Hamburg . Zwei adelige Schwestern aus Othmarschen bieten ausschließlich Artikel aus dem Edelmetall an. Schnapsbecher verkauft sich am besten.
Alles glänzt. Und das sehr elegant. In den Glasvitrinen sind Leuchter, Schalen, Sahnekännchen, sogar Babyrasseln arrangiert. „Das ist unsere Sterling-Silber-Abteilung“, sagt Daniela von der Wense, als sie die Tür zum Salon der Othmarscher Jugendstilvilla öffnet. Dort gibt es silberne Bilderrahmen, Flaschenkorken mit Fohlen und Becher in allen Größen.
Direkt gegenüber stehen noch viel mehr Silbersachen, allerdings ein bisschen profaner präsentiert. „Hier haben wir die versilberten Artikel“, sagt Valeska Freifrau Knigge. Jedes Stück hat einen Namen, und – ganz diskret – ein kleines Preisschild. Die beiden Frauen sind Schwestern – und Spezialistinnen für Silberwaren.
VDW von der Wense übernahm Mitbewerber
Gemeinsam führen sie das Familienunternehmen VDW von der Wense, das unter der Marke Silberwense ein breites Sortiment von edlen Silberprodukten produziert und handelt. Der Markt ist klein, aber fein. „Es sind Wellenbewegungen“, sagt Valeska Freifrau Knigge. Aber Silber sei eigentlich immer im Trend. Im Moment erhöhe die Lust am exklusiven Landleben die Kauflust bei den Kunden.
Schon seit einigen Jahren sind die Hamburgerinnen auf Wachstumskurs. In Juni haben sie die Frankfurter Firma Precios übernommen. „Die Kollektionen ergänzen sich“, sagt Daniela von der Wense. In den kommenden Monaten sollen die Webshops beider Anbieter zusammengeführt werden.
Erste eigene Kollektionen
Dass die beiden adeligen Damen Unternehmerinnen geworden sind, hat mit ihrem Vater Gebhard von der Wense zu tun. Der Hamburger hatte in einer Reederei gearbeitet, bevor er in den 60er-Jahren seine Liebe zu Antiquitäten zum Beruf machte. Er kaufte Möbel in Großbritannien, richtete damit Konferenzräume von Reederein ein. 1974 gründete der Senior einen Antiquitätenhandel, lange mit Sitz am Großen Burstah. Im Laufe der Geschäftstätigkeit kamen antike Silberwaren dazu.
Als das Angebot der alten Stücke sank, entwickelte von der Wense erste eigene Kollektionen und spezialisierte sich immer mehr auf die feinen Glanzstücke. Seit 2009 führen seine Töchter die Geschäfte von Silberwense in Erdgeschoss der Othmarscher Familienvilla als reinen Silberwaren-Handel.
Kollektion inzwischen deutlich erweitert
„Wir sind mit einem Sortiment von 100 Produkten gestartet“, sagt Daniela von der Wense. Die 46-Jährige, die seit 1994 in der Firma ist, ist für Produktion und Entwicklung zuständig. Wenn sie an neuen Formen und Designs tüftelt, kann es schon mal passieren, dass sie sich rollenweise Alupapier besorgt. „Damit kann man einiges ausprobieren“, sagt sie. Ihre Schwester Valeska, 36 Jahre alt, ist als Betriebswirtin vor allem für die Zahlen zuständig.
Gemeinsam hat das Schwesterpaar die Kollektion inzwischen deutlich erweitert. Angeboten wird alles, was man in einem gehobenen Hausstand so braucht. Kristallschalen mit Silberrand zum Beispiel, silberne Eierbecher und Sahnekännchen. Es gibt eine Silberdose Herz für 55 Euro, das Silbertablett Heidelberg kostet 898 Euro. Und wer eine Geldscheinklammer aus dem Edelmetall möchte, kann die für 158 Euro erwerben.
Silberner Schnapsbecher ein Verkaufserfolg
Zu einem Verkaufserfolg hat sich ein silberner Schnapsbecher entwickelt, den sie Flensburg genannt haben. „Der ist so beliebt, dass er kurzfristig schon mal ausverkauft war“, sagt Valeska Freifrau Knigge. Das Becherchen, mit 45 Euro in der Sterling-Variante im unteren Preissegmet, ist vor allem bei Jägern angesagt. Man kann ihn mit Tiermotiven gravieren lassen, zur Wahl stehen Hase, Hirsch, Ente oder Keiler. Mehrere Hundert Exemplare verkauft Silberwense im Jahr. Insgesamt beträgt der Jahresumsatz eine halbe Million Euro, etwa ein Drittel des Geschäfts läuft über den Onlineshop. „Tendenz steigend“, sagt Daniela von der Wense.
Produziert werden die Glanzstücke in Fachbetrieben in Italien, Spanien, teilweise auch in Asien. Dabei spielt der Silberpreis eine Rolle. „In den letzten Jahren lag der sehr stabil zwischen 16 und 18 US-Dollar pro Feinunze“, sagt Valeska Freifrau Knigge.
Zweites Standbein sind Pokale
Für die Gravuren ist Hubertus von der Wense zuständig. Der Vetter der Silberwense-Schwestern hat seinen Arbeitsplatz ebenfalls im Familienbetrieb. Gerade fertigt er ein besonders schwieriges Stück. Mehrere Dutzend Namen sollen einen Silberteller zieren, dazu ein Wappen. „Das übertrage ich in eine Software, die dann die Spezialmaschine steuert“, erklärt der Graveur. 80 Prozent der Artikel werden mit Gravur verkauft. Für einen Namenszug zahlt man 15,90 Euro, kommt ein Datum dazu sind es 19,90 Euro.
„Unsere Silbersachen werden hauptsächlich als Geschenke gekauft“, sagt Daniela von der Wense. Zu Geburt, Taufe oder Hochzeit werden gern Klassiker wie Serviettenringe, Taufbecher und Leuchter verschenkt. „Das sind Dinge, die die Beschenkten ein Leben begleiten.“ Ein zweites Standbein sind Pokale für Sportveranstaltungen, etwa Polo-Turniere.
Bleibt die Frage, was man tut, um Silber zu reinigen. „Das ist viel unkomplizierter, als man denkt. Man kann Silber auch in die Geschirrspülmaschine stellen“, sagt Valeska Freifrau Knigge und empfiehlt besonders einfaches Geschirrmittel. Wenn Silber angelaufen ist, hilft dagegen nur eins: putzen. „Immerhin sieht man schnell Erfolg“, sagt Daniela von der Wense und lacht. Und dann glänzt wieder alles.