Eine Fassade auf der Veddel soll vergoldet werden. Eigentlich kann das nur ein schlechter Scherz sein. Doch es ist leider Realität. Dass die Kunstkommission der Kulturbehörde dieses Vorhaben mit mehr als 85.000 Euro aus Steuermitteln fördert, ist schockierend. Dass Künstler Boran Burchhardt auch noch selber Mitglied dieser Kunstkommission ist, macht sprachlos. Ja, er hat nicht mit über sein eigenes Projekt abgestimmt. Aber ein übler Beigeschmack bleibt.

Das städtische Wohnungsunternehmen Saga ist auch mit an Bord und stellt die Fassade seines Mehrfamilienhauses an der Veddeler Brückenstraße zur Verfügung­, wo der Künstler nun sein 23,5- Karat-Doppelrollengold auftragen darf.

Die Saga tut ihren Mietern und dem gesamten Stadtteil damit keinen Gefallen. Es ist einfach taktlos, in einem der ärmsten Stadtteile von Hamburg eine Fassade zu vergolden. Auch der Stadtteilbeirat hat sich gegen dieses Projekt ausgesprochen, ebenso die Bezirkspolitik. Doch den Künstler, die Saga und die Kunstkommission scheint das alles nicht zu interessieren. Die Menschen im Stadtteil wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Denn es ist ja schließlich Kunst, und dann ist anscheinend alles erlaubt. Nein, ist es nicht.

Diese Kunstaktion ist völlig überflüssig. Die Menschen auf der Veddel haben nichts davon, dass es nun bald eine goldene Wand in ihrem Stadtteil geben wird. Aber wahrscheinlich wird das Werk zu einer Art Pilgerstätte für Kunstbeflissene aus wohlhabenden Stadtteilen werden, und die Bilder von der goldenen Fassade werden schnell ihren Weg in die sozialen Netzwerke finden.

Die mehr als 85.000 Euro, die der Künstler erhält, könnten auch sehr gut in soziale Projekte im Stadtteil investiert werden. Hier wird an allen Ecken und Enden Geld benötigt. Keinen Grund für Kritik gäbe es nur dann, wenn private Sponsoren diese Kunstaktion finanzieren würden und nicht der Steuerzahler.

Das Fazit: Die Vergoldung der Veddel ist eine reine Provokation. Der Einzige, der davon am Ende profitieren wird, ist der Künstler.