HamburG . Louis-C.-Jacob-Betreiber Horst Rahe spricht im Interview über die Gründe für die Trennung vom Direktor des Luxushotels, Jost Deitmar.
Das Hotel Louis C. Jacob an der Elbchaussee ist eine der traditionsreichsten Adressen in der Hansestadt. Das geschichtsträchtige Haus ist Treffpunkt der feinen Hamburger Gesellschaft. Die Geschicke des Luxushotels lenkte zwei Jahrzehnte lang Direktor Jost Deitmar. Im März wurde bekannt, dass sein im Herbst 2017 auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Im Abendblatt-Interview spricht Horst Rahe, Gesellschafter der DSR Hotel Holding, zu der auch das Louis C. Jacob gehört, nun ausführlich über die Gründe der Trennung von Jost C. Deitmar und die Zukunft des Luxushotels.
Dass der Vertrag von Jost Deitmar nach fast 20 Jahren nicht verlängert wurde, kam für viele Gäste und die Hotelbranche überraschend. Es gab eine umfangreiche Berichterstattung in den Medien. Hatten Sie das erwartet?
Horst Rahe: Nein. Dass ein Vertrag ausläuft und nicht verlängert wird, ist in der Geschäftswelt ein normaler Vorgang und kommt sicherlich auch in Hamburg am Tag 20-mal vor. Leider gab es danach viele Gerüchte, und es wurden Unwahrheiten verbreitet. Das hat mich geärgert und verunsichert auch die Mitarbeiter.
Warum wurde der Vertrag nicht verlängert?
Wir hatten vor zwei Jahren gemeinsam mit der Geschäftsführung festgelegt, wie sich das Hotel wirtschaftlich entwickeln soll. Es sollte ein neues Konzept umgesetzt werden. Das Louis C. Jacob sollte ein legereres Image erhalten, um das Haus für eine breitere Zielgruppe zu öffnen und Hemmschwellen abzubauen. Diese Ziele wurden nicht nachhaltig umgesetzt, und die vorgegebenen Umsatzzahlen wurden nicht erreicht. Wir haben deshalb im vergangenen Jahr eine Unternehmensberatung beauftragt, die das Haus unter dem Gesichtspunkt von Effizienz und Produktivitätssteigerung unter die Lupe genommen hat. Danach wurden uns viele Punkte präsentiert, die uns aufgezeigt haben, wie wir Kosten einsparen können, ohne dass die hohe Qualität für die Gäste darunter leidet. Leider gab es hier unterschiedliche Ansichten hinsichtlich der Umsetzung, was eine weitere Zusammenarbeit problematisch gemacht hätte.
Was hat die Unternehmensberatung konkret festgestellt?
Es kamen Betriebsabläufe ans Licht, durch die sich die schlechten Ergebnisse erklären ließen. Ein Beispiel: Jeder Teller, der im Jacobs Restaurant aus der Küche an den Tisch gebracht wurde, bedeutete für uns einen erheblichen Verlust. Das lag unter anderen am Wareneinkauf und an den nicht effizienten Betriebsabläufen.
Die Unternehmensberatung hat uns außerdem viele Dinge aufgezeigt, die ganz einfach umzusetzen sind. Hier ein kleines Beispiel: Wir sparen 5000 Euro im Jahr dadurch ein, dass die Butter zum Frühstück nicht mehr vom Personal mit der Hand in kleine Portionen geschnitten wird, sondern von einem Schneidegerät. So gibt es eben sehr viele solcher Punkte.
Außerdem haben wir Veranstaltungen im Haus gehabt, bei denen wir draufgezahlt haben. Das wird es künftig nicht mehr geben, wir haben nichts zu verschenken. Mit der DSR Gruppe (Anm. d. Red. unter anderem A-Rosa Resorts und A-ja Resorts) tragen wir die Verantwortung für rund 2000 Mitarbeiter und nicht nur für das Jacob. Auch dieses Haus muss Geld verdienen.
In Hamburg hat Jost Deitmar einen hohen Bekanntheitsgrad und war das Aushängeschild des Hotels.
Das stimmt. Jost Deitmar ist ein perfekter Gastgeber und ein Direktor der alten Schule. Das passt aber nicht mehr zum Jacob. Außerdem muss ein Direktor der Diener des Hotels sein und nicht das Hotel der Diener des Direktors. Im Zuge unserer Neuausrichtung brauchen wir keinen Direktor, der das Haus in erster Linie repräsentiert, sondern es wirtschaftlich effizient führt.
Seit Mai führt Frank Wesselhoefft das Haus. Sind Sie zufrieden?
Ja. Wir haben im Mai den besten Umsatz aller Zeiten gemacht. Die Zimmerauslastung ist merklich gestiegen. Auch die Mitarbeiter sind meines Wissens zufrieden mit dem neuen Direktor, und die Stimmung ist gut.
Es sollen zahlreiche Mitarbeiter gekündigt haben. Steht das aus Ihrer Sicht auch im Zusammenhang mit dem Abschied von Jost Deitmar?
Eine gewisse Fluktuation ist in der Hotelbranche an der Tagesordnung. Das Jacob verlassen etwa 20 Mitarbeiter pro Jahr. Ich sehe also keinen direkten Zusammenhang. Allerdings hat ein Mitbewerber in der Übergangszeit, bis wir einen neuen Direktor gefunden hatten, fünf unserer Mitarbeiter auf schäbige Art und Weise abgeworben. Das hatte ein ehemaliger Mitarbeiter eingefädelt. Meine Kritik an diesem Vorgehen habe ich auch dem Gesellschafter des Mitbewerbers mitgeteilt.
Die Stellen wurden inzwischen nachbesetzt.
Was wird sich im Louis C. Jacob verändern?
Wir werden unter anderem die Speisekarte im Jacobs Restaurant weiter überarbeiten, es wird noch mehr Vielfalt geben. Es sollen auch preiswertere Gerichte angeboten werden. Den Gästen soll das Essen Spaß machen, und dazu gehört eine entspannte Atmosphäre.
Das Jacobs Restaurant ist mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Werden Sie diese Auszeichnung mit dem überarbeiteten Konzept halten können?
Es ist schön, wenn wir wieder zwei Michelin-Sterne bekommen, aber wir brauchen diese Sterne nicht. Unsere Köche kochen für den Gast und nicht für die Tester.
Wird das Louis C. Jacob weiterhin eigenständig bleiben oder sich einer Kette anschließen? Gibt es Absichten, das Hotel merklich zu verändern?
Das Jacob bleibt das Jacob. Alles andere sind haltlose Gerüchte.
Im Jahre 1992 haben Sie das Louis C. Jacob gekauft. Was bedeutet Ihnen persönlich dieses Hotel?
Das Jacob ist eine Hamburgensie. Es gibt in der Hansestadt kein Hotel, das eine so bewegte mehr als 200-jährige Geschichte aufweisen kann. Deshalb sehe ich mich in der unternehmerischen Verantwortung, dass das Jacob auch noch in 50 oder 100 Jahren in der gleichen Qualität existiert.