Hamburg. An ihrem Infomobil bekommt die Polizei Schadensmeldungen und Schilderungen der Krawallnächte. Aber auch viel Zuspruch.

Die komplette Schaufensterfront haben die Randalierer eingeworfen. Vierfachverglasung. Mit Pflastersteinen zerstört. „Die kaputten Scheiben werden mit einem Kran ausgetauscht werden müssen“, sagt Inneneinrichter Hagen von Jouanne. „Das dürfte sehr teuer werden.“ Sein Atelier an der Elbchaussee 23 ist den Krawallen in Altona und dem Schanzenviertel zum Opfer gefallen.

Am Montag ist von Jouanne deshalb zum Infomobil der Polizei an der Großen Bergstraße gekommen. Dort hat er den Beamten den Schaden an seinem Atelier gemeldet. Und er ist gekommen, um sich über die mögliche Entschädigung von Bund und Stadt zu informieren, wie sie Kanzlerin und Bürgermeister versprochen hatten. „Die Polizei will sich nun zurückmelden, sobald Einzelheiten über den weiteren Ablauf feststehen“, sagt der geschädigte Geschäftsmann.

Kommunikationsteams der Polizei

An zwei Standorten, in Altona und in der Sternschanze, helfen Kommunikationsteams der Polizei seit gestern geschädigten Anwohnern und Geschäftsleuten bei der Anzeigenerstattung und geben ihnen Gelegenheit, über die Erlebnisse der vergangenen Tage zu sprechen. Am Infomobil an der Großen Bergstraße besteht am Montagnachmittag viel Gesprächsbedarf.

Immer wieder kommen Anwohner zu den vier Beamten, um über ausgebrannte Autos, Steinwürfe auf Polizisten und geplünderte Geschäfte zu sprechen. Aber auch, um sich zu bedanken. „Sie haben uns gut beschützt“, sagt ein Mann im Vorbeigehen zu den Polizisten. Vier Sonnenblumen sind von außen an das Mobil geklemmt, Schokoladentafeln stapeln sich in einer Schublade im Innenraum. Vorbeigebracht von Anwohnern.

„Die Schokolade ist für die verletzten Kollegen im Krankenhaus“, sagt einer der vier Beamten. „Wir erhalten hier sehr viel Verständnis und Anerkennung.“ Bereits in den ersten viereinhalb Stunden haben die Polizisten 30 Schäden aufgenommen. Darunter vor allem zerkratzte Autos, besprühte Fassaden und eingeschlagene Fenster von Wohnhäusern.

Am Neuen Pferdemarkt ist am Mittag auch Polizeipräsident Ralf Martin Meyer zum Gespräch mit Anwohnern gekommen. Architekt Tommaso Amato berichtet ihm von den Geschehnissen der vergangenen Krawallnächte. Er habe sich als „Faschist“ beschimpfen lassen müssen, weil er die Polizei rief, als vor seiner Haustür randaliert wurde. „Gerade ich“, sagt der Italiener. „Ich bin selbst ein Linker, der die Welt ändern will.“

Schwarzer Block zieht durch Hamburg:

