Hamburg. Mehrere S-Bahn-Stationen in Altona wurden den gesamten Donnerstag nicht angefahren. Betroffene konnten Fernzüge nutzen.
Ein brennendes Stromkabel im Bahnhof Altona sorgte am Donnerstag für Chaos im öffentlichen Nahverkehr und Verwirrung unter den Fahrgästen. Von 9.30 Uhr bis Betriebsschluss konnten die Haltestellen Reeperbahn, Königstraße und Altona nicht von den Zügen der Linien S1 und S3 angefahren werden. Die Feuerwehr war bis 11.55 Uhr vor Ort, um das Feuer zu löschen und den Tunnel mithilfe eines Großlüfters zu entrauchen. Von der ursprünglichen Planung, die Strecke gegen 13 Uhr wieder für den Zugverkehr freizugeben, musste sich die Bahn aber verabschieden.
Über Nacht reparierten Techniker die Kabelanlage, sodass die Züge seit Betriebsbeginn gegen 3.30 Uhr wieder uneingeschränkt fahren. Damit hatte selbst die Deutsche Bahn lange Zeit nicht gerechnet. Am Donnerstag hieß es noch auf Anfrage: "Wenn wir Glück haben, fahren die Züge morgen wieder", so ein Sprecher.
Vewirrung um Freigabe der ICE
Um die Pendlerbusse, die U-Bahnen und den regulären Busbetrieb während des folgenschweren Ausfalls zu entlasten, gab die Deutsche Bahn alle Fernverkehrszüge zwischen Altona und dem Hauptbahnhof für Hamburger Fahrgäste frei. Dies teilte das Unternehmen zwar via Twitter mit, erreichte aber offenbar nicht alle seine Mitarbeiter. Am völlig überlaufenen Service Point der Bahn am Hauptbahnhof angekommen, wurden Fahrgäste abgewiesen, die den ICE als Alternative nutzen wollten. "Man wird hier von links nach rechts gejagt", beschwerte sich ein Abendblatt-Leser. "Unter den Fahrgästen herrscht große Verwirrung."
Auf Nachfrage bekräftigte ein Mitarbeiter der Bahn am frühen Abend, dass die HVV-Fahrgäste sämtliche Fernverkehrszüge auf der Strecke nutzen dürfen, bis der S-Bahn-Betrieb in Altona wieder aufgenommen werden kann. "Sollten Fahrgäste abgewiesen worden sein, tut uns das natürlich leid", sagte der Sprecher weiter. "Je nachdem, wann die Fahrgäste nachgefragt haben, ist es möglich, dass nicht alle Mitarbeiter unmittelbar von der Freigabe des Fernverkehrs erfahren haben. Diese gilt aber", betonte der Sprecher.
Schnellbusse konnten ohne Zuschlag genutzt werden
Zudem durften die Schnellbusse der Linien 36 und 37 ohne Zuschlag genutzt werden und Fahrgäste hatten die Möglichkeit, auf die umliegenden Buslinien 111 und 112 auszuweichen, um ihr Ziel zu erreichen. Außerdem wurden zwei Gelenkbusse eingesetzt, die zwischen Reeperbahn und Altona pendelten, um Betroffene zu den Anschlussbahnhöfen zu bringen. Ab Landungsbrücken fuhren die S-Bahnen in Richtung Hauptbahnhof regulär.
Kommentar: Die Fehler der Deutschen Bahn
Für den Einsatz der Feuerwehr am Donnerstagmorgen musste der Strom zeitweise abgestellt werden, wodurch Fahrgäste nicht umgehend über den Ausfall informiert werden konnten. Die Anzeigetafeln fielen aus und auch Lautsprecherdurchsagen waren nicht mehr möglich. Erst mit der Evakuierung der Bahnsteige durch die Feuerwehr wurden die Fahrgäste in Kenntnis gesetzt. Bahn-Mitarbeiter versuchten mit Megafonen, die Passagiere zu erreichen.
Stromausfall auch am Dammtor
Durch den abgeschalteten Strom war es zwischen 10.44 Uhr und 12.15 Uhr auch zum kompletten Ausfall der Anzeigetafeln und Notrufsäulen an den Stationen Sternschanze, Holstenstraße und Dammtor gekommen, die von der S21 und S21 bedient werden. Die Bahn richtete für diesen Zeitraum eine Notfallnummer ein. Seit die Feuerwehr ihre Arbeiten abgeschlossen hat, funktionieren die Informations- und Notrufanlagen wieder.
Nach Angaben eines Bahnsprechers waren die Notrufsäulen betroffen, weil deren Stromkabel auch in dem vom Brand betroffenen Schacht verlaufen. „Die Säulen verfügen über einen Akku, der sie noch eine Zeit lang im Betrieb hält“, sagte der Sprecher. Diese liefern jedoch für nur rund eine Stunde Energie.
Bereits in den frühen Morgenstunden hatte ein Stromausfall für erhebliche Behinderungen bei der S-Bahn im City-Tunnel gesorgt. Vermutlich hängen beide Vorfälle miteinander zusammen. Das werde derzeit von den Technikern der Bahn geprüft, teilte eine Sprecherin mit.
Nicht der erste Vorfall bei der Bahn
In diesem Jahr kam es bereits zu mehreren schweren Störungen im Bahnverkehr. Die Bahn betont, dass äußere Einflüsse – wie Personen auf den Gleisen – für die meisten Ausfälle verantwortlich seien. Die Ursache des aktuellen Kabelbrands ist noch ungeklärt.
Der FDP-Verkehrsexperte Wieland Schinnenburg fordert eine genaue Analyse. „Der City-Tunnel wurde jüngst mehrfach generalüberholt. Das wirft die Frage auf, wie es dort zu Störungen kommen kann.“