5000 Teilnehmer wollten für den US-Präsidenten demonstrieren – ausgerechnet im Schanzenviertel. Nun machen sie einen Rückzieher.

Hamburg. Es waren ambitionierte Pläne: Während die Staats- und Regierungschefs beim G20-Gipfel am 7. und 8. Juli in Hamburg tagen und Hunderttausende gegen die Politik der Industrienationen demonstrieren, wollte eine Gruppe von Rechtsradikalen ein Gegensignal setzen – mit einer Demonstration für den US-Präsidenten Donald Trump. Bis zu 5000 Menschen wolle man auf die Straße bringen, tönte die Gruppe "Bürgerbewegung Pro Deutschland", die zu dem Aufmarsch einlud. Doch aus der groß angelegten Demonstration wird offenbar nichts.

Die Veranstaltung "Solidarität mit Donald Trump" wurde abgesagt, wie ein Sprecher der Polizei auf Anfrage bestätigte. In Senatskreisen ist man ebenso erleichtert wie belustigt darüber, dass den Organisatoren offenbar ihre eigenen Pläne zu heikel wurden. Denn die Demo sollte ausgerechnet durch das Stammquartier der linksautonomen Szene in Hamburg führen: das Schanzenviertel mit der Roten Flora.

"Knappe Mehrheit" entschied gegen Demo

Die "Bürgerbewegung Pro Deutschland" um den Chef und Demonstrationsanmelder Manfred Rouhs hatte zuvor in einer Online-Befragung darüber abstimmen lassen, ob die geplante Demonstration am 8. Juli wirklich auf der vorgesehenen Route stattfinden sollte. Die Organisationen hat ihren Sitz in Berlin-Zehlendorf und gilt in Teilen als rechtsextrem. Bei Facebook hat die Gruppe etwa 20.000 Fans, als Partei kandidierte sie 2013 für den Bundestag.

Bei der Abstimmung plädierten die Mitglieder aber doch dafür, die mögliche Konfrontation mit Demonstranten aus dem linken Lager zu vermeiden. Die Organisatoren brachen daraufhin alle Planungen ab: "Leider" habe sich "eine knappe Mehrheit" gegen den Aufzug entschieden, schreiben die Administratoren auf der Facebook-Seite der geplanten Demonstration.

Nur 200 Menschen hatten Interesse an dem Aufmarsch

Bislang sind bei der Polizei keine weiteren Demonstrationen von Rechtsextremen während des G20-Gipfels angemeldet worden. Offenbar war die Bereitschaft für eine Pro-Trump-Demonstration von den Organisatoren von Anfang an unterschätzt worden. Die Polizei ging zunächst von 200 Teilnehmern aus. Bei Facebook hatten bislang 75 Personen ihre Teilnahme zugesagt, knapp 350 weitere Menschen zeigten Interesse an der Kundgebung.

Am Sonnabend, den 8. Juli, sind weiterhin mehrere Großdemonstrationen von Gewerkschaften, Kirchen, gemäßigten und radikalen linken Gruppierungen sowie Umweltschutzverbänden geplant. Insgesamt werden zu Anti-G20-Protesten deutlich mehr als 100.000 Menschen in Hamburg erwartet.