Hamburg. Grüne und SPD wollen die wechselnde Fahrtrichtung der Herbert-Weichmann- und Sierichstraße aufheben. Ende der Geisterfahrer?

Die Grünen und die SPD in Hamburg Nord wollen den Richtungswechsel auf der Herbert-Weichmann-Straße aufheben. Ein entsprechender Beschluss wurde am Montag im Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg gefasst. Für die anschließende Sierichstraße ist der Regionalausschuss Eppendorf-Winterhude zuständig. Auf dessen nächster Sitzung soll die Änderung der Verkehrsführung ebenfalls Thema sein.

Die Grünen hätten den Antrag gestellt, um damit eine Forderung der Polizei zu unterstützen, heißt es in einer Pressemitteilung. Diese sähe keine Notwendigkeit für die täglich zweimal wechselnde Fahrtrichtung. Zudem könne nur mit einer Aufhebung des Richtungswechsels eine sinnvolle Lösung für das Aushängeschild der Stadt, die Alster-Fahrradachse geschaffen werden. Die östliche Achse führt ein Stück über die Herbert-Weichmann-Straße.

Bürger durften bei der Planung mitreden

Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) plant den nächsten Abschnitt der Alster-Fahrradachsen. Am Donnerstag wollen Verkehrs-Staatsrat Andreas Rieckhof und Radverkehrskoordinatorin Kirsten Pfaue die weiteren Pläne für den Bereich Bellevue und Schöne Aussicht vorstellen. Zahlreiche Hinweise von Bürgern seien in die Planung mit aufgenommen worden, heißt es. Die Sierichstraße und ihre Verlängerung stadteinwärts, die Herbert-Weichmann-Straße, verlaufen quasi parallel zur Bellevue und Schöne Aussicht.

„Die Zustände an der Herbert-Weichmann- und der Sierichstraße müssen dringend verbessert werden. Hier haben Fußgänger zu wenig Platz und der Radverkehr hat keine eigenen Wege. Es muss jetzt gehandelt werden“, sagt Michael Werner-Boelz, Vorsitzender der Grünen in Hamburg-Nord. Carmen Möller, Sprecherin für die Uhlenhorst, ergänzt: „Der Ansatz, jetzt gleich eine gute und dauerhafte Lösung für Rad- und Fußverkehr an der Alster zu finden, ist richtig. Die Alster ist eine Visitenkarte für Hamburg und die Alster-Fahrradachsen sind ein enorm wichtiges Projekt für den Freizeitradverkehr.“

Die Polizei hat offenbar in ihrer Stellungnahme zu den Planungen für die Alster-Fahrradachsen eine bessere Lösung für den Bereich der Langenzugbrücke gefordert. Wie ein Vertreter der Polizei am Dienstag im Regionalausschuss erläuterte, sei der dort geplante Zweirichtungsradweg mit angrenzendem Gehweg auf der Alsterseite zu schmal. Eine gute Lösung sei nur möglich, wenn auf der Herbert-Weichmann-Straße der Wechselrichtungsverkehr abgeschafft würde.

Streng genommen ist die Trasse keine Einbahnstraße

Der Straßenzug östlich der Außenalster ist einer der ganz wenigen in Europa, der tageszeitabhängig die Fahrtrichtung wechselt – im Takt mit dem Berufsverkehr vormittags stadteinwärts und nachmittags stadtauswärts. Mittags um 12 Uhr, wenn sich die Hinweisschilder ändern, stehen im Herzen der Stadt für einen Moment alle Räder still. Die Internetseite www.sierichstrasse.de informiert jederzeit über die aktuelle Befahrbarkeit.

Die neuen Radstrecken
Die neuen Radstrecken

So ungewöhnlich ist diese verkehrliche Konstruktion, dass die Strecke bundesweit als ultimativer Testfall für die Leistungsfähigkeit von elektronischen Navigationssystemen und Routenplanern genutzt wird. Ein Programm, das die aktuelle Verkehrsführung in der Sierichstraße in seine Streckenführung einbeziehen kann, scheint für jede andere Herausforderung gerüstet.

Geisterfahrer auf der Sierichstraße

Die Verkehrsführung erschließt sich auswärtigen Fahrern nicht immer: Regelmäßig sind Geisterfahrer in der Sierichstraße in falscher Richtung unterwegs.

Die Verkehrsachse wurde 1863 nach dem Landbesitzer Adolph Sierich (1826–1889) benannt. In den 1950er Jahren stießen Pläne, die vielbefahrene Straße zu verbreitern, nicht nur bei den Anwohnern auf Widerstand. Dem Umbau wären viele Eichen am Straßenrand zum Opfer gefallen. Der spätere Leitende Baudirektor Werner Hoffmann schlug daraufhin den Richtungswechsel in der Verkehrsführung vor.

Eine zeitabhängige Einbahnstraße ist die Trasse streng genommen aber nicht. Entsprechende Schilder sucht man denn auch vergebens. Lediglich die Einfahrt in den jeweiligen Streckenabschnitt wird den Autofahrern aus einer Richtung untersagt, wie der rote Kreis mit dem weißen Balken auf den Schildern an jeder Kreuzung und Einmündung anzeigt.