SPD-Politiker Kahrs hält eine Wut-Rede im Bundestag, die polarisiert. Merkel sei „erbärmlich“ und „peinlich“.

Berlin/Hamburg. Nach jahrzehntelangem Ringen hat der Bundestag Ja zur Ehe für Homosexuelle gesagt. Mit einer Mehrheit von SPD, Linken und Grünen sowie knapp einem Viertel der CDU/CSU-Fraktion beschloss das Parlament am Freitag die völlige rechtliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen.

Die Debatte darüber war geprägt von Emotionen und Appellen, Kritik und Zweifeln. Am Ende standen Befürwortern wie Volker Beck (Grüne) Tränen in den Augen, Gegner wie Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beschworen die Ehe von Mann und Frau als Keimzelle des Staates. Aber einmütig setzten sie darauf, dass nun gesellschaftlicher Frieden und Zusammenhalt einkehre.

Kahrs greift Merkel mit Wut-Rede an

Schärfe brachte der Hamburger SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs in die Debatte. Er hielt eine regelrechte Wut-Rede und warf Merkel vor, die Abstimmung über Jahre verschleppt zu haben. Dadurch habe sie „die Diskriminierung von Schwulen und Lesben“ unterstützt. Merkel rede „verschwurbelt“, sie sei „erbärmlich“ und „peinlich“.

Kommentar: Es gibt Wichtigeres als die "Ehe für alle"

In Anspielung auf die überraschende oder versehentliche DDR-Grenzöffnung durch den SED-Politiker Günter Schabowski sagte Kahrs, Merkel habe sich am Montag „verstolpert“: „Das war Ihr Schabowski-Moment.“ Kahrs beendete seine lautstarke Rede, für die er vereinzelte Buh-Rufe, aber auch Applaus erntete, mit den Worten „vielen Dank für nichts, Frau Merkel“.

Die Rede brachte Kahrs scharfe Kritik von der Union ein – etwa von Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU). Dieser twitterte, dass Kahrs eine „krasse Ausnahme“ von der bisher „würdigen Debatte im Bundestag“ sei.

Kahrs gilt als einer der Vorzeige-Schwulen dieses Landes. Auf dem Weg zu der Erfüllung seiner Mission geriet er in der Vergangenheit schon häufiger mit Merkel aneinander.