Hamburg. An der Maria-Louisen-Straße in Winterhude sollen jetzt 32 Stellplätze wegfallen, ähnlich ist es in Eimsbüttel und am Alsterufer.

Es sieht wie eine gewöhnliche Baumaßnahme aus, aber es bringt Anwohner in Winterhude auf die Palme: Am kommenden Montag soll über die Bauarbeiten für weitere Radfahrstreifen auf der Maria-Louisen-Straße entschieden werden. Durch die geplanten Radwege im Verlauf der Straße würden 32 Parkplätze für Autos verloren gehen.

Auch in Eimsbüttel gärt es. Bei einer Veranstaltung zum Umbau des Weidenstiegs und der Tornquiststraße am Donnerstagabend gab ein Wort das andere. Letzten Endes sollen hier zwar „nur“ fünf Parkplätze abgebaut werden. In einem Gebiet, in dem es aber bereits jetzt deutlich zu wenig öffentlichen Parkraum gibt und wo durch den Umbau der Osterstraße gerade 110 Parkplätze verschwanden, schmerzen auch kleine Verluste.

Aktuelle Zahlen zum Parkplatzproblem in Hamburg

Wer sich mit der Materie beschäftigt, dem fällt auf, dass es sich bei dem Verlust öffentlichen Parkraums um einen schleichenden Prozess handelt. Es sind vor allem die vielen kleinen baulichen Verbesserungen für Radfahrer, die in der Summe jedoch große Wirkung entfalten – vor allem, wenn Parkplätze in dicht bewohnten Wohngebieten verschwinden, in denen die Anwohner ohnehin schon Probleme haben, ihre Autos abzustellen.

Die kleine Karte zeigt einen Ausschnitt von Orten, an denen Parkplätze im Zusammenhang mit Bauarbeiten für Fahrradwege bereits weggefallen sind oder wegfallen sollen. Die „Alsterfahrradachse“ Schöne Aussicht, Bellevue, Fernsicht und der Umbau der Osterstraße fordern mit dem Verlust von 184 bzw. 110 Parkplätzen den höchsten Tribut. Meistens ist der Abbau zweistellig – trotzdem schmerzlich für Anwohner.

„Ungebremste Parkplatzvernichtung“

„SPD und Grüne setzen ihre Politik der Parkplatzvernichtung ungebremst fort“, sagt der CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering. „Ohne Sinn und Verstand und gegen zum Teil massive Bürgerproteste werden Fahrradwege auf Hauptverkehrsstraßen verlegt.“ Sein Kollege von der FDP, Wieland Schinnenburg, spricht von einer „üblen“ Strategie des Senats. „Er beseitigt trotz vieler neuer Autos in großem Umfang Parkplätze.“

Nach Darstellung der Wirtschaftsbehörde sind im vergangenen Jahr 120 öffentliche Parkplätze weggefallen. Dem würden 300 neue Parkplätze auf Privatgrund gegenüberstehen. Ein mit dem Unternehmen Telekom verabredetes Projekt solle für weitere Verbesserungen sorgen. Dabei würden große Teile des innerstädtischen Parkraums vernetzt. Dadurch könnten Autofahrer bereits vor Antritt ihrer Fahrt sehen, ob ausreichend Parkplätze zur Verfügung stünden.

Anwohner sind besorgt

Für die Maria-Louisen-Straße sollen die Baubeschlüsse am kommenden Montag im Regionalausschuss Eppendorf-Winterhude fallen. Auf mehreren Hundert Metern, unter anderem vor dem Johanneum, soll der Radverkehr auf die Fahrbahn verlegt werden. Auf dem Abschnitt Barmbeker Straße bis Dorotheenstraße sind Schutzstreifen geplant, zwischen Sierichstraße und Leinpfad Radfahrstreifen. „Der Straßenbau soll im Herbst 2017 beginnen, von Mai an wird Hamburg Wasser dort arbeiten“, sagt Ton Oelrichs, der stellvertretende Bezirksamtsleiter. Nach Abendblatt-Informationen soll die 1,1 Millionen Euro teure Umgestaltung Anfang 2018 abgeschlossen sein.

Anwohner und Gewerbetreibende sorgen sich derweil um den steigenden Parkdruck im Viertel und beklagen den Verlust des Straßengrüns. „Momentan findet man noch einen Parkplatz, wenn man lange genug um den Block fährt – nach einer weiteren Parkraumverknappung dürfte das nicht mehr möglich sein“, sagt Frederik Teichmann, der im Abschnitt zwischen Barmbeker Straße und Dorotheenstraße wohnt.

In Eimsbüttel geht nichts mehr

Dass der Fahrradweg saniert werden muss, sei sicher richtig. Er schlage jedoch vor, die Gehwege zu verbreitern und ihn dort verlaufen zu lassen. „Es gibt hier ungenutzte Flächen, auch vor dem Johanneum.“ Der SPD geht es dagegen darum, den Schulweg zum Johanneum und zur Heinrich-Hertz-Schule sicherer zu machen.

In Eimsbüttel geht in den Wohngebieten rund um die Osterstraße schon jetzt nichts mehr. Fußwege und Zufahrten werden regelmäßig zugeparkt. In den vergangenen Jahren wurden die meisten Baulücken geschlossen und neue Wohngebäude errichtet. Allerdings müssen Bauherren seit 2014 keine Stellplätze für Fahrzeuge mehr schaffen, was die schwierige Situation in den Nebenstraßen verschärfte.

Kritik an baulichen Veränderungen

Bei der Informationsveranstaltung zu den Umbauplänen am Weidenstieg und an der Tornquiststraße machten verärgerte Anwohner aus ihrem Herzen keine Mördergrube. „Es wurden bereits im Henriettenweg acht Parkplätze gestrichen, da können nicht noch weitere wegfallen“, sagte eine Anwohnerin.

Die meiste Kritik entzündete sich an den baulichen Veränderungen, die im Sinne von Fahrradfahrern sind. So soll an der Tornquiststraße, am Weidenstieg und an der Bismarckstraße die Zahl der Fahrradbügel von 78 auf 144 erhöht werden. Zudem wollen die Planer ein spezielles – und teures – Kopfsteinpflaster verlegen, das altes, für Radfahrer schwer zu befahrenes Kopfsteinpflaster ersetzen soll. „Der Boden wird dafür komplett aufgerissen und neu verlegt“, sagte Stefan Osternack von der Ingenieursgesellschaft Lehne. Eine Anwohnerin entgegnete empört: „Ich bin eine stolze Radfahrerin und komme bisher sehr gut in diesen Bereichen vorwärts.“

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