Hamburg. Vom Hamburger Senat zugesagte Erweiterung der Hochschule in Planten un Blomen könnte Gewächshäuser gefährden.
Die Bucerius Law School soll erweitert werden. Darüber sind sich die Stadt und die Zeit-Stiftung, die Trägerin und Gründerin der privaten Hochschule für Rechtswissenschaft ist, einig. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Professor Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der Zeit-Stiftung, „dass der geplante Standort für das Erweiterungsgebäude das jetzige Kindergartengelände gegenüber den Schaugewächshäusern und ein angrenzendes Grundstück an der Marseiller Straße umfasst“.
Dem Vernehmen nach ist es Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ein besonderes Anliegen, dass die Zeit-Stiftung ihre Planungen umsetzen kann. Doch neben den Grünen kritisieren vor allem drei prominente SPD-Politiker das Bauvorhaben: „Das neue bis zu achtgeschossige Gebäude darf nicht gegenüber der Schaugewächshäuser errichtet werden, denn dadurch würde es eine Verschattung geben – und das würde das Ende für die Schaugewächshäuser bedeuten, die seltenen Pflanzenarten könnten dann hier nicht mehr existieren“, sagte die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Anne Krischok, die auch Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens Hamburg e.V. ist.
Gegner befürchten eine Verschattung
Die unter Denkmalschutz stehenden Gewächshäuser, die im Alten Botanischen Garten (heute Planten un Blomen) stehen, seien eine Attraktion und würden von rund 300.000 Menschen pro Jahr besucht. Auch diese Belange müssten bei den Planungen für eine Erweiterung der Bucerius Law School berücksichtigt werden. Generell sei diese zu begrüßen, aber an einem anderen Standort auf dem Gelände der Hochschule, so Krischok weiter.
Auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber plädiert für eine andere Lösung: „Die Erweiterung ist sinnvoll, aber ein 8000 Quadratmeter großes Gebäude an dem geplanten Standort nicht. Eine Verschattung der Schaugewächshäuser darf es nicht geben, außerdem muss untersucht werden, ob eine solche Bebauung mit dem Denkmalschutz vereinbar ist.“ Sein Vorschlag: „Entweder müsste ein Teil des Neubaus unter der Erde gebaut werden oder am besten gleich auf dem Parkplatz der Bucerius Law School.“
Die mehr als 50 Jahre alten Schaugewächshäuser sollen für insgesamt 26,3 Millionen Euro umgestaltet und modernisiert werden. An den Kosten wird sich der Bund mit 13,15 Millionen Euro beteiligen, den Rest bezahlt die Stadt. Die Mittel des Bundes hatte der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD) eingeworben: „Wir sind sehr stolz darauf, dass die Sanierung dieser Attraktion gesichert ist. Der Erhalt der Schaugewächshäuser macht aber keinen Sinn, wenn diese im Schatten eines Neubaus stehen.“ Er unterstütze die Erweiterung, so Kahrs, allerdings würde auch er diese auf dem Parkplatz bevorzugen.
Akuter Bedarf vorhanden?
Auch Mittes Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg hat Bedenken. So stelle sich zunächst einmal die Frage, ob es überhaupt einen akuten Bedarf für einen weiteren Gebäudetrakt gebe. Außerdem sollten durch die Verfüllung der Marseiller Straße der Park erweitert und die Radfahrverbindung zwischen Karolinenviertel und Bahnhof Dammtor wesentlich verbessert werden.
Wie berichtet, soll Planten un Blomen an dieser Stelle um rund 1,4 Hektar Grünfläche erweitert werden. „Deshalb ist es nicht nachvollziehbar, wenn ein Teil der Fläche für eine Bebauung genutzt wird, und schon gar nicht direkt gegenüber der Schaugewächshäuser“, sagte Osterburg. In unmittelbarer Nähe würden sich sicherlich geeignetere Standorte für eine Erweiterung finden lassen.
In Neubau sollen auch Studierende wohnen
Aktuell laufen die Verkaufsverhandlungen zwischen der Zeit-Stiftung und der Stadt für einen Ankauf der Erweiterungsfläche. „Wenn diese abgeschlossen sind, würden wir im Spätherbst einen Architekturwettbewerb ausloben“, so Göring. Das neue Gebäude mit einer maximalen Fläche von 8000 Quadratmetern soll rund 100 Studentenappartements, die allen Hamburger Studierenden zur Verfügung stehen sollen, beinhalten. Außerdem sollen hier Seminarräume für die juristische Weiterbildung der Bucerius Law School entstehen und der Kindergarten einziehen. Göring geht davon aus, „dass es positiv für den Standort wäre, wenn dort Studierende wohnen, dass würde zu einer Belebung beitragen“.
Mit dem Thema ist auch der Chef der Senatskanzlei, Staatsrat Christoph Krupp (SPD), beschäftigt: „Die Stadt hat der Zeit-Stiftung zugesagt, dass ein Erweiterungsbau möglich ist und dafür eine ausreichend große Fläche im Bereich der Marseiller Straße zur Verfügung gestellt wird.“ Natürlich müsse an diesem exponierten Standort ein Gebäude mit einer herausragenden Architektur entstehen. Krupp: „Dabei müssen auch die denkmalgeschützten Gewächshäuser berücksichtigt werden.“