Hamburg. Dafür sorgen Geburtenboom, Studenten und Migranten. Zu den jüngsten Stadtteilen gehören unter anderem Duvenstedt und Jenfeld.

Berlin ist „arm, aber sexy“, wirbt die Hauptstadt für sich. Hamburg aber ist jünger: In keinem anderen Bundesland ist die Bevölkerung so jung wie in der Hansestadt. Wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht, liegt das Durchschnittsalter in Hamburg bei 42,3 Jahren (Stand: 2015) – deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt, der nach aktuellen Angaben des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 43,9 Jahre beträgt. Auf Platz zwei rangiert Berlin mit 42,7 Jahren; Thüringen und Sachsen-Anhalt (46,8 beziehungsweise 47,4 Jahre) sind bundesweit die Schlusslichter.

Zu den jüngsten Hamburger Stadtteilen gehören unter anderem Duvenstedt und Jenfeld, wo der Anteil der Kinder- und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung 16,5 beziehungsweise 16,6 Prozent beträgt. In Neuallermöhe sind 23,5 Prozent der Menschen 18 Jahre alt oder jünger. In der HafenCity liegt ihr Anteil bei 20,2 Prozent, heißt es beim Statistikamt Nord für das Jahr 2016.

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Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Zum einen gehört Hamburg zu den Wachstumsregionen in Deutschland. „Abweichend vom Bundestrend hat Hamburg seit Anfang der 90er-Jahre eine Bevölkerungszunahme zu verzeichnen“, heißt es im „Demografiekonzept Hamburg 2030“ des Hamburger Senats. Die Einwohnerzahl hat in den vergangenen 25 Jahren stetig zugenommen und lag im Jahr 2016 bei 1,86 Millionen. Gegenwärtig wächst sie jährlich um 40.000 Menschen pro Jahr.

Wie Kathrin Herbst, Leiterin der Landesvertretung Hamburg vom Verband der Ersatzkassen, sagt, erhöhe sich der Anteil der Älteren dagegen „relativ langsam, bedingt durch den Zuzug Jüngerer“. Auch Migranten tragen erheblich zur Verjüngung in Hamburg bei. Schließlich liegt das Durchschnittsalter der nicht deutschen Bevölkerung bei 37 Jahren und fünf Monaten, so das Statistische Bundesamt.

Ein Jungbrunnen sind nicht zuletzt die vielen Studierenden in der Stadt. Mehr als 100.000 Nachwuchsakademiker sind an den 19 Hochschulen eingeschrieben; vor 20 Jahren war es ein Drittel weniger. Auffällig ist, dass nach wie vor mehr junge Frauen als Männer nach Hamburg ziehen. Zogen im Jahr 2012 rund 7600 Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren nach Hamburg, so waren es im gleichen Zeitraum 9900 Frauen.

Im Schnitt schlagen jedes Jahr rund 2500 junge Frauen mehr als Männer gleichen Alters zwischen Elbe und Alster ihre Zelte auf, heißt es beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. „Viele junge Frauen sind deutlich mobiler, wenn die Heimat­region nicht genügend qualifizierte Perspektiven bietet“, sagt BBSR-Expertin Antonia Milbert.

Lebenswert, aber nicht für Familien

Hamburg ist für sie offenbar ein idealer Ort für die weitere Lebensplanung. „Die Hansestadt“, sagt Trend­forscher Peter Wippermann, „überzeugt junge Frauen mit einem hohen Freizeitwert, vielfältigen Jobangeboten und Karrieremöglichkeiten. Außerdem gibt es hier Szeneläden, internationale Boutiquen und eine jugendliche Bevölkerung.“

Positiv auf das relativ niedrige Durchschnittsalter der Hamburger wirkt sich auch die Geburtsstatistik aus. Im Jahr 2015 gekletterte die Geburtenrate in Hamburg auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Sie lag bei 1,45 Kinder pro Frau. Und im Jahr 2016 gab es mit rund 25.000 so viele Geburten wie nie. „Schon wieder ein neuer Rekordwert“, meldete die Gesundheitsbehörde.

Altersdurchschnitt soll nur moderat steigen

Nach Prognosen der Bertelsmann-Stiftung wird der demografische Wandel in Hamburg mit Blick auf das Jahr 2030 weniger drastisch ausfallen als etwa in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Während dort das Durchschnittsalter auf rund 53 Jahre klettern dürfte, steigt es in der Hansestadt im Vergleich zu heute nur moderat an – auf 43 Jahre.

Besonders groß ist heute schon die Kluft zwischen Hamburg und den ostdeutschen Städten und Regionen Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) sowie dem Altenburger Land (Thüringen). In diesem Teil Deutschlands ist die Bevölkerung im Schnitt fast 50 Jahre alt. Wie stark sich Hamburg verjüngt hat, macht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft deutlich: Trennten im Jahr 1995 Hamburg und Sachsen-Anhalt lediglich 3,6 Jahre, so waren es im Untersuchungszeitraum 2015 schon 5,1 Jahre. Einigermaßen jung ist hingegen der Süden: Nach Hamburg und Berlin folgen im Ranking Baden-Württemberg (Durchschnitt 43,2 Jahre) und Bayern (43,6 Jahre).

Die jungen Hamburger – das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Auf die andere verweist das Hamburger Demografiekonzept: Der Anteil der 60-Jährigen und Älteren soll in Hamburg bis zum Jahr 2025 von 24,3 auf 27 Prozent klettern.