Hamburg. Der Hamburg Airport setzt mit umfangreichen Investitionen auf Wachstum. Bis 2026 sollen die Terminalflächen deutlich erweitert werden.

Bis zu zwei Stunden mussten Passagiere am Hamburger Flughafen in diesem Jahr schon auf ihr Gepäck warten. Vor wenigen Tagen hoben dort sogar einzelne Jets ohne die Koffer der Fluggäste ab, weil die Transportbänder im Terminal für knapp drei Stunden stillstanden. So etwas soll bald der Vergangenheit angehören.

Als Ersatz für die 25 Jahre alte Gepäckanlage baut Hamburg Airport zwischen Ende 2018 und voraussichtlich 2023 für rund 190 Millionen Euro eine komplett neue Anlage, wie Flughafenchef Michael Eggenschwiler am Dienstag sagte. „Sie ist auf neue, gesteigerte Sicherheitsanforderungen beim Röntgen des Gepäcks ausgelegt, ermöglicht durch Zwischenlager aber auch einen früheren Check-In“, so Eggenschwiler.

Der Flughafen stellt ein

Um dem Problem von Personalengpässen bei der Flugzeugabfertigung zu begegnen, habe man die Mitarbeiterzahl der Bodenverkehrsdienste schon um 30 bis 40 Mitarbeiter auf derzeit rund 870 Beschäftigte aufgestockt, hieß es weiter. Für den Herbst sei eine erneute Einstellungskampagne vorgesehen, um künftig auf rund 900 Mitarbeiter in diesem Bereich zu kommen. Dabei dürfte der im Februar für die Bodenverkehrsdienste abgeschlossene Tarifabschluss, der eine Einkommensanhebung um rund 200 Euro im Monat brachte, eine Hilfe sein, erwartet Eggenschwiler.

Nach seinen Worten hat sich die Situation bei der Gepäckverladung zuletzt „stabilisiert“. Im zweiten Quartal hätten die Passagiere ihr letztes Gepäckstück im Schnitt spätestens nach 24 Minuten in Empfang nehmen können.

40 Prozent mehr Passagiere pro Flieger als 2007

Nach dem starken Jahresauftakt erwartet der Flughafenchef nun doch, dass eine besondere Reihe der Jubiläen nicht abreißt: 2014 verzeichnete man in Fuhlsbüttel erstmals mehr als 14 Millionen Fluggäste, 2015 mehr als 15 Millionen und 2016 mehr als 16 Millionen. „Ich glaube, dass wir die 17 Millionen in 2017 schaffen“, so Eggenschwiler. „Die Menschen reisen heute häufiger pro Jahr“ – vor allem auch privat.

Zwar sei das Wachstum der Passagierzahlen in den ersten fünf Monaten mit fast zehn Prozent außergewöhnlich hoch. Ein Plus von durchschnittlich drei bis vier Prozent pro Jahr könne man aber durchaus erwarten. Dabei sei dies – wie ein Rückblick zeige – keineswegs gleichbedeutend mit einer entsprechenden Zunahme der Flugbewegungen, erklärte Eggenschwiler: „Der Luftverkehr wird immer effizienter.“

Passagierwachstum fordert neue Gebäude

So hat sich seit 2007 die durchschnittliche Zahl der Passagiere pro Flugzeug in Hamburg um 40 Prozent von 87 auf 122 Fluggäste erhöht. „Wenn wir immer größere Flugzeuge mit höherer Auslastung erwarten, werden wir mehr Platz in den Gebäuden brauchen“, sagte der Flughafenchef. Aus diesem Grund hat man sich am Hamburg Airport ein Investitionsprogramm von 540 Millionen Euro vorgenommen.

Bei der Vorstellung des Gesamtpakets in einem Bürgerschaftsausschuss Mitte Mai sei „fälschlicherweise“ der Eindruck entstanden, es handele sich in Gänze um eine Neuigkeit, so Eggenschwiler: „Dabei ist das ja kein Geheimplan.“ Tatsächlich ist seit 2013 bekannt, dass auf der Rückseite der sogenannten Pier Süd, auf dem Areal des früheren Frachthofs, sechs neue Flugzeugpositionen mit Fluggastbrücken entstehen sollen.

Auch eine neuer Shopping-Bereich kommt

Inklusive eines neuen Shopping-Bereichs am nördlichen Ende der Pier kostet dies nach derzeitiger Planung etwa 160 Millionen Euro. Andere Teile des Programms waren in der Öffentlichkeit bisher aber nicht im Detail bekannt. So erhält die „Airport Plaza“, das Gebäude zwischen den beiden Terminals, eine Erweiterung auf das Vorfeld hinaus. Dort soll bis 2026 ein neuer „Wartebereich mit großem Marktplatz“ mit zusätzlichen Shops und Gastronomieflächen entstehen, wie aus einer am Dienstag vorgelegten Präsentation hervorgeht. Der Neubau, dessen Kosten auf rund 160 Millionen Euro veranschlagt werden, hat demnach drei Etagen.

Weil während der Bauzeit bestehende Wartebereiche beziehungsweise Gates nicht genutzt werden können, ist ein „Interimsbau“ auf dem Vorfeld 2, der durch Shuttlebusse an die Terminals angebunden wird, als Ersatz geplant. Für 30 Millionen Euro soll er zwischen Anfang 2018 und Mitte 2019 errichtet und später wieder zurückgebaut werden.

„Anpassung“ ist eine Erweiterung um gut 30 Prozent

Nach Angaben einer Flughafensprecherin wird es nach Abschluss des Investitionsprogramms 13 zusätzliche Gates geben, derzeit verfüge der Airport über 36 Gates. Mit den „Anpassungen“ an den Terminalbauten stelle sich der Flughafen auf die Ansprüche der Passagiere und der Fluggesellschaften ein, so Eggenschwiler. Damit sei man für das in den nächsten zehn bis 15 Jahren erwartete Wachstum gut gerüstet.

Die Pläne waren im Mai auf heftige Kritik von Umweltschutzorganisationen und Fluglärm-Bürgerinitiativen gestoßen. Doch trotz des starken Wachstums der Passagierzahlen sei der Fluglärm in den zurückliegenden Jahre „sehr stabil“ geblieben, sagte Eggenschwiler. Für die Zukunft könne man in der Tendenz sogar eine Abnahme erwarten. Der Flughafenchef setzt dazu auf neu entwickelte Flugzeugtypen wie den Airbus A320neo, der „im Vergleich zur heutigen Technologie ein ganzes Stück leiser“ sei.