Hamburg. Die nachhaltige Verkehrsberuhigung am Volksdorfer Wald zwingt Raser in eine einspurige Schikane.

Wer aus dem beschaulichen Teil Volksdorfs auf dem schmalen Mellenbergweg in Richtung Rahlstedt unterwegs ist, weil er vielleicht zur Bundesstraße 75 will, stößt seit einigen Tagen auf eine Schikane. Sogenannte „bauliche Verkehrsberuhigungen“ zwingen die Autofahrer auf einer Länge von etwa 200 Metern in einen Slalomparcours.

Sechs Verkehrsinseln wurden im eng getakteten Links-rechts-Wechsel in die Straße hineingebaut. Zum rechten Fahrbahnrand hin deuten sie einen Radweg an und verhindern, dass sich zwei Fahrzeuge begegnen, weil sie bis zur Fahrbahnmitte reichen und die durchfahrbare Breite auf 3,50 Meter begrenzen. Ende Juni soll die Kurvenstrecke fertig sein.

Auf Pflanzkübel wurde verzichtet

Der fragliche Straßenabschnitt zwischen den beiden Einmündungen ist 6,20 Meter schmal und insgesamt 190 Meter lang. Vor der Einmündung Langfeld befindet sich eine unübersichtliche und also entschleunigende S-Kurve. Es gilt rechts vor links.

Rot-weiß gestreifte, reflektierende Tonnen markieren Anfang und Ende der neuen Inseln, die auf Veranlassung des Bezirksamts Wandsbek gebaut wurden. Auf Pflanzkübel wurde wegen der höheren Unterhaltskosten verzichtet. Die von schlichten Kantsteinen umrahmten Inseln sind grau gepflastert und haben rund 20.000 Euro gekostet. Oder auch verbrannt, wie Kritiker meinen.

Nachhaltige Entschleunigung

„Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen“, sagt Franziska Hoppermann, CDU-Fraktionsvize im Bezirk Wandsbek. Sie würde das Geld lieber ins „Deckenprogramm“ für die Behebung von Straßenschäden schieben. Aber das Polizeikommissariat 35 hatte Schnellfahrer am Mellenbergweg ausgemacht und deren nachhaltige Entschleunigung angeregt. Schilder allein könnten diese eilige Klientel nicht überzeugen, schreibt das Amt zur Begründung der Baumaßnahme.

„Es empfiehlt sich eine Kombination und Wiederholung von baulichen Verkehrsberuhigungen“. Statt des sonst üblichen Einbaus lediglich zweier Nasen in den Straßenraum werden „wiederholende Fahrbahneinengungen“ beauftragt. Zumal es an geparkten Fahrzeugen fehle, die anstelle der Inseln am Fahrbahnrand den Verkehr verlangsamen könnten.

Auch der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bezirksfraktion, Lars Kocherscheid-Dahm, verweist auf Bürgerbeschwerden zu Tempoverstößen. An die Vorstellung und Absegung der Pläne zur Beruhigungsmaßnahme im Regionalausschuss Walddörfer können sich seine beiden örtlichen Fraktionskollegen kaum erinnern. Das liege doch schon zwei Jahre zurück. Auch wurde die Maßnahme im Paket mit zwölf anderen baulichen Beruhigungen ähnlicher Qualität beschlossen.

Noch länger zurück reichen die Anfänge der elementaren Probleme im Mellenbergweg: Im zweiten Teil der Straße zwischen Langfeld und Eulenkrugstraße brechen jeden Winter neue Schlaglöcher auf, die im Laufe der Sommer stets provisorisch geflickt werden. Radler und Motorradfahrer müssen aufpassen, dass sie nicht stürzen. In diesem Teilabschnitt ist die Straße zwar noch nicht „erstmalig endgültig hergestellt“, aber längst wieder ein Sanierungsfall. Eine Grundinstandsetzung ist fällig, oberflächliche Reparaturen helfen nicht mehr. Seit Jahren aber wird von der Wieder(herstellung) bloß gesprochen. „Eine Posse“, sagt Hoppermann. „Nicht zu vermitteln.“

„Wiederholende Fahrbahnverengungen“

Derzeit ist von einer Sanierung im Jahr 2019 die Rede. Das Amt spricht von „unterschiedlichen Abrechnungsabschnitten“, denen unterschiedliche Haushaltstitel zugeordnet sind. Deshalb habe man den vorderen Straßenabschnitt schon jetzt herrichten können.

Für den ausstehenden zweiten Bauabschnitt mit seiner langen Geraden am Wald stellt das Amt weitere „wiederholende Fahrbahnverengungen“ in Aussicht. Dafür wären dann allerdings, weil die Straße in diesem Teilabschnitt eben noch nicht „erstmalig endgültig hergestellt“ ist, Anliegerbeiträge zu erheben.

Vier Maßnahmen abgeschlossen

Von den angesprochenen zwölf weiteren baulichen Beruhigungsmaßnahmen sind bereits vier abgeschlossen (Rügelsbarg, Sarenweg, Langenstücken, Jenfelder Straße). Zwei weitere Maßnahmen befinden sich in Bau (Lottbeker Weg, Einmündungen Elersstieg und Heiddiek). Bei drei Maßnahmen werden zuvor die Asphaltdecken bearbeitet (Schemmannstraße, Iloh und Rodenbekredder).

Noch im dritten Quartal fertig werden sollen die Umbauten im Brunskrogweg (von Sthamerstraße bis Alte Dorfstraße) und am Ohlstedter Platz (von Alte Dorfstraße bis Hoisbütteler Straße). 2018 folgen sollen Baggesenstieg (von Frahmredder bis Oldesweg), Kiwittredder (von Kupferteichweg bis Tegelsbarg), Alsterredder (von Saseler Mühlenweg bis Saselbergweg) und Müssenredder (von Ulzburger Straße bis Tegelsbarg).