Hamburg. Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks ist verärgert über den Verkauf. Berliner Unternehmer hofft auf einen Erlös von 500 Millionen Euro.

Es ist ein Geschäft mit einem Volumen von einer halben Milliarde Euro. Auf einen Erlös von 500 Millionen Euro hofft der Berliner Gesundheitsunternehmer Nikolai P. Burkart beim geplanten Verkauf seiner bundesweit operierenden Kette Vitanas sowie von „Pflegen & Wohnen“, dem größten privaten Hamburger Pflegeheimbetreiber.

„Den Preis werte ich als faire und gute Bewertung für Verkäufer wie Käufer“, sagte Burkart jetzt dem Branchendienst Care Invest. Von „Pflegen & Wohnen“ besitzt er 50 Prozent, die andere Hälfte gehört der Hamburger Andreas-Franke-Gruppe. Bis Ende Juni soll laut Burkart der Verkauf an den US-Finanzinvestor Oaktree über die Bühne gehen. Zehn Prozent der Anteile sollen bei den alten Eigentümern verbleiben.

Wie hoch „Pflegen & Wohnen“ (13 Heime, 2700 Plätze) im Gesamtpreis bewertet wird, bleibt unklar; Vitanas ist mit 44 Einrichtungen und 5700 Plätzen größer. Dass sich Burkart aber überhaupt so detailliert zu diesem Deal äußert, überrascht viele in der Branche; die mit der Kommunikation beauftragte Wiesbadener Agentur nannte bislang nicht einmal den Namen des Interessenten, geschweige denn einen Termin oder eine Kaufsumme.

„Äußerungen sorgen für Kopfschütteln im Senat“

Welche Taktik auch immer der Noch-Eigentümer mit dem Interview verfolgen mag, eines ist ihm gelungen: Die Irritationen in Hamburg sind gestiegen. „Die Äußerungen von Herrn Burkart haben für Kopfschütteln im Senat gesorgt“, sagte Rico Schmidt, Sprecher der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz dem Abendblatt.

Für die massive Verstimmung seitens Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks sorgt eine weitere Äußerung Burkarts im Branchendienst: „Nachdem die Senatorin mich jahrelang geschnitten hat, sagt sie mir jetzt, ich sei als Mittelständler der ideale Unternehmer für ,Pflegen & Wohnen‘, aber ein Private Equity-Unternehmen wie Oaktree sei in Hamburg nicht willkommen.“

Für Behördensprecher Schmidt eine völlig unverständliche Sicht der Dinge: „Es hat von Herrn Burkart in den vergangenen Jahren nicht den Versuch einer Kontaktaufnahme gegeben. Eine Information zu den Verkaufsverhandlungen kam erst auf aktive Nachfrage seitens der Senatorin, nachdem ihr entsprechende Gerüchte zu Ohren gekommen waren.“

Bereits unmittelbar nach ersten Berichten über Verkaufsverhandlungen hatte Prüfer-Storcks den geplanten Deal scharf kritisiert: „Alten- und Pflegeeinrichtungen sollten keine Spekulationsobjekte sein.“

Stadt will Umnutzung verhindern

Prüfer-Storcks versprach, man werde sicherstellen, dass auch in Zukunft auf allen Grundstücken ausschließlich Alten- und Pflegeeinrichtungen betrieben werden könnten – für sieben der 13 Standorte von „Pflegen & Wohnen“ gilt dies ohnehin. Bei den sechs weiteren Flächen schob die Stadt jetzt ebenfalls möglichen Versuchen, dort Wohnungen oder Gewerbe zu bauen, einen Riegel vor. „Wir werden das Planrecht so ändern, dass dort nur noch Einrichtungen des Gemeinbedarfs zulässig sind“, erklärte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt.

Das wiederum ruft nun Burkert auf den Plan. So sei das Grundstück in Wilhelmsburg 33.000 Quadratmeter groß, für die Altenpflegeeinrichtung würden nur 7000 Quadratmeter genutzt. Hier hätte der Käufer gern weitere „soziale Angebote“ wie „Betreutes Wohnen, Kitas oder Junges Wohnen“ geschaffen, was nun nicht mehr möglich sei.

Für den Senat wächst angesichts solcher Äußerungen die Befürchtung, dass es Oaktree vor allem auf die Immobilien ankomme. Sprecher Schmidt sagt: „Wir wollen nicht, dass pflegebedürftige alte Menschen aufgrund des Verkaufs umziehen müssen. Außerdem würden wir uns ein langfristiges Engagement durch einen Betreiber mit Erfahrung im Pflegebereich wünschen. “

2007 hatte der CDU-Senat die heruntergewirtschafteten städtischen Pflegeheime für 65 Millionen Euro an Vitanas und Franke verkauft, nach Branchenschätzungen investierten die neuen Eigentümer zusätzlich zwischen 80 und 100 Millionen Euro. Der Privatisierungsvertrag verbot einen Verkauf binnen zehn Jahren, diese Frist endet nun.

Viele Mitarbeiter befürchten, dass Oaktree als Finanzinvestor die Rendite möglichst schnell hochtreiben will, um das Unternehmen nach wenigen Jahren wieder gewinnbringend zu verkaufen.