Hamburg. Hochbahn-Chef Henrik Falk spricht im Abendblatt-Interview über die Herausforderungen beim Bau der neuen U-Bahnlinie.
Der Bau der Linie U 5 inklusive der neuen Fahrzeuggeneration DT 6, der Ausbau des WLAN-Netzes und die Anschaffung von Batteriebussen im großen Stil. Über den aktuellen Stand der Planungen und die Herausforderungen spricht Hochbahn-Chef Henrik Falk im Abendblatt-Interview.
Hamburger Abendblatt: Das größte Verkehrsprojekt in Hamburg ist der Bau der Linie U 5. Wie ist der Stand der Planungen?
Henrik Falk: Die neue U 5 ist ein Meilenstein für den Hamburger Nahverkehr. Wir haben das Ziel, die Planungen für den Bau der U 5 bis 2019 abzuschließen. Das heißt, dann werden die gesamte Linienführung, die Lage der Haltestellen, das Bauverfahren und auch die Kosten feststehen. Der Baubeginn ist voraussichtlich 2021, dann könnte der erste Streckenabschnitt 2026/27 in Betrieb genommen werden. Insgesamt wird der Bau der U 5 rund eine Dekade in Anspruch nehmen.
Bereits Ende dieses Jahres soll feststehen, wie der Streckenabschnitt Ost zwischen dem Bramfelder Dorfplatz und dem New-York-Ring in der City Nord exakt verlaufen soll.
Gibt es bereits eine erste Kostenschätzung?
Falk: Nein, und das wäre auch nicht seriös. Um die Kosten nennen zu können, müssen die Planungen abgeschlossen sein. Natürlich gilt bei den Planungen, dass das Nutzen-Kosten-Verhältnis, das ja auch für die Förderung des Projekts wichtig ist, für uns höchste Priorität hat.
Welche Strategie fahren Sie bei der Bürgerbeteiligung?
Falk: Wir haben die Bürger bereits in einem frühen Stadium der Planungen mit einbezogen. Wenn es um Themen wie die Lage der Haltestellen oder die Streckenführung geht, ist uns die Meinung der Anlieger und der Kunden wichtig.
Es soll für die U 5 eine neue Fahrzeuggeneration eingesetzt werden. Welche Anforderungen muss diese erfüllen?
Falk: Für die neue Linie wird der DT 6 entwickelt. Die Herausforderung ist, eine Fahrzeuggeneration der Zukunft zu entwickeln, die natürlich mit der modernsten innovativen Technik ausgestattet ist, aber die sich auch an den Lifestyle-Bedürfnissen der Fahrgäste orientiert. Dafür arbeiten wir zum Beispiel mit einem Zukunftsforscher zusammen.
Welche Anforderungen soll der DT 6 noch erfüllen?
Falk: Die Züge sollen automatisch fahren, auch ohne Zugführer, und so im Idealfall einen 60-Sekunden-Takt ermöglichen. Zudem soll der DT 6 auch auf den anderen Linien eingesetzt werden können, allerdings in einer technisch weniger anspruchsvollen Version, denn das automatische Fahren wird zunächst aufgrund der Voraussetzungen nur auf der U 5 möglich sein.
Wie ist hier der Planungsstand?
Falk: Natürlich arbeiten wir auch hier auf Hochtouren, denn Anfang des nächsten Jahrzehnts müssen wir die ersten neuen DT-6-Fahrzeuge bestellen, wenn diese 2025 auf der Strecke eingesetzt werden sollen. Wichtig ist auch, dass ein Modell entwickelt wird, das etwa 40 Jahre lang im Streckennetz eingesetzt werden kann.
Von 2020 an sollen nur noch emissionsfreie Busse angeschafft werden.
Falk: Es läuft aktuell eine Ausschreibung für 60 Batteriebusse. Wir werden uns im ersten Halbjahr 2018 entscheiden, welcher Hersteller den Zuschlag erhält, und die neuen Fahrzeuge sollen ab dem zweiten Halbjahr 2019 beziehungsweise 2020 in Hamburg fahren. Fest steht, die Zeit des Testens ist vorbei. Die Hersteller müssen uns jetzt serientaugliche Busse präsentieren und keine Prototypen mehr. Der Bedarf ist schließlich groß, bereits 2025 sollen etwa 400 batteriebetriebene Hochbahn-Busse in Hamburg eingesetzt werden.
Die Hochbahn hat eine WLAN-Offensive gestartet. Wie zufrieden sind Sie mit der Umsetzung?
Falk: Wir halten unseren Zeitplan ein. Der Großteil der rund 1000 Fahrzeuge umfassenden Busflotte soll bis Ende des Jahres kostenloses WLAN bieten. Die Haltestellen werden sukzessive mit diesem Service ausgerüstet, und die Arbeiten sollen Ende 2018 abgeschlossen sein. Zudem sind die U-Bahn-Tunnel mittlerweile technisch so ausgerüstet, dass hier der LTE-Empfang möglich ist.
Aber wann kommt das freie WLAN in den U-Bahnen?
Falk: Ob wir das freie WLAN auch in den U-Bahnen anbieten, werden die Erfahrungen der kommenden Jahre zeigen. Technisch ist das möglich, aber hier spielen auch die Kosten eine Rolle. Jetzt schauen wir erst mal, wie der LTE-Empfang funktioniert.
Wie haben sich die Ansprüche der Fahrgäste verändert?
Falk: Die Kunden wollen nicht mehr nur sicher von einem Ort zum anderen befördert werden, sondern erwarten, dass auf ihre persönlichen Bedürfnisse eingegangen wird. Dazu zählt eben WLAN, aber auch viele andere Angebote im Zuge der Digitalisierung wie zum Beispiel Störungsmeldungen per WhatsApp, USB-Ladebuchsen, aber auch ein modernes Ticketing via Smartphone sowie eine optimale Vernetzung mit anderen Mobilitätsangeboten wie Car- und Bikesharing. Das alles natürlich nur auf der Basis der klassischen Tugenden wie Zuverlässigkeit, Sauberkeit und Sicherheit.
Die Hochbahn wird eine sogenannte Platzampel testen, die zeigen soll, in welchen U-Bahn-Wagen noch Sitzplätze frei sind. Wie weit sind die Planungen?
Falk: Wir wollen im Herbst 2017 mit einem Pilotprojekt an der U-Bahn-Haltestelle Wandsbek Markt starten. Noch wird von unseren Experten geprüft, wie die technische Umsetzung erfolgen kann. Angezeigt werden soll die Platzampel über LED-Leuchten am Bahnsteig.
Wie geht es dann weiter?
Falk: Der Zeitraum für das Pilotprojekt wird rund ein halbes Jahr sein. Dazu gehört auch eine Befragung der Fahrgäste. Danach werden wir entscheiden, ob die Platzampel künftig an stark frequentierten Verkehrsknotenpunkten installiert wird.
Die Wünsche Ihrer Fahrgäste scheinen Ihnen wichtig zu sein. Viele Bürger würden eine Wiedereinführung des Linienverkehrs auf der Alster begrüßen, um eine zusätzliche Verbindung von Winterhude in die Innenstadt zu haben. Was sagen Sie dazu?
Falk: Das ist sicherlich aus Sicht von Fahrgästen und der Bezirkspolitik eine charmante Idee. Aber für einen Linienverkehr auf der Alster sehe ich keine gesicherte dauerhafte Nachfrage, die ein solches Angebot von den Kosten her vertretbar erscheinen lässt.