Hamburg. Unbekannte warfen Farbbeutel gegen ein Gebäude, das im Rahmen einer umstrittenen Kunstaktion mit Blattgold beklebt wird.
Die Vergoldung der Veddel ist jetzt auch ein Fall für die Hamburger Polizei: In der Nacht zu Donnerstag haben unbekannte Täter auf das Mehrfamilienhaus an der Veddeler Brückenstraße, dessen Fassade von Künstler Boran Burchhardt vergoldet wird, mehrere Farbbeutel geworfen. Die blauen Farbbkleckse ziehen sich hinauf bis in das zweite Geschoss, allerdings wurde die bereits vergoldete Fläche in der vierten Etage nicht getroffen. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. Der Farbanschlag sei um 8.30 Uhr am Donnerstagmorgen gemeldet worden.
Mit Entsetzen reagierte Klaus Lübke (SPD), Vize-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte, auf den Vorfall: „Das ist ein feiger Anschlage, denn jetzt wurden auch die Bewohner in Mitleidenschaft gezogen. Es ist legitim, dass über den Sinn oder Unsinn dieses Projekts diskutiert wird. Aber bitte mit Worten und nicht so.“
Künstler arbeitet nach Anschlag weiter
Bereits seit einigen Tagen drücken Mieter ihren stillen und friedlichen Protest gegen das Vorhaben mit einem Plakat an der Fassade aus, auf dem „Schmier Dein Gold woanders hin“ zu lesen ist (wir berichteten). Seit Dienstag vergoldet Burchhardt eine rund 300 Quadratmeter große Fassade des Gebäudes. Auch nach dem Anschlag arbeitete der Künstler weiter vor Ort von einer Hebebühne aus. Er trägt hauchdünnes Blattgold mit einem Spezialkleber auf. Dabei soll es sich um 23,5 Karat Doppelrollengold handeln.
Das Projekt soll je nach Wetterlage in ein bis zwei Monaten beendet sein. Die Kunstaktion hatte bereits im Vorfeld für heftige Kontroversen gesorgt. Denn die Kunstkommission der Kulturbehörde fördert die Vergoldung der Veddel mit mehr als 85.500 Euro. Der Künstler selber ist Mitglied dieser Kommission, hatte aber nicht mit abgestimmt.
Protest vom Bund der Steuerzahler
Scharfe Kritik kam vom Bund der Steuerzahler Hamburg: „Wir erkennen den Stellenwert von Kunst an. Kunst darf, ja Kunst soll vielleicht auch provozieren. Mit der Vergoldung der Hauswand auf der Veddel wird aber höchstens der Steuerzahler provoziert, der frühmorgens aufsteht, arbeiten geht und Steuern zahlt“, sagte Vorstandsmitglied Sabine Glawe. Es werde ein weiteres „beschämendes Hamburger Kapitel von Steuergeldverschwendung geschrieben“, so Glawe weiter. SPD-Politiker Lübke sprach von einer „absurden Kunstaktion, die von vielen Menschen im Stadtteil abgelehnt wird.“