Hamburg. Der Abbau von Überkapazitäten stimmt Chef Habben Jansen optimistisch. Kritik übt er an dem Hafenausbau in Hamburg.

Der Chef der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, sieht deutliche Anzeichen zur Überwindung der seit acht Jahren andauernden Schifffahrtskrise. „Die Fundamentaldaten werden alle besser“, sagte der Vorstandsvorsitzende bei einem Treffen mit Journalisten.

Vor allem der Hauptgrund der Krise, das Überangebot an Schiffskapazitäten, wird sich nach seiner Auffassung erledigen. „Angebot und Nachfrage nach Schiffen werden sich in den kommenden zwölf bis 24 Monaten angleichen“, sagte Habben Jansen. Seit Ende 2015 seien alte Schiffe mit einer Gesamttransportleistung von einer Million Standardcontainern (TEU) verschrottet worden. Demgegenüber sei nur ein Transportvolumen von 250.000 TEU neu in den Markt gekommen. In diesem Jahr gebe es noch keine Neubestellung.

Habben Jansen begründet die Aufwärtsentwicklung mit der hohen Anzahl an Schiffen mittlerer Größe, die aus dem Dienst genommen würden, sowie einer gewissen Sättigung der Unternehmen bei der Beschaffung der außergewöhnlich großen Containerfrachter mit einer Kapazität von 20.000 Containern. In der Vergangenheit wuchsen die Flotten und damit die Kapazität für Container-Transporte viel stärker als die Nachfrage. Die Folgen waren ein Preisverfall, hohe Verluste und Pleiten in der Branche.

Keine weiteren Insolvenzen?

Der Hapag-Lloyd-Chef geht aber nicht davon aus, dass es unter den Linienreedereien zu weiteren Insolvenzen kommt. „Die Pleite von Hanjin aus Südkorea hat die Branche aufgeweckt.“ Was dieser Trend für den Schifffahrtsmarkt und sein eigenes Unternehmen bedeutet, sei allerdings noch nicht abzuschätzen. „Wir erwarten ein Wachstum von drei bis vier Prozent jährlich für den Markt. Die Frachtraten haben sich auch stabilisiert.“ Eine Prognose für den Geschäftsverlauf werde er aber erst bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen Ende August abgeben.

Allerdings sieht der Hapag-Lloyd-Chef gute Grundlagen für weiteres Wachstum seines Unternehmen. Insbesondere die im Mai besiegelte Fusion mit der arabischen Reederei United Arab Shipping Company (UASC) trage dazu bei. Durch den Zusammenschluss würden sich die Gesamtkosten des Unternehmens auf größere Transportmengen verteilen. Dadurch sollen die Stückkosten sinken. Dass dies funktioniere, habe Hapag-Lloyd bereits bei der Fusion mit der chilenischen Reederei CSAV gesehen, sagte er. UASC habe 58 junge Schiffe in die Flotte gebracht. Ältere Schiffe mit höherem Verbrauch könnten aus dem Verkehr gezogen werden. Das Durchschnittsalter der Flotte sinke von neun auf 7,2 Jahre.

Hohe Verschuldung sei problematisch

Problematisch sei die hohe Verschuldung, räumte Habben Jansen ein. Die Nettoverschuldung des Gemeinschaftsunternehmens liegt bei 7,2 Milliarden Dollar (6,3 Milliarden Euro). „Da wir aber in den kommenden zwei bis drei Jahren nur sehr geringe Investitionskosten haben, hilft uns das, die Verschuldung abzubauen.“ In zwei Jahren werde die Firma eine viel gesündere Bilanz haben als zuletzt, versprach er.

Der Ausbau des Hamburger Hafens geht Habben Jansen allerdings zu langsam. „Manchmal muss man sehr geduldig sein“, sagte der Hapag-Chef mit Blick auf die Verzögerungen bei der Elbvertiefung sowie die nur schleppende Planung für eine neue Köhlbrandbrücke. Die Branche ändere sich. Deshalb müsse sich auch Hamburg anpassen, wenn es weiter ein besonderer Schifffahrtstandort sein will. Man dürfe stolz sein auf das Erreichte, „aber das alleine bringt die Stadt nicht voran“.