Hamburg. Das Unternehmen plant in Poppenbüttel die Eröffnung zum Jahreswechsel – und in Berlin den größten Trampolinpark der Welt.
Wer möchte, kann mit dem Kanu zur Arbeit kommen. Direkt am Mühlenkampkanal in Winterhude liegt die Zentrale vom Jump House. Der opulente Holzanleger lädt zur Mittagspause ein, Sonnenschein inklusive – und einen Hintereingang zum Büro gibt es auch. Der Hauptzugang liegt in einem Hinterhof des Mühlenkamps. In dem ehemaligen Fabrikgebäude sitzt seit einem Jahr die Holding des Hamburger Start-ups. Insgesamt 18 Mitarbeiter kümmern sich um Personal, Marketing, IT und Finanzen – und bereiten die weitere Expansion vor. Das sechsköpfige Team dafür hat derzeit viel zu tun.
„Um den Jahreswechsel herum wollen wir in Poppenbüttel einen Trampolinpark eröffnen“, sagt Christoph Ahmadi, der das Unternehmen zusammen mit Till Walz (beide 43) gegründet hat. Nach langer Suche im Bezirk Wandsbek ist der Mietvertrag für eine frühere Logistikfläche nun unterschrieben, der Bauantrag eingereicht. Rund 5000 Quadratmeter sollen in zwei Hallen zu Sprungflächen umgebaut werden.
Jump House binnen knapp drei Jahren aus dem Nichts gewachsen
Acht bis zehn verschiedene Bereiche wird es geben. Dazu gehören die Klassiker im ersten Jump House, das im Dezember 2014 in Stellingen aufmachte: Free Jump (freier Bereich), Dodge-Ball (eine Art Völkerball), Basketball und die Battle Box, in der wie in der US-Show „American Gladiators“ miteinander gekämpft werden kann. Zudem soll es neue Attraktionen geben, die noch nicht genannt werden sollen. Investiert werde eine niedrige bis mittlere einstellige Millionensumme, so das Unternehmen, das sich über seine Finanzen traditionell bedeckt hält. Das Finanzierungskonzept beruhe auf mehreren Säulen.
„Die Walddörfer sind ein idealer Standort“, sagt Ahmadi. „Hier leben viele Familien, die Region ist einkommensstark, und das Einzugsgebiet reicht bis weit nach Schleswig-Holstein hinein.“ Im vierten Quartal soll mit dem Umbau begonnen werden, zwei bis drei Monate veranschlagt das Unternehmen für die Fertigstellung. Neben dem Sport- und dem Umkleidebereich wird es eine großzügige Gastronomie geben, in der Eltern, die ihren aktiven Nachwuchs gefahren haben, die Zeit verbringen können. Kalte und warme Speisen wie Bagels, Panini, Kuchen und Slush-Eis sollen ebenso wie heiße und kalte Getränke angeboten werden. „Wir werden dort um die 100 Arbeitsplätze schaffen“, sagt Ahmadi.
Insgesamt ist das Unternehmen binnen knapp drei Jahren aus dem Nichts auf 474 Beschäftigte gewachsen, der Großteil arbeitet in Teilzeit. Neben der 3000 Quadratmeter großen Halle in Stellingen gibt es noch Trampolinparks in Berlin, Flensburg, Köln und Leipzig. Die am 27. Januar in der sächsischen Universitätsstadt eröffnete Fläche ist mit etwa 5000 Quadratmetern Deutschlands größter Park – noch. Denn um den Jahreswechsel herum ist eine zweite Neueröffnung geplant.
Kunden kommen vor allem aus Hamburger Westen und Niedersachsen
„In Berlin-Zehlendorf werden wir den vermutlich größten Trampolinpark der Welt aufmachen“, sagt Ahmadi, der dort nochmals gut 100 Arbeitsplätze schaffen will. Angemietet sind rund 7500 Quadratmeter – das ist etwas größer als ein durchschnittliches Spielfeld in der Fußball-Bundesliga. Wenn die Halle gut läuft, kann die Fläche in einer ehemaligen Logistikhalle noch ausgeweitet werden. Eine Kannibalisierung mit dem Standort Reinickendorf befürchtet er nicht, beide Hallen seien rund 25 Kilometer voneinander entfernt. Reinickendorf soll Gäste aus dem Norden der Hauptstadt anziehen, Zehlendorf den Süden bis einschließlich Potsdam abgreifen.
Auch in Hamburg sei die Überlappung zwischen beiden Standorten gering. Die frühere Tennishalle an der Kieler Straße 572 ziehe eher Familien aus Niedersachsen und dem Westen der Hansestadt an – und melde immer noch ansteigende Besucherzahlen. Um insbesondere mehr Jugendliche und junge Erwachsene anzuziehen, soll die Halle im Spätsommer umgebaut werden und zwei neue Attraktionen erhalten – um welche es sich handelt, ist noch Betriebsgeheimnis.
Nicht mehr zum Betrieb gehört Alexander Bode. Das Mitglied der bekannten Hamburger Kaufmannsfamilie, der die gleichnamige Schuhladen- und Optikerkette gehört, war im Oktober 2015 als Partner eingestiegen, baute die Halle in Flensburg auf und wollte mit der Jump House Nord GmbH die Expansion in Städten wie Kiel, Lübeck und Rostock vorantreiben. Die Anteile an der Gesellschaft sind nun im Besitz von Ahmadi und Walz. Zum Jahresanfang habe man sich „im Guten“ getrennt, sagt Ahmadi. Bode habe sich anderen Perspektiven widmen wollen. Man sei dem Wunsch gern nachgekommen, zumal man eine Änderung der Strategie zu dem Zeitpunkt beschlossen habe. „Wir konzentrieren uns zunächst auf die Großstädte und Ballungsräume.“
Dieses Jahr will das junge Unternehmen Gewinn machen
An zwei weiteren Standorten seien die Verhandlungen über Mietverträge weit fortgeschritten. Der frühere Cinemaxx-Vorstand Ahmadi hofft, sie in vier bis acht Wochen verkünden zu können. Es soll sich um zwei Städte handeln, die für den Hamburger Gründerpreisgewinner von 2016 bisher weiße Flecken auf der Landkarte sind. Mittlerweile gebe es auch Anfragen von Eigentümern, die auf ihren Grundstücken speziell Hallen nach Maß für Jump House bauen wollen.
Von dem im Frühjahr 2016 verkündeten Ziel, zehn Standorte bis Ende 2017 zu betreiben, rückt die Firma ab. Das ist eine Erfahrung, die man in der Vergangenheit sammelte. Manchmal zerschlügen oder verzögerten sich Projekte. Man wolle nicht auf Zwang, sondern gesund wachsen, sagt Ahmadi: „Trotz der hohen Investitionen wird die Gruppe in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben.“ Knapp drei Jahre nach dem Start ist das für ein junges Unternehmen ein zügiges Erreichen der Gewinnzone. Vom grundsätzlichen Expansionskurs will er aber nicht abweichen, weil man in der jungen, aber schnell wachsenden Branche sein Terrain abstecken müsse. Ahmadi: „Unser Ziel sind 20 Parks bis 2020. Wir sind auch offen für das benachbarte Ausland.“