Hamburg. Der Komplex mit Geschäften, Cafés, Büros und Wohnungen zwischen Neuem Wall und Großen Bleichen soll rund um die Uhr zugänglich sein.

Neues Leben hinter historischen Mauern: Ab Spätsommer können Hamburger und Touristen erstmals die sanierten und umgebauten Stadthöfe erkunden. Auf der rund 100.000 Quadratmeter großen Fläche der ehemaligen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt an der Stadthausbrücke entsteht derzeit ein neues Quartier mit einer Einkaufspassage mit bis zu 40 Läden, 1000 Quadratmetern Gastronomie, 90 Wohnungen und 15.000 Qua­dratmetern Bürofläche.

Doch allein die Architektur soll Besucher begeistern. Und die erinnert an die berühmten Hackeschen Höfe in Berlin. So sind die insgesamt acht Gebäude auf dem Areal durch fünf Höfe mit­einander verbunden, die rund um die Uhr zugänglich sein sollen. Die Höfe werden noch begrünt und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet. Zudem werden die Gastronomen die Freiflächen nutzen.

„Wir schaffen hier eine neue Erlebniswelt mit anspruchsvoller Architektur. Wer die Stadthöfe besucht, kann einkaufen, essen und trinken oder einfach nur flanieren und sich von der einzigartigen Atmosphäre inspirieren lassen“, sagt Projektleiterin Tanja Lucas von der Quantum Immobilien AG, die die Projektentwicklung realisiert. Von einer Gesamtinvestition von rund 250 Millionen Euro ist die Rede.

7000 Quadratmeter Bürofläche sind voll vermietet

Und die ersten Mieter sind auch schon eingezogen. Das Palaishaus an der Stadthausbrücke mit der im Krieg zerstörten und nach Originalplänen wieder hergestellten Kupferkuppel ist das erste der insgesamt acht Gebäude, das fertiggestellt wurde. Die denkmalgeschützte Fassade wurde restauriert, alte Wandgemälde und Mosaikfliesen freigelegt. Die imposanten Treppenhäuser wurden erhalten, aber ansonsten ein neues Gebäude errichtet.

7000 Quadratmeter Bürofläche sind entstanden, die bereits voll vermietet sind. Auf 1300 Quadratmetern ist in der ersten Etage die international tätige Personalberatung Russell Reynolds Associates eingezogen, die zuvor direkt gegenüber ihren Firmensitz hatte. „Das Palaishaus hatte ich tatsächlich seit sieben Jahren als Träumerei fest im Blick und immer den Wunsch, dort in die Beletage mit Balkon zu ziehen“, sagt Christoph Gottschalk, Leiter des Hamburger Büros mit rund 30 Mitarbeitern.

Neue Gebäude hinter alten Fassaden

Die Stadtentwicklungsbehörde war im Sommer 2013 aus dem Gebäudekomplex nach Wilhelmsburg umgezogen. Danach begannen die Bauarbeiten. Für die Projektentwickler eine echte Herausforderung: „Wir haben mit viel Leidenschaft und Aufwand die denkmalgeschützten Fassaden saniert. Dabei wurden zum Beispiel alte Backsteine und Ornamente aufwendig herausgearbeitet“, sagt Tanja Lucas. Die Restaurierung gehe an vielen Stellen weit über die Forderungen der Stadt hinaus. Hinter den Fassaden wurden neue Gebäude errichtet.

Wer an der Stadthausbrücke steht, dem fällt schon jetzt die frisch herausgeputzte Sandsteinfassade ins Auge. Davor entsteht ein bis zu zehn Meter breiter Boulevard für die Fußgänger, der sich bis zu den Großen Bleichen erstreckt.

Verbindung zwischen Neuem Wall und Großen Bleichen

Rund um die Höfe erstrecken sich zahlreiche kleine Laden-Passagen. Die größte glasüberdachte Fläche hat 700 Qua­dratmeter und liegt im sogenannten Stadthaus – hier war einst die Wagenhalle der Behörde untergebracht. Zurzeit werden Gespräche mit potenziellen Mietern geführt. Hochwertiger Einzelhandel mit individuellen Konzepten soll dort einziehen. Für Restaurants, Cafés und Bars sowie einen Club sind 1000 Quadratmeter eingeplant.

Mit der Eröffnung der Stadthöfe ergeben sich auch neue Wegeverbindungen: Zum Beispiel können die Besucher durch die Stadthöfe vom Neuen Wall bis zu den Großen Bleichen flanieren.

Mit der Projektentwicklung entsteht auch Wohnraum: 90 höherpreisige Mietwohnungen werden bis Spätsommer fertiggestellt – genaue Preise stehen noch nicht fest. Die Wohnungen sind zwischen 45 und 156 Quadratmetern groß.

Bleichenhof-Passage wird zurückgebaut

Ebenfalls zu den Stadthöfen gehört die Bleichenhof-Passage an der Bleