Hamburg . Das Gericht ging über die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus. Verteidigung wollte Freispruch und plant Revision.

Er ließ seine tote Freundin zwei Tage auf einem Küchenstuhl sitzen, dann verstaute er den Leichnam in einem Rollkoffer. Er versteckte ihre Handtasche und entsorgte die blutdurchtränkte Wäsche. Doch umgebracht, so betonte Reno G. immer wieder, habe er die 49-Jährige nicht. „Ich habe sie über alles geliebt und nicht getötet“, sagte der Angeklagte zuletzt wieder in seinem letzten Wort im Prozess vor dem Schwurgericht, wo der 51-Jährige wegen Totschlags angeklagt war. Doch das Gericht glaubte den Beteuerungen des gelernten Maschinenbauers nicht: Acht Jahre Freiheitsstrafe verhängte die Kammer über Reno G.

Damit ging die Kammer noch über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus, die sechs Jahre Haft gefordert hatte. Verteidiger Manfred Getzmann hatte auf Freispruch plädiert und kündigte nach der Urteilsverkündung an, Revision gegen das Urteil einlegen zu wollen.

Gericht ist überzeugt, dass der Angeklagte seine Freundin getötet hat

Das Gericht ist davon überzeugt, dass „der Angeklagte die Frau getötet hat und nicht etwa die Frau sich selber“, sagte die Vorsitzende Richterin in der Urteilsbegründung. Das Opfer war durch einen Messerstich ins Herz gestorben. Die Verteidigung hatte argumentiert, die stark alkohol-gewöhnte und an einer Borderline-Störung leidende Frau könne sich selbst getötet haben, allerdings nicht in Suizidabsicht, sondern in einer „irrationalen psychischen Ausnahmesituation“.

Der Angeklagte hatte im Prozess angegeben, er sei am Tatabend, dem 8. Mai vergangenen Jahres, nach einem Streit mit seiner Freundin ins Bett gegangen. Als er am nächsten Tag aufgestanden sei, „sah ich sie dann in dem Küchenstuhl sitzen, überall war Blut, daneben lag das Messer", sagte Reno G. „Da bin ich nervlich zusammengebrochen." Er habe unter so starkem Schock gestanden, dass er nicht in der Lage gewesen sei, die Polizei zu alarmieren. Später sei er dann auf die Idee gekommen, die Leiche in einen Koffer zu packen, damit der Verwesungsgeruch nicht mehr so penetrant ist. „Heute weiß ich: Was ich gemacht habe, war das Allerletzte“, formulierte er.

Die Beziehung von Opfer und Täter war stark von Alkohol geprägt

Drei Jahre lang waren der 51-Jährige und die zwei Jahre jüngere Frau ein Paar, eine Beziehung, die wohl eine ganze Weile lang harmonisch verlief, doch auch stark geprägt war durch Alkohol, den beide in hohem Maß konsumierten. Zudem nahm die Frau unterschiedliche Medikamente. In den vergangenen Monaten schließlich gab es häufiger Auseinandersetzungen, mehrfach wurde die Polizei alarmiert.

Zuletzt waren Beamte zu der Barmbeker Wohnung des Paares gekommen, weil die Tochter der 49-Jährigen ihre Mutter tagelang nicht hatte erreichen können und sich Sorgen gemacht hatte. Als die Polizisten Reno G. fragten, wo denn seine Freundin sei, so erzählten es die Beamten als Zeugen vor Gericht, habe er geantwortet: „Im Koffer.“ Auf ihre Frage, ob das sein Ernst sei, habe er antwortet: „Ich habe sie getötet, und jetzt ist sie im Koffer.“ Er habe ihnen auch gesagt, dass er die Frau schon zwei Tage zuvor umgebracht und das Tatmesser in der Wohnung versteckt habe. Zudem hatte er einen Brief geschrieben, in dem es hieß: „Es ist alles eskaliert. Sorry.“