Hamburg. Der Besuch kostet eine Familie schnell 200 Euro. Viele können sich das nicht mehr leisten. Doch es gibt günstige Alternativen.

Ein sonniges Wochenende – viel Zeit also, um mit der Familie etwas zu unternehmen. Für Kinder ist der Besuch im Vergnügungspark, Freibad oder Zoo oft das Größte. Doch viele Eltern müssen beim Blick auf die Eintrittspreise schlucken. Schnell kommt bei ihnen die Frage auf: Können wir uns das überhaupt leisten?

Beispiel Freizeitpark: Der Spaß mit Achterbahn, Kettenkarussell und Wildwasserrutsche kostet an der Kasse vor Ort für ein zehnjähriges Kind zwischen 25,50 Euro und 39 Euro. Sind größere Geschwister von zwölf oder 13 Jahren dabei, müssen sie oft wie ihre Eltern den vollen Erwachsenenpreis zahlen, also bis zu 46 Euro pro Nase. Später belasten noch Pizza, Eis und Getränke die Familienkasse. Die 200 Euro sind schnell ausgegeben. Der Tagesausflug einer vierköpfigen Familie wird damit zur viertägigen Last-Minute-Reise für eine Person nach Gran Canaria – zumindest was den Preis betrifft.

Unternehmungen wie den Besuch im Freizeitpark können viele Familien vergessen, da ist sich der Verein Dago Kinderlobby sicher. „Schon lange haben selbst Normalverdiener Probleme, sie zu finanzieren“, sagt die Vereinsvorsitzende Edith Aufdembrinke. „Ich kenne viele Familien, bei denen ein Elternteil darauf verzichtet, in den Freizeitpark mitzukommen, damit es nicht zu teuer wird.“

Auch ein Ausflug zu Elefanten, Giraffen und Zebras hat einen stolzen Preis. Beim Tierpark Hagenbeck ist die vierköpfige Familie mit Kindern zwischen vier und 16 Jahren mit 60 Euro dabei (ohne das Tropenaquarium – die Kombikarte liegt bei 85 Euro). Zwar bieten sowohl Hagenbeck als auch viele Freizeitparks Jahreskarten an, doch die lohnen sich nur, wenn es nicht bei nur einem Besuch im Jahr bleibt. Da wird der Ausflug in den Wildpark schnell zur Alternative. Denn vergleichsweise günstig erscheint dagegen die Familienkarte zum Preis von 31,50 Euro (Wildpark Eekholt).

Verpflegung als Kostenfalle

Beliebt bei vielen Kindern sind außerdem Indoor-Spielplätze. Aber auch hier sind die Eintrittspreise für Eltern weniger erfreulich. Für zwei Erwachsene und zwei Kinder kostet der Besuch an einem Sonntagnachmittag zwischen 21 Euro (Spielstadt XXL) und 40 Euro (Rabatzz). In der Trampolinhalle Jump­house darf für zwölf Euro gesprungen werden (für jedes Alter) – zumindest eine Stunde lang. „Die Anlage ist sehr personalintensiv“, begründet Jump­house-Sprecherin Isabel Albrecht die Eintrittspreise. 14 Mitarbeiter würden als Aufsicht eingesetzt, um die Sicherheit zu gewährleisten. „Auch die Instandhaltungskosten sind hoch.“

Doch nur mit dem Eintritt allein ist es noch nicht getan. „Vor allem die Ausgaben für Essen und Trinken sind unkalkulierbar“, sagt Kinderlobbyistin Aufdembrinke. Dass Eltern für Pommes, Eis oder Brause zu tief in die Tasche greifen müssen, sieht auch die Hamburger Verbraucherzentrale so. „Die Verpflegung macht den Besuch im Freizeit- oder Tierpark für Familien erst richtig teuer“, sagt Silke Schwartau. Die Leiterin der Abteilung Ernährung bemängelt vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis der Speisen und Getränke. „Es ist nicht nur zu teuer, sondern auch nicht kindgerecht. Die Getränke sind oftmals zu zuckerhaltig, das Essen zu fettig“, so die Verbraucherschützerin. Sie erreichten immer wieder Beschwerden.

Wie stark die Zusatzkosten beim Familienausflug zu Buche schlagen, hat die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen ermittelt – diese sind nicht zu unterschätzen. „Ein Drittel bis zur Hälfte des Eintrittspreises kommen im Durchschnitt für Pommes, Tierfutter und Souvenirs dazu“, sagt der wissenschaftliche Leiter, Ulrich Reinhardt.

Mehrheit der Besucher ist zufrieden

Dennoch ist die große Mehrheit der Besucher mit den Preisen und den dafür gebotenen Leistungen zufrieden. „Vier von fünf Besuchern von Freizeitparks, Zoos und Indoor-Spielplätzen sagen, dass der Besuch sein Geld wert war“, sagt Reinhardt. „Nicht so gut schneiden im Vergleich Erlebnisschwimmbäder ab.“ So sei ein Drittel der Besucher der Meinung, zu viel Geld gezahlt zu haben. Am unzufriedensten sind die Besucher von Jahrmärkten, wie etwa dem Hamburger Dom. „Hier hat nicht einmal die Hälfte das Gefühl, genügend Spaß und Action für sein Geld zu bekommen.“

Die Politik habe auf die Eintrittspreise von Freizeitparks und Co. keinen Einfluss. „Privatwirtschaftlich betriebene Einrichtungen sind in ihrer Preisgestaltung frei“, sagt Uwe Lohmann, familienpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Er verweist darauf, dass es Vergünstigungen wie den Ferienpass bereits gibt. „Im Eigeninteresse sollten die Betreiber aber natürlich immer darauf achten, dass sie gerade auch für Familien mit kleinerem Geldbeutel attraktiv sind und bleiben.“

Nur mit dem Eintritt allein ist es noch nicht getan

Problematisch seien die Preise vieler Freizeitangebote insbesondere für kinderreiche Familien, meint CDU-Familienexperte Philipp Heißner. „Etwa der Besuch in Schwimmbädern kann mit mehreren Kindern zu einer teuren Angelegenheit werden“, sagt er. Zwei Stunden planschen im Holthusenbad kostet zwei Erwachsene und zwei Kinder an einem Sonnabend zum Beispiel 26 Euro.

Bei dem städtischen Betreiber Bäderland gibt es zwar Familientarife, doch die sind für CDU-Mann Heißner nicht ausreichend. „Öffentliche Freizeit-, Kultur- und Sportangebote sollten Familieneintrittskarten anbieten, die die Zahl der Kinder einer Familie nicht begrenzen.“ Darunter fielen auch die Familienfahrkarten des HVV, bei denen die kostenfreie Mitnahme von bis zu drei Kindern gilt (z. B. Tagesticket für 6,20 Euro).

Spaß muss nicht immer Geld kosten

Kinderlobbyistin Aufdembrinke wünscht sich vor allem ein Entgegenkommen bei den Verpflegungspreisen. So sollte aus ihrer Sicht ein Gutschein für ein Eis oder ein Getränk schon im Eintrittspreis für Kinder enthalten sein. „Es muss nichts Aufwendiges sein. Aber es wäre schön, wenn Familien zumindest bei Speisen und Getränken sparen könnten.“

Obwohl es teuer ist, lassen sich die meisten Familien dennoch nicht vom Tier- oder Freizeitparkbesuch abbringen. Forscher Reinhardt: „Die Deutschen würden sich eher im Alltag einschränken, als auf Erlebnisstunden zu verzichten.“ Allerdings muss Spaß nicht immer auch Geld kosten. Auch die Riesenrutsche auf dem Spielplatz oder der Waldspaziergang begeistern Kinder.