Hamburg. Jetzt rücken Umzugsleute und Handwerker an: Wie Hörsäle, Büros, Bücher und Arbeitsplätze vom Campus in die City Nord gelangen.
Fünf Möbellaster und zwei Umzugsunternehmen im Rund-um-die-Uhr-Betrieb – wenn ein Unigebäude geräumt wird, sind Höchstleistungen gefragt. Das gilt auch für den Auszug aus dem 14-stöckigen Philosophenturm, der am Montag begonnen hat. Sieben Hörsäle, mehr als 50 Seminarräume, mehrere Bibliotheken und rund 600 Arbeitsplätze müssen ausgeräumt, Inhalt und Inventar verpackt und an den Ausweichstandort in der City Nord transportiert werden.
Das mit 52 Metern höchste Gebäude auf dem Uni-Campus muss komplett saniert werden. Zum 1. Oktober läuft die Betriebsgenehmigung aus, eine Verlängerung wäre wohl nicht erteilt worden. Der 1963 erbaute „Philturm“ muss in Sachen Brandschutz und Barrierefreiheit nachgerüstet werden, außerdem ist die Rede von Schadstoffsanierung, Entkernung, dem Neubau von Decken, Wänden und Fußböden sowie einer Neustrukturierung.
Der Umzug dauert zwei Monate
Damit Studierende und Mitarbeiter so wenig wie möglich eingeschränkt werden, erfolgt der Umzug in den Semesterferien. Zwei Monate wird er voraussichtlich dauern. In den ersten vier Wochen ziehen „nur“ die Bibliotheken um, die sich auf sieben Stockwerke verteilen und insgesamt rund 700.000 Medien umfassen. Danach folgen die Arbeitsplätze und Büros der Mitarbeiter aus Wissenschaft und Verwaltung sowie die der Studenten. Viele bieten eine spektakuläre Aussicht.
Wie die Historische Bibliothek im neunten Stock, die bei dem Umzug den Anfang macht. Hier lagern die Mitarbeiter der Logistikunternehmen Sellenthin und Krügel Confern unermüdlich die Bücher aus den Regalen in Aktenrollwagen um. „Damit nichts durcheinander kommt, haben wir ein spezielles Ablagesystem“, sagt Jürgen Zimmermann, einer der Projektplaner. Grundsätzlich gelte: links anfangen und dann von oben nach unten. Im Akkord werden die Bücher umgelagert und mit dem Fahrstuhl zu den unten wartenden Lastern gebracht. Sobald einer voll ist, rollt er los und der nächste fährt vor.
Sechs Kilometer weiter, am Überseering 35, wird alles wieder ausgepackt. Dort, im zwölfstöckigen ehemaligen Shell-Hochhaus, geht mit Beginn des Wintersemesters der Lehr- und Arbeitsbetrieb für die Studenten und Mitarbeiter des Philosophenturms weiter, bis dessen Sanierung abgeschlossen ist. Das „Ü35“ genannte Gebäude teilt sich die Uni, die darin mindestens zwei Drittel der Fläche belegt, mit anderen Mietern – darunter Versicherungsfirmen, aber auch die Soko „Castle“, das Einbruchs-Ermittlerteam der Polizei.
Die zentrale Bibliothek soll 6000 Quadratmeter umfassen
Mindestens drei Jahre wird die Nachbarschaft der 7500 Studenten zu den Polizisten dauern, denn so lange wird die Sanierung des „Philturms“ dauern.
„Bei der Innenmodernisierung sollen unter anderem die sicherheits-, schall- und brandschutztechnischen Bedingungen verbessert werden“, sagt Uni-Sprecherin Merel Neuheuser. Ein wesentlicher Bestandteil der Maßnahmen sei auch die Zusammenfassung der vielen verstreut liegenden Bibliotheken zu einer neuen zentralen Einheit, die sich mit insgesamt mehr als 6000 Quadratmeter Nutzfläche über fünf Geschosse erstrecken und einen eigenen Fahrstuhl erhalten wird.
Außerdem erhält der „Philturm“ ein weiteres Treppenhaus, einen zusätzlichen Fahrstuhl sowie eine neue Steuerungsanlage für die alten Aufzüge, um deren Transportleistung zu erhöhen. Darüber hinaus sollen Gebäudebereiche mit großem Zulauf – wie die Bibliothek, die Studienbüros und einige Seminarräume – im Zuge der Neustrukturierung in die unteren Geschosse gelegt werden.
Auch Fassade des WiWi-Bunkers wird saniert
Dass die Sanierung erst ab Januar 2018 beginnen kann, begründet Gebäudemanager Thomas Faasch mit den Schwierigkeiten, ein Ausweichquartier zu finden. „Die Uni hat zwei Jahre lang ein Gebäude gesucht, das groß genug ist.“ Erst Anfang 2017 sei mit dem „Ü35“ eine geeignete Interimslösung gefunden worden. Wie teuer die Sanierung des markanten Uni-Gebäudes wird, kann die Wissenschaftsbehörde noch nicht genau sagen. „Die konkreten Planungen gehen jetzt erst los“, sagt Sprecherin Julia Rauner. Schätzungen in der Vergangenheit seien von Kosten in Höhe von 60 Millionen Euro ausgegangen. Sobald konkrete Zahlen ermittelt seien, werde man die Bürgerschaft um Zustimmung bitten. Das werde voraussichtlich Anfang 2018 der Fall sein.
Die Sanierung des „Philturms“ wird nicht die einzige Baumaßnahme auf dem Uni-Campus sein: Derzeit wird dort die Fassade des WiWi-Bunkers saniert