Hamburg. Die Forscher untersuchen, wie sich die Schwerelosigkeit auf die Zellen auswirkt. Das Projekt wird mit 2,3 Millionen Euro gefördert.
Forscher des Universitätsklinikums Eppendorf wollen Stammzellen zur Internationalen Raumstation (ISS) schicken. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, die Schwerelosigkeit im All und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Astronauten zu untersuchen. Außerdem wollen die Wissenschaftler prüfen, wie die Schwerelosigkeit das Immunsystem beeinflusst.
Dafür werden die Stammzellen vier Wochen auf der ISS und nach ihrer Rückkehr zur Erde weitere vier Wochen auf der Erde kultiviert und untersucht. Das Projekt wird vom US-amerikanischen Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste mit umgerechnet rund 2,3 Millionen Euro (2,6 Millionen Dollar) gefördert.
Acht UKE-Forscher sind zurzeit bei der Nasa in Kalifornien
„Die Schwerelosigkeit im Weltall verursacht bei Astronauten bei längerem Aufenthalt verschiedene Probleme wie Muskelschwund oder Herz-Kreislauf-Veränderungen, die den Veränderungen des Körpers während des zellulären Alterungsprozesses ähneln“, sagt Prof. Dr. Sonja Schrepfer, die das Forschungsprojekt leitet. Dazu zählen auch eine schlechtere Knochenheilung, Einschränkungen im Herz-Kreislaufsystem, neurologische Störungen und eine veränderte Funktion des Immunsystems. „Die Schwerelosigkeit gilt daher als Modell für das Altern“, sagt Prof. Schrepfer.
Die Forscher wollen herausfinden, ob sich die Stammzellen in der Schwerelosigkeit verändern und dadurch eventuell ihre Fähigkeit verlieren, für die Regeneration von Gewebe und Organen zu sorgen. Untersucht werden soll auch, ob dieser Prozess wieder umkehrbar und damit heilbar ist.
Die Mitarbeiter des Forschungsprojekts, acht UKE-Wissenschaftler aus Medizin, Biotechnologie, Physik und Biologie, sind jetzt bei der NASA in Kalifornien im Einsatz.
Zuletzt schickten sie Mäuse auf die Raumstation
Es ist bereits das zweite Mal, dass UKE-Forscher die ISS für ihre Forschung nutzen. Im vergangenen Jahr schickten sie Mäuse auf die Raumstation und untersuchten anschließend, wie sich die Schwerelosigkeit auf deren Blutgefäße ausgewirkt hatte. Dabei stellten sie fest, dass sich bei den Mäusen nach 40 Tagen in Schwerelosigkeit die Halsschlagader verdickt und ihr Querschnitt zugenommen hatte.
Die Forscher vermuten, dass diese Veränderungen eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Postflight Orthostatischer Intoleranz (POI) spielen. Dabei kommt es nach Aufenthalten in der Schwerelosigkeit zu einer Fehlfunktion des Herz-Kreislaufsystems in aufrechter Haltung. Die Astronauten leiden unter Symptomen wie Schwindel, Herzrasen, Übelkeit und Schwäche, die im Liegen nachlassen. Solche Symptome können schon nach vier Tagen in der Schwerelosigkeit auftreten.