Altstadt. Antrag in der Bürgerschaft fordert neues Nutzungskonzept – Skepsis bei der SPD – alles wurde breit diskutiert.

Mit einer großen Markthalle im südlichen Überseequartier in der HafenCity will die oppositionelle CDU den Einzelhandel in Hamburgs Innenstadt vor zu großer Konkurrenz schützen. In einem Antrag, den die Unionsfraktion in der heutigen Sitzung der Bürgerschaft zur Abstimmung stellt, wird ein Nutzungskonzept gefordert, das „eine moderne Markthalle“ enthält, wodurch die Größe einzelner Ladenflächen reduziert werde. Ziel sei es, einer „unnötigen Konkurrenzsituation“ zwischen dem neuen Viertel und den City-Geschäften entgegenzuwirken.

Das Überseequartier gilt als derzeit eines der wichtigsten Entwicklungs­gebiete in der HafenCity. Vor gut zwei Jahren hatte die Stadt mit Europas größtem Gewerbe-Immobilien-Unternehmen Unibail-Rodamco einen Vertrag zur Gesamtentwicklung des Viertels unterschrieben. Die Investitionssumme liegt bei etwa 860 Millionen Euro. Im April dieses Jahres wurde der erste Spatenstich gefeiert. Mit der Eröffnung wird 2021 gerechnet. Auf einer Fläche von rund 260.000 Quadratmetern – das sind rund 36 Fußballfelder – sind etwa 400 Wohnungen sowie Büros, Verkaufsflächen, ein Kreuzfahrtterminal und drei Hotels geplant.

City-Händler fürchten Umsatzeinbuße

Seit Längerem gebe es unter den Einzelhändlern der Innenstadt Sorge, dass ihnen ein überdimensioniertes zusätzliches Einkaufszentrum in der HafenCity schaden dürfte, sagte der CDU-Abgeordnete David Erkalp dem Abendblatt. Eine Markthalle mit kleineren Flächen wäre für Einzelhändler attraktiv und große Handelsketten eher unattraktiv. „Man würde so den Charme des Zentrums erhöhen und gleichzeitig nicht einfach das Sortiment der City kopieren“, sagte Erkalp. Er verwies auf den Erfolg derartiger Konzepte in Metropolen wie Kopenhagen und Turin. Bauchschmerzen bereitet dem Parlamentarier, dass im Bereich Kleidung weitere Konkurrenz entstehe. In dieser Branche sei eine „Beschränkung“ unverzichtbar.

Brigitte Engler, Geschäftsführerin vom City Management Hamburg, reagierte zurückhaltend und sagte auf Abendblatt-Anfrage diplomatisch: „Wir begrüßen jedes Konzept, das die Attraktivität der City und der HafenCity als Ganzes unterstützt. Ob dieses eine Markthalle, hochwertige Gastronomie oder ein attraktiver inhabergeführter Einzelhandel ist, ist dabei standortabhängig.“ Den Senat forderte sie auf, Hamburg vermehrt als Shoppingmetropole zu vermarkten.

SPD wird Antrag ablehnen

Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Dirk Kienscherf, lehnte es ab, dem Investor nachträglich Vorschriften zum Nutzungskonzept zu machen. Der Investor habe sich mit einem Konzept beworben, das die Markthallenidee nicht vorsehe. Notwendig seien demnach einige große „Einzelhandelsanker“. Dann könne der Investor kleinere Flächen zur Verfügung stellen. „Dieses Konzept kann man jetzt nicht einfach über den Haufen werfen“, sagte Kienscherf.

Nach den Worten des SPD-Politikers wird das südliche Überseequartier ein „stark verdichtetes Innenstadtviertel“ werden. Man habe das gesamte Konzept ausführlich diskutiert. Daher werde seine Fraktion den Antrag der CDU ablehnen. Der Unionsabgeordnete Erkalp hofft indessen, dass die Regierungsfraktionen seinen Antrag in den Wirtschaftsausschuss überweisen. „Dann können wir dort ausführlich und fundiert darüber beraten.“