Hamburg. Ergebnisse fallen bei Schülern mit beiden im Ausland geborenen Eltern schlecht aus. Migrationshintergrund erstmals mit einbezogen.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat erste Konsequenzen aus dem Ergebnis der Ländervergleichsstudie des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) gezogen. Genau 33 Schulen beteiligen sich an dem Förderprogramm „23+ Starke Schulen“, das besonders auf den hohen Anteil der Kinder mit beiden im Ausland geborenen Eltern ausgerichtet ist. Neben einer etwas besseren Personalausstattung für zusätzliche Unterrichtsstunden geht es vor allem darum, neue Konzepte für den Ganztag zu entwickeln, wobei zusätzliche Angebote in den Kernfächern für diese Schülergruppe am Nachmittag im Mittelpunkt stehen sollen.
Der IQB-Bildungstrend 2015 hatte bundesweit 37.099 Neuntklässler, davon 2372 Schüler in Hamburg, in fünf Bereichen getestet: Deutsch Lesen, Zuhören und Orthografie sowie Englisch Hörverstehen und Leseverstehen. Erstmals wurde der Migrationshintergrund der Schüler in eine Länderstudie einbezogen. Dabei stellte sich heraus, dass vor allem die Schüler, deren beide Eltern im Ausland geboren wurden, schlecht abschnitten. Und diese Gruppe ist in Hamburg mit 22,3 Prozent unter allen Bundesländern am größten. „Überall schneidet diese Gruppe schlecht ab, aber in Hamburg besonders schlecht“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).
Hamburg insgesamt deutlich verbessert
Umso erstaunlicher ist, dass sich Hamburg, wie bereits berichtet, gegenüber dem IQB-Bildungstrend 2009 insgesamt deutlich verbessert hat. Vor allem in Englisch belegen die Hamburger Schüler Spitzenplätze. Nur in der Rechtschreibung rangiert Hamburg weit hinten auf Platz 14. Über alle Kompetenzbereiche gesehen landet der Stadtstaat auf Platz fünf unter 16 Ländern. „Das ist ein sehr ordentliches Ergebnis“, befand Rabe. Rechnet man alle Schüler mit Zuwanderungshintergrund (insgesamt liegt der Anteil bei 42,4 Prozent) heraus, dann wäre Hamburg laut Rabe beim Leistungsvergleich in Deutsch und Englisch „einsame Spitze – auch vor Bayern“.
„Der Erkenntniswert der Aufbereitung der Daten tendiert gegen null. Die Unterschiede werden zwar ausgiebig dokumentiert, aber die Ursachen bleiben im Dunkeln“, sagte Birgit Stöver, schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. „Die schwache Rechtschreibung – Platz 14 unter 16 Ländern – bleibt eine bildungspolitische Blamage für Hamburg“, sagte die FDP-Schulpolitikerin Anna von Treuenfels-Frowein. „Dass Schüler, bei denen zwei Elternteile Migrationshintergrund haben, in der deutschen Sprache Schwierigkeiten haben, ist keine neue Erkenntnis und bestätigt nur, dass bisher keine überzeugenden Konzepte zur Gegensteuerung existieren“, sagte Sabine Boeddinghaus (Linke).