Peking/Hamburg. Chinesische Reederei Cosco übernimmt ihre Rivalin OOCL aus Hongkong. Anleger erwarten höhere Frachtraten.
Die Fusionswelle unter den weltgrößten Containerreedereien setzt sich mit einer weiteren geplanten Milliardenübernahme fort und beflügelt die Aktien von Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd. Die chinesische Reederei Cosco will ihre Rivalin Orient Overseas International (OOCL) aus Hongkong für umgerechnet 5,5 Milliarden Euro schlucken, teilte das Unternehmen nun mit. Mit der Transaktion entsteht die drittgrößte Containerreederei der Welt.
Die Familie Tung, die Orient Overseas kontrolliert, hat die Offerte den Angaben zufolge bereits angenommen, die mit 78,67 Hongkong-Dollar je Aktie rund 31 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag liegt. Allerdings müssen die Kartellbehörden und die Aktionäre von Cosco noch zustimmen. Gut 90 Prozent von Orient Overseas sollen künftig Cosco gehören, knapp zehn Prozent dem Hafen von Shanghai.
Kauflaune für Schifffahrtstitel
An der Börse hob diese Ankündigung die Kauflaune für Schifffahrtstitel. Die Aktien von Hapag-Lloyd stiegen bis Montagabend um 7,27 Prozent auf einen Schlusskurs von 29,50 Euro und waren mit Abstand größter Gewinner im Kleinwerteindex SDAX. Anleger spekulierten vor allem auf steigende Frachtraten, die in den vergangenen Jahren erheblich unter Druck gekommen waren.
„Durch die Konsolidierung in der Branche könnten sich die Frachtraten weiter erholen“, sagte ein Händler. Auch Hapag-Lloyd äußerte sich positiv: Jegliche Konsolidierung hilft der Branche, weil sie Nachfrage und Angebot näher zusammenführt“, sagte ein Firmensprecher. Man gehe davon aus, dass sich der Konzentrationsprozess in der Branche nun verlangsame.
Abstand zu großen Reedereien wächst
Wenn der Zusammenschluss von Cosco und OOCL gelingt, liegt die fusionierte Reederei auf der Weltrangliste nur noch hinter dem Branchenprimus A.P. Møller-Maersk aus Dänemark und der Mediterranean Shipping Company (MSC) aus der Schweiz. Gemeinsam kommen Cosco und Orient Overseas auf mehr als 400 Schiffe mit einer Kapazität von mehr als 2,9 Millionen Standardcontainern (TEU) – wenn man bereits bestellte Schiffe einrechnet. Die französische Reederei CMA CGM rutscht auf den vierten Platz der weltgrößten Containerreedereien zurück.
Hapag-Lloyd bleibt auf Platz fünf – allerdings bei vergrößertem Abstand zu den Top vier. Erst vor wenigen Wochen hatten sich die Hamburger mit der arabischen Rivalin UASC zusammengeschlossen. Die fusionierte Gesellschaft verfügt über rund 230 Schiffe.
Übrigens: Auch der dänische Weltmarktführer Møller Maersk profitierte von der Fusion der chinesischen Reedereien. Seine Aktien stiegen am Montag um 2,8 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 13.550 Kronen.