St. Pauli. Ein Viertel aller Wasserschutzpolizisten Deutschlands und mindestens 62 Boote sichern den Hafen. Störaktionen befürchtet.

Für die Touristen an den Landungsbrücken und auf den Rundfahrtschiffen war es ein besonders Schauspiel. Pfeilschnell hüpften 14 kleine Polizeiboote über die Wellen der Norderelbe. Es war die Abschlussübung der Kleinboote aus ganz Deutschland, die sich fit für den G20-Einsatz machen. Ihr Part ist nur ein Teil des Einsatzabschnitts „Wasser“. Auch an Land wird die Wasserschutzpolizei im Hafen zuständig sein. In dem Gebiet werden Störungen auch militanter Gegner erwartet. Darauf weisen Aufrufe hin, die unter dem Motto „Ketten sprengen – Hafen lahmlegen“ in der linksautonomen Szene verbreitet werden.

Wenn Anfang Juli die Regierungschefs der wichtigsten Indus­trienationen und Delegationen zahlreicher Organisationen in Hamburg zusammenkommen, wird allein die Wasserschutzpolizei mit 682 Beamten im Einsatz sein.

Die Wasserschutzpolizisten proben ihren Einsatz auf der Elbe
Die Wasserschutzpolizisten proben ihren Einsatz auf der Elbe © REUTERS | FABIAN BIMMER

„Etwa ein Viertel aller Wasserschutzpolizisten Deutschlands wird hier sein“, sagt der 1. Polizeihauptkommissar Ralph Nachbar, der im Vorbereitungsstab den Einsatz mitplant. „Sie kommen aus allen Bundesländern, außer aus Thüringen, wo es keine Wasserschutzpolizei gibt.“

Eine „große Sache“ werde der 7. Juli werden, wenn die Staats- und Regierungschefs die Elbphilharmonie besuchen. Dann wird die Elbe in dem Bereich wie berichtet zum Sperrgebiet. Nur die Polizei wird dann mit Booten den Veranstaltungsort abschirmen. Allein 62 Kleinboote stehen während des Einsatzes zur Verfügung. Auf dem Wasser wird es, wie Nachbar sagt, „ein ganz schönes Gewimmel geben“.

Auch die Taucher übten

Am Dienstag übten Wasserschützer den Einsatz. Dabei ging es vor allem um die Koordination der vielen Boote. 2007 hatte es beim G8-Gipfel in Heiligendamm einen Unfall gegeben. Dort hatte ein Polizeiboot ein Boot von Greenpeace überfahren. Verletzt wurde niemand, doch wiederholen soll sich das nicht. „Die Boote werden beim Gipfel in Gruppen unterwegs sein“, sagt Nachbar. Elf dieser kleinen Flitzer, davon neun Einsatzboote, ein Führungsboot und ein Boot zur Sicherung, gehören zu so einer Einheit.

Geführt wird auf dem Wasser viel durch Zeichen, die von einem Mitglied der Besatzung mit Signalstäben gegeben werden. Durch sie wird signalisiert, welche Formation oder welche Manöver gefahren werden sollen. Auch der Extremfall, wenn ein hochrangiger Staatsgast aus Sicherheitsgründen von einem größeren Boot in eines der schnelleren Kleinboote umsteigt, wurde geübt. Ebenso das Zusammenspiel mit den Polizeitauchern. „Taucher haben ihre eigenen Boote“, sagt Oberkommissar André Lehmann, Chef der Tauchergruppe. „Sie sind nicht bei der Wasserschutzpolizei, sondern bei der Bereitschaftspolizei angegliedert. Deswegen gibt es im Alltag nicht so viele gemeinsame Einsätze.“

Gut gesicherte Areale im Hafen

Tatsächlich ist der Part nur ein kleiner Teil der Aufgaben. Bereits am 26. Juni wird der Führungsstab für den Einsatz bei der Wasserschutzpolizei besetzt. Der Hafen gilt als störanfällig. Er hat viele Engpässe, ist leicht zu sabotieren. Zudem hat man wenig Erfahrung mit solchen Lagen. Bis Ende 2012 hatte Hamburg einen Freihafen, der mit einem Zaun gesichert war. Auch das hielt Krawallmacher von Aktionen ab.

„Wir rechnen mit Störaktionen am Land und auf dem Wasser“, sagt Nachbar. Was tatsächlich passieren wird, darüber gibt es laut Polizei keine gesicherten Erkenntnisse. Allerdings lassen Aufrufe der Szene schon erahnen, dass es militant wird: „Wenn die Chefschweine vom G20 den Blick über den Hamburger Hafen schweifen lassen, wollen wir ihnen in Sichtweite zeigen, was passiert, wenn es den Waren im Hafen so ergeht wie dem großen Teil der Menschheit, der sich nicht frei bewegen kann“, heißt es in einem der Aufrufe. Deshalb wird die Wasserschutzpolizei auch alles an Personal auffahren, was sie hat. Es gilt Urlaubssperre.

Einfach wird es für Krawallmacher nicht. Da es nur wenige Strecken gibt, sind diese nicht nur leicht zu blockieren, sondern auch leichter zu überwachen. Rückzugsgebiete gibt es keine, die Hafenwirtschaft ist nach Kenntnis der Polizei nicht auf ihrer Seite. Zudem sind die Terminals seit der Einführung des ISPS-Codes, der eigentlich zur Terrorabwehr eingeführt wurde, gut gesicherte Areale.

Trotzdem ist Unruhe im Hafen. Die Wirtschaft sieht mit Unbehagen dem Ereignis entgegen. „Der Informationsbedarf ist riesig“, sagt Nachbar. Schon seit Wochen wird mit der Hafenwirtschaft gesprochen und Rat, primär in Sicherheitsfragen, gegeben. Vor allem die kleineren, inhabergeführten Unternehmen haben Angst. Sie würden Blockadeaktionen schlimmer treffen, weil sie in der Regel keine Standorte zum Ausweichen haben. Dieses Problem haben die großen Unternehmen nicht.