Hannover/Hamburg. Reisekonzern verkauft restlichen Anteil von 7,9 Prozent an der Börse. Aktie klettert auf Allzeithoch von mehr als 32 Euro.

Bei Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd verschieben sich schon wieder die Machtverhältnisse: Wie der Reisekonzern TUI mitteilte, hat er seinen gesamten Restanteil an der Reederei Hapag-Lloyd auf dem offenen Markt veräußert. Bereits seit März hatte sich das Touristikunternehmen aus Hannover von Anteilen an der Hamburger Firma getrennt. Der Verkauf brachte insgesamt 395 Millionen Euro ein, wie ein Sprecher sagte. Mit dem Geld will TUI nun den Ausbau seines Touristikgeschäfts mit Schwerpunkt auf eigenen Hotel- und Kreuzfahrtmarken vorantreiben und seine Bilanz stärken.

Damit endet eine 20 Jahre dauernde Zugehörigkeit. 1997 hatte die damalige Preussag, die sich später zur TUI AG wandelte, die Hamburger Reederei übernommen. Elf Jahre später verkaufte die TUI 56,7 Prozent des Schifffahrts­betriebs an ein Hamburger Konsortium. Später folgte die Trennung von weiteren Anteilen. Zuletzt hielt TUI noch 7,9 Prozent, die jetzt ebenfalls an der Börse veräußert wurden.

Beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren

Laut TUI wurden die noch verbliebenen 8,5 Millionen Hapag-Lloyd-Aktien in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren zu einem Mindestpreis veräußert, der sich nahe am Schlusskurs von Montag orientierte. Die Papiere gingen bei 29,50 Euro aus dem Handel. Seit März hatte TUI bereits sechs Millionen Aktien verkauft. Damit befinden sich nun 23,5 Prozent der Anteile und damit der größte Teil an Hapag-Lloyd im Streubesitz. Zweitgrößter Anteilseigner ist die chilenische Reederei Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV), die seit der Verschmelzung ihres Containergeschäfts mit Hapag-Lloyd 22,6 Prozent hält.

Die Stadt Hamburg hat derzeit 14,8 Prozent an dem Unternehmen vom Ballindamm, dicht gefolgt von dem Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne mit 14,6 Prozent. Seit der Übernahme des arabischen Rivalen United Arab Shipping Company vor wenigen Wochen sind die Qatar Investment Authority mit 14,4 und der Public Investment Fund von Saudi-Arabien mit 10,1 an Hapag-Lloyd beteiligt.

Hapag-Lloyd-Aktie auf Höhenflug

Der Verkauf des TUI-Anteils hat der Aktie einen Höhenflug auf ihren höchsten Stand seit dem Börsengang im November 2015 beschert. Am Dienstagnachmittag notierte das Wertpapier bei 32,39 Euro und damit gut neun Prozent über dem Vortag und mehr als ein Drittel über dem damaligen Einstiegskurs von 20 Euro.

Der Ausstieg der TUI ist aber nur einer von mehreren Gründen, warum das Wertpapier von Hapag-Lloyd bei den Anlegern in der Gunst so kräftig gestiegen ist. „Noch wichtiger ist das Fortschreiten der Konsolidierung am Schifffahrtsmarkt“, sagt Thomas Wybierek, Analyst bei der Nord LB. „Die Übernahme der Reederei OOCL aus Hongkong durch die chinesische Cosco war ein wichtiges Signal.“ Mit der Konsolidierung würde die Zahl der Schiffe in Fahrt sinken, was sich positiv auf die Frachtraten auswirke. „Auch die Ablösung teurer Bonds durch einen billigeren vor einigen­ Tagen ist bei den Anlegern gut angekommen, weil damit die Zinslast sinkt“, sagt Wybierek.

Aufstieg in den MDAX möglich

Mit der Zunahme des Streubesitzes erhöhen sich auch Hapag-Lloyds Chancen für einen Aufstieg in den MDAX. Obgleich das Unternehmen zu den fünf größten Reedereien der Welt gehört, ist es derzeit noch im kleinsten Börsenindex SDAX gelistet. Die Voraussetzungen für die Aufnahme in den MDAX sind, dass Marktkapitalisierung und Börsenumsatz des jeweiligen Titels zu den 60 größten hinter dem DAX gehören. „Mit der Zunahme des Streubesitzes steigt das Handelsvolumen“, sagt Analyst Wybierek. Schon vor einigen Tagen hatte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen gesagt: „Falls TUI verkauft, rücken wir näher an den MDAX.“

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