Hamburg. Chefs richten Appell an die Besucher. WLAN-Netz soll weiter ausgebaut werden. Wunsch nach Anbindung ans U-Bahn-Netz.

Als am 22. Mai ein Attentäter nach dem Konzert von US-Popstar Ariana Grande in der Manchester Arena in England 22 Menschen mit in den Tod riss, da war der erste Gedanke, der Steve Schwenkglenks bewegte, Betroffenheit. „Natürlich fühlt man vor allem mit denen, die von diesem schrecklichen Anschlag betroffen waren“, sagt der 44-Jährige, der kurz darauf jedoch in den Berufsmodus umschaltete: Tun wir genug, um solche Katastrophen zu verhindern? Müssen wir unseren Fokus verändern? Das waren die Fragen, die er sich stellte.

Steve Schwenkglenks ist seit dem 1. April General Manager der Barclaycard Arena. Der gebürtige Reutlinger löste Arenachef Uwe Frommhold (59) ab, der seit Februar 2002 die Geschäfte der im November 2002 eröffneten Multifunktionshalle im Volkspark (16.000 Plätze/12.947 Sitze) geführt hatte und vom heutigen Besitzer Anschutz Entertainment Group (AEG) zum übergeordneten Leiter aller Deutschland-Geschäfte der AEG befördert wurde. Antworten auf seine Fragen hofft Schwenkglenks nie geben zu müssen, aber weil die Welt nicht erst seit Manchester unter dem Terror ächzt, genießt die Sicherheit von Besuchern, Künstlern und Mitarbeitern auch für den Mann, der sieben Jahre Frommholds Stellvertreter war, ganz eindeutig oberste Priorität.

Besucher schätzen Einführung von Metalldetektoren

„Das Augenmerk auf das Thema ist über die Jahre immer größer geworden, und wir sind im ständigen Austausch mit den Behörden“, sagt Schwenkglenks. Als man vor eineinhalb Jahren zusätzlich zum Abtasten durch Securitypersonal alle Eingänge mit Metalldetektoren ausstattete, sei man belächelt und sogar beschimpft worden, sagt Frommhold. „Nun werden diese Maßnahmen von den Besuchern geschätzt. Wir erhalten viel Zuspruch und kaum Klagen.“ Die Investitionen in den Sicherheitsbereich seien zwar gestiegen. „Aber das ist es wert, daran werden wir niemals sparen“, sagt Frommhold, der weiterhin mit seiner Familie in Reinbek lebt und in Hamburg und Berlin arbeitet. Sein Appell an Besucher: „Um längere Wartezeiten zu vermeiden: bitte ohne Tasche oder Rucksack kommen!“

Betreiber ziehen positive Bilanz

Nachdem im vergangenen Frühjahr mit dem Eishockeyteam Hamburg Freezers und den Bundesliga-Handballern des HSV die Ankermieter aus dem Sportbereich weggefallen waren, hatten Frommhold und Schwenkglenks ihre Strategie ändern müssen. Nach der ersten Saison ohne Profisportteams können sie eine durchweg positive Bilanz ziehen. „Wir hatten im Jahr 2016 122 Veranstaltungen. Mit dem Profisport hatten wir 135, das heißt, dass wir den Wegfall quantitativ fast kompensieren konnten“, sagt Frommhold. Qualitativ hat die Arena laut Geschäftsbericht im Jahr 2016 mit 6,9 Millionen Euro vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sogar das beste Ergebnis seit Bestehen erwirtschaftet.

Gelungen sei dies dank einer besseren Veranstaltungsmischung mit mehr Publikumsmagneten und einer Fokussierung auf mehrtägige Belegungen wie beispielsweise die DVD-Produktion des Showmagier-Duos Ehrlich Brothers. Solche Produktionen haben zwar meist nur einen Auftritt, mieten die Arena aber für eine Woche. „Ohne die Sportteams sind wir terminlich flexibler und können solche Dinge jetzt besser anbieten“, sagt Schwenkglenks.

WLAN-Netz soll ausgebaut werden

Im laufenden Jahr plant der neue Chef mit 125 Veranstaltungen. Angelaufen ist das Jahr vielversprechend. Im ersten Quartal war die Arena, an der das Finanzunternehmen Barclaycard noch bis 2025 die Namensrechte hält, hinter der Londoner O2, der SSE Hydro in Glasgow, der Manchester Arena und der Lanxess-Arena in Köln mit 239.479 Gästen die am fünftbesten besuchte Multifunktionshalle der Welt (siehe Infokasten). Höhepunkte des Jahres sollen das Global Citizen Festival am 6. Juli mit Shakira, Pharrell Williams, Herbert Grönemeyer und Coldplay und die fünf ausverkauften Helene-Fischer-Konzerte im September werden.

Eine siebenstellige Summe wird im dritten Quartal in den Ausbau des WLAN-Netzes investiert. Auch wenn Schwenkglenks als Old-School-Konzertbesucher irritiert vom Handyfilmwahn ist, weiß er um die Wichtigkeit technologischer Fortentwicklung. „Un­sere Kunden fragen High-Density-Wi-Fi nach, also wollen wir es anbieten“, sagt er. Das Fascia Board (Laufband mit Werbebotschaften) sei dagegen­ noch nicht modernisierungsbedürftig.

Anbindung ans U-Bahn-Netz?

Grundsätzlich wollen die Macher für jede Art von Veranstaltung attraktiv bleiben. Sport sei mit Einzelevents wie Kampfsportgalas oder der Handball-WM der Frauen im Dezember ein wichtiger Teil des Programms, auch gegen die Rückkehr eines festen Sportteams hätte niemand etwas. Hätte Schwenkglenks einen Wunsch frei, würde er gern U2 in der Arena begrüßen. „Prince ist ja leider nicht mehr möglich“, sagt er.

Sein größter Traum allerdings hat nichts mit dem Programm der Arena zu tun. Die Anbindung ans U-Bahn-Netz, über die seit Jahren diskutiert wird, würde er während seiner Amtszeit gern noch erleben. „Der HVV macht mit den Shuttlebussen einen tollen Job, und dass das Nahverkehrsticket im Eintrittspreis enthalten ist, gibt es auch nicht in vielen Städten“, sagt er. Dennoch bleibt die Überlastung der Zufahrtswege, vor allem bei parallel stattfindenden HSV-Spielen, ein Ärgernis. „Eine U-Bahn-Station für die Arenen wäre eine große Hilfe“, sagt Schwenkglenks. Aber er weiß, dass es in den kommenden Jahren andere Themen geben wird, die seine Gedanken bewegen.