bauarbeiter schon ein ganzes Stück weiter. In Schnelsen steht längst die erste Tunnelröhre. Die Techniker sind schon seit einigen Wochen dabei, die Brandschutztechnik, die Lüftungsanlage, Verkehrsschilder, Lautsprecher, Ampelanlagen und Beleuchtung zu installieren.
Insgesamt sechs Spuren
Anfang kommenden Jahres soll die erste Röhre übergeben werden. Dann rollt der gesamte Verkehr – sowohl in nördlicher als auch in südlicher Richtung – auf insgesamt sechs Spuren durch den Tunnel, während nebenan die zweite Röhre entsteht.
Dieses sogenannte Gegenverkehrprinzip macht die Angelegenheit kompliziert. Schließlich werden für einen längeren Zeitraum die in unterschiedlichen Richtungen verkehrenden Autos sich ziemlich nah kommen. Ziel ist es, den gesamten Schnelsener Tunnel Ende 2018 fertig zu haben.
Dritter Lärmschutztunnel
Nördlich des Elbtunnels ist die A 7 derzeit eine kilometerlange Baustelle. In Stellingen und Schnelsen werden Lärmschutztunnel errichtet. Hinzu kommt die Erneuerung der Langenfelder Brücke nördlich des Volksparks. Der südliche Teil des Brückenbauwerks ist bereits fertig, der nördliche soll im kommenden Jahr für den Verkehr freigegeben werden.
Die in die Jahre gekommene Autobahn wird zudem um jeweils zwei Fahrspuren erweitert: von sechs auf acht südlich des Autobahnkreuzes Nordwest und von vier auf sechs nördlich davon. In kommenden Jahrzehnt soll ein dritter Lärmschutztunnel entstehen. Er soll in Altona gebaut und mehr als zwei Kilometer lang werden.
Frühere Fehler reparieren
Nach der Fertigstellung der Lärmschutztunnel wird es an der A 7 wesentlich ruhiger zugehen. Bis dahin bleibt die Verkehrstrasse eine Belastung. „Man hat in den 1970er–Jahren die Autobahn direkt durch die Stadt gebaut“, sagt Hamburgs Verkehrskoordinator Christian Merl. Dieser Fehler solle nun durch die drei Lärmschutztunnel behoben werden.
„Was wir hier betreiben, ist Lärmschutz und Stadtteilreparatur“, sagt Merl. Die durch die Autobahn geteilten Stadtviertel könnten wieder zusammenwachsen. „Für die Anwohner ist der jeweilige Deckel ein Segen, die werden fast nichts von der Autobahn mitbekommen.“ Vor allem in Altona dürfte die Freude groß sein. Seit 1994 gibt es dort die Bürgerinitiative „Ohne Dach ist Krach“. Ihr Kampf für Lärmschutz hat sich gelohnt: Der Baubeginn in Altona ist für 2020 geplant, die Arbeiten werden sechs Jahre andauern.
Die Abschnitte der A 7 auf Hamburger Gebiet gelten seit Jahren als überlastet. Im Bereich Stellingen werden täglich bis zu 165.000 Fahrzeuge gezählt. Damit gehört die Strecke zu den am meisten belasteten Abschnitten in Deutschland. Die Erneuerung der Autobahn 7 soll helfen, mit dem in den kommenden Jahren steigenden Verkehrsaufkommen fertig zu werden.
Doch bis zum Ende der Bauarbeiten bleibt die Fahrt auf der A 7 ein anstrengendes Unterfangen. Viele Autofahrer sind genervt, da Auf- und Abfahrten aufgrund der Baustellen teilweise gesperrt sind. Merl redet die Situation schöner, als sie ist. Man müsse sagen, „dass es kaum mehr Stau gibt als vorher“. Zudem seien „die Baustellen nicht die Ursache des Staus, sondern vielmehr die Lösung des Stauproblems“. Der Verkehrskoordinator sieht Vorteile darin, dass an mehreren Standorten gleichzeitig gebaut wird. Erfahrungen aus Schnelsen, wie etwa die Wahl der richtigen Bohrpfähle, helfen bei den Bauarbeiten in Stellingen und in Altona.
Auf Tunneldächern entstehen Parkanlagen
Der Tunnel in Stellingen wird 890 Meter lang, der in Schnelsen 560 Meter und der Tunnel in Altona sogar 2230 Meter. Auf den Dächern der Lärmschutztunnel werden Grünanlagen und Kleingärten angelegt. In Altona werden an der Autobahntrasse Wohnungen gebaut. Mit den Erlösen aus dem Verkauf der Bauflächen soll ein Teil des Altonaer Tunnels finanziert werden.
Den größeren Teil der Baukosten für die Lärmschutztunnel übernimmt der Bund. Dazu zwingen ihn die Lärmschutzbestimmungen. Da Hamburg aber unter anderem den Tunnel in Altona verlängern will, trägt es rund 170 Millionen Euro der Gesamtkosten selbst.
Die Herausforderung der Bauarbeiten an der A 7 besteht darin, dass sie „unter Verkehr“ erfolgen. Das bedeute, der Verkehr laufe während der Erneuerung auf sechs bzw. vier Spuren weiter, sagt Merl. Das sei vom Bund als Auftraggeber gefordert worden. Zur Begründung heißt es, die A 7 sei zu wichtig für den europäischen Verkehr, als dass sie auf Dauer unterbrochen werden könne.
Neue Situationen
Trotzdem müssen die Autofahrer sich auch während der Bauarbeiten immer wieder auf neue Situationen einstellen. In Schnelsen wurde beispielsweise die Auffahrt in Fahrtrichtung Süden gesperrt. „Zu groß ist das Risiko, dass bei den Einfädelungsvorgängen auf den baustellenbedingt schmaleren Fahrspuren im Tunnel ein Unfall passiert“, sagt Merl. Mit der Fertigstellung beider Röhren 2020 wird die neue Auffahrt Schnelsen geöffnet. Bis dahin bleibt diese jedoch gesperrt.
Einige Kilometer weiter südlich, unweit des Volksparks, ist bei der Erneuerung der Zufahrtsrampen und der Entwässerungsanlagen ein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Vom kommenden Donnerstag an sollen an der Langenfelder Brücke die Auf- und die Abfahrt wieder ohne Probleme möglich sein.