"Welcome to Hell" – schwarzer Block zieht durch Hamburg

Die Polizei bringt die Sternschanze unter Kontrolle – im Hintergrund die Rote Flora
Die Polizei bringt die Sternschanze unter Kontrolle – im Hintergrund die Rote Flora © Reuters | Fabian Bimmer
Polizisten stürmen die Sternschanze, während es vor der Roten Flora brennt
Polizisten stürmen die Sternschanze, während es vor der Roten Flora brennt © Reuters
Ein Wasserwerfer unter der Sternbrücke
Ein Wasserwerfer unter der Sternbrücke © HA | Alexander Josefowicz
Demonstranten zünden Barrikaden vor der Roten Flora auf dem Schulterblatt an
Demonstranten zünden Barrikaden vor der Roten Flora auf dem Schulterblatt an © Michael Arning
Polizisten und Wasserwerfer sichern die Davidwache auf der Reeperbahn
Polizisten und Wasserwerfer sichern die Davidwache auf der Reeperbahn © dpa
Man könnte es beinahe für ein gemütliches Lagerfeuer halten
Man könnte es beinahe für ein gemütliches Lagerfeuer halten © Michael Arning
Randale am Schlump: Ordnungskräfte sperren den Eingang des U-Bahnhofs
Randale am Schlump: Ordnungskräfte sperren den Eingang des U-Bahnhofs © dpa | Axel Heimken
Bei Einbruch der Dunkelheit ist noch kein Ende der Krawalle in Sicht
Bei Einbruch der Dunkelheit ist noch kein Ende der Krawalle in Sicht © dpa | Daniel Bockwoldt
Nachdem die Demo
Nachdem die Demo "Welcome to Hell" schon lange beendet wurde, formierten sich wiederholt Protestzüge im Bereich der Reeperbahn. Hier wird der Neue Pferdemarkt in der Sternschanze geräumt © HA/Alexander Josefowicz
Demonstranten ziehen durch St. Pauli. Die Proteste dauern nun schon mehr als sechs Stunden an
Demonstranten ziehen durch St. Pauli. Die Proteste dauern nun schon mehr als sechs Stunden an © Reuters | Pawel Kopczynski
Demonstranten marschieren über die Reeperbahn
Demonstranten marschieren über die Reeperbahn © Reuters
Eine Demonstrantin hilft einem Mann, nachdem dieser Prügel eingesteckt hatte
Eine Demonstrantin hilft einem Mann, nachdem dieser Prügel eingesteckt hatte © Getty Images
Demonstranten vor einem Wasserwerfer
Demonstranten vor einem Wasserwerfer © Leon Neal/Getty Images
Brennende Barrikaden bei der Demo
Brennende Barrikaden bei der Demo © HA | Michael Arning
Farbbeutelattacke auf Polizisten
Farbbeutelattacke auf Polizisten © dpa
Ein Auto brennt am Rande der Demo
Ein Auto brennt am Rande der Demo © dpa
Einige Demonstranten plädieren für Liebe
Einige Demonstranten plädieren für Liebe © dpa
Klare Geste im Vordergrund, klare Botschaft im Hintergrund
Klare Geste im Vordergrund, klare Botschaft im Hintergrund © Getty Images
Rettungskräfte eskortieren Verletzte
Rettungskräfte eskortieren Verletzte © Reuters
Demonstranten haben in der Louise-Schröder-Straße einen Müllcontainer angezündet
Demonstranten haben in der Louise-Schröder-Straße einen Müllcontainer angezündet © HA | Alexander Josefowicz
Polizisten bei der Demonstration
Polizisten bei der Demonstration © Reuters
Ein Demonstrant spielt Flöte
Ein Demonstrant spielt Flöte © dpa
Polizisten sichern die Sternschanze
Polizisten sichern die Sternschanze © Getty Images
Andere nutzen das Tohuwabohu ganz anders: Einige Leute spielen Frisbee auf der gesperrten Holstenstraße
Andere nutzen das Tohuwabohu ganz anders: Einige Leute spielen Frisbee auf der gesperrten Holstenstraße © HA | Alexander Josefowicz
Die Lage eskaliert
Die Lage eskaliert © Reuters
Die Polizei will den schwarzen Block auseinander treiben
Die Polizei will den schwarzen Block auseinander treiben © dpa
Feuer im Schwarzen Block
Feuer im Schwarzen Block © dpa
Ein Demonstrant protestiert mit Seifenblasen
Ein Demonstrant protestiert mit Seifenblasen © HA | Alexander Josefowicz
Wasserwerfer machen sich auf St. Pauli bereit
Wasserwerfer machen sich auf St. Pauli bereit © HA | Roland Magunia
Einsatzleiter der Polizei diskutieren mit Organisatoren bei der Demo
Einsatzleiter der Polizei diskutieren mit Organisatoren bei der Demo "Welcome to Hell" © HA | Christian Unger
Ein Wasserwerfer positioniert sich an den Landungsbrücken während der Demo
Ein Wasserwerfer positioniert sich an den Landungsbrücken während der Demo "Welcome to Hell" © HA | Christoph Heinemann
Die Goldenen Zitronen spielen bei der Auftaktkundgebung der
Die Goldenen Zitronen spielen bei der Auftaktkundgebung der "Welcome to hell"-Demo © HA | Alexander Josefowicz
Die ersten Demonstranten sammeln sich vor der Auftaktkundgebung am Fischmarkt
Die ersten Demonstranten sammeln sich vor der Auftaktkundgebung am Fischmarkt © HA | Alexander Josefowicz
1/33

Er habe eine private Baustelle vor seinem Haus, die die Krawallmacher teilweise auseinandergenommen hätten. Auch solche Geschichten bekommen die Beamten zu hören. „Es geht um Erklärung, Regulierung von Schäden, aber auch um die Grundphilosophie, ob Polizei hier erwünscht ist oder nicht“, sagt Polizeipräsident Meyer.

Wenige Stunden später schildert eine Anwohnerin aus St. Pauli den Beamten am Neuen Pferdemarkt, wie die Reifen ihres Motorrads im „Scherbenmeer“ der Sternschanze kaputtgingen. „Es ist zwar ein relativ kleiner Schaden, vielleicht 400 Euro, aber trotzdem sehr ärgerlich“, sagt die 42-Jährige, die lieber anonym bleiben möchte. „Die Teilkaskoversicherung übernimmt den Schaden nicht.“

Voraussichtlich noch bis Freitag sind die Infomobile der Polizei zwischen 10 und 18 Uhr besetzt. Geschädigte erhalten auch über das Bürgertelefon unter 08000/42 86 50 Hilfe.