Hamburg. Nach Aus für HSV-Handballer und Eishockey-Profis mangelt es an Veranstaltungen, um die Halle auszulasten. Kündigungswelle im Volkspark.

In diesen Tagen putzt sich die Barclaycard Arena im Volkspark nach langer Sommerpause wieder heraus. An den Eingängen der Halle wurden Metalldetektoren installiert, die für noch mehr Sicherheit sorgen sollen. Erstmals kommen sie am Sonnabend bei der Kampfsportveranstaltung „UFC Fight Night“ zum Einsatz. Auch im Innenraum der Multifunktionsarena wird fleißig gebaut. So soll in Kürze der Platinum-VIP-Bereich in neuem Glanz erstrahlen. Statt rustikaler Atmosphäre soll es dort ein „chilliges Lounge-Gefühl“ geben. Stolz wurde der Baufortschritt über die sozialen Netzwerke kommuniziert. Doch hinter den Kulissen sieht es weniger rosig aus.

Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist seit Wochen angespannt. Die Insolvenz der HSV-Handballer im Januar und das Aus der Eishockey-Profis der Hamburg Freezers im Mai haben ein großes Loch in den Terminkalender gerissen. Beide Mannschaften haben knapp 50 Veranstaltungen pro Jahr garantiert. Diese wurden bisher noch nicht einmal annähernd kompensiert. Auch 104 Tage nach dem Freezers-Aus arbeiten die Verantwortlichen noch immer an einem tragfähigen Konzept für eine Zukunft ohne die sogenannten Hometeam­s. Erste Logen und Business-Seats-Kunden sind bereits abgesprungen, weil es künftig keine regelmäßigen Eishockey- und Handballspiele mehr gibt. „Zu Budgets und Zahlen äußere ich mich nicht. Wir werden in diesem Jahr 122 Veranstaltungen durchführen und haben bereits eine Menge erreicht“, beschwichtigt Arena-Geschäftsführer Uwe Frommhold (58). Trotzdem gab es zu Wochenbeginn eine Kündigungswelle im Volkspark.

Nach Informationen des Abendblatts erhielten fünf der 37 Mitarbeiter am Montag die Kündigung. Betroffen sind die Bereiche Event-Management, Ticketing, Buchhaltung und Verkauf. In diesen Bereichen gab es viele Synergien mit den Freezers, die den Spielbetrieb in der Deutschen Eishockey-Liga abgemeldet haben. „Durch den Wegfall der Hometeams mussten wir uns neu ausrichten. Ich bedauere es ausdrücklich, dass dieses auch mit personellen Veränderungen verbunden ist“, sagte Frommhold. Es sind nicht die ersten drastischen Konsequenzen, die mit dem Aus der beiden Hometeams einhergehen. Der langjährige technische Dienstleister Elchmedia, der für die Regie und den Betrieb des Videowürfels zuständig war, konnte ohne die beiden Hometeams nicht mehr bezahlt werden. Das Un­ternehmen trennte sich von einigen Mitarbeitern und wurde verkauft.

Eisfläche ist am Vormittag schwer zu vermieten

Wie es in der Barclaycard Arena mittelfristig weitergeht, ist unklar. Schon länger gehen die Gerüchte um, dass der Besitzer Anschutz Entertainment Group (AEG) früher oder später die Veranstaltungsstätte, die im November 2002 ihre Tore geöffnet hatte, abstoßen wird. Der US-Konzern plant den Bau und Betrieb einer neuen hochmodernen Sportarena in Frankfurt. Sollte die Entscheidung in der Mainmetropole am Jahresende pro AEG ausfallen, könnte es einen Verkaufsprozess in Hamburg beschleunigen.

Loses Interesse aus dem Ausland soll es bereits geben. Vor fünf Jahren hatte der österreichische Getränkehersteller Red Bull den Plan, die Freezers zu übernehmen, allerdings nur mit der Bedingung, die Arena mit zu kaufen. Damals ließ die AEG den Deal platzen. Red Bull könnte sein Interesse erneuern, wenn der geplante Bau einer Veranstaltungsstätte in München scheitern sollte. „AEG hat sich mehrfach zum Standort Hamburg bekannt und tut dies auch weiterhin. Das laufende Ausschreibungsverfahren in Frankfurt kann ich nicht kommentieren“, sagt Frommhold.

Die Barclaycard Arena ist derzeit kein attraktives Investment. Technisch ist die Halle in die Jahre gekommen. In diesem Sommer sollte eigentlich ein neuer, zeitgemäßer Videowürfel installiert werden, doch da er in erster Linie für Sportevents genutzt wird, verzichtete man bei AEG auf die Investition in Höhe von rund 750.000 Euro. „Wir sind und bleiben weiterhin konkurrenzfähig. Wir werden weiterhin in die Arena investieren. Um uns flexibler aufzustellen, bauen wir gerade eine neue, erweiterte Hallentrennung. Wir reden insgesamt über Investitionen im hohen sechsstelligen Bereich“, so Frommhold.

Um Geld geht es auch beim Fortbestand der benachbarten Volksbank Arena. Nach dem Freezers-Aus stehen die Büros leer, die freie Eisfläche ist am Vormittag schwer zu vermieten. Die Alexander-Otto-Sportstiftung und AEG betreiben den Komplex. 2018 läuft jedoch sowohl der Betreibervertrag mit dem US-Konzern als auch der Vertrag über die Namensrechte mit der Volksbank aus. „Wir müssen Gespräche führen, wie AEG sich die Zukunft vorstellt. Wir gehen erst einmal davon aus, dass bis 2018 alles normal weiterläuft“, sagte Rando Aust, Vorstandsvorsitzender der Alexander-Otto-Sportstiftung: „Natürlich ist die Volksbank Arena keine Goldgrube, aber das Aus der Freezers war finanziell kein großer Schlag ins Kontor. Die Miete der Freezers stellte rund sechs Prozent der Gesamteinnahmen dar“, so Aust, der hofft, dass die frei gewordenen Eiszeiten mit Schulsport gefüllt werden können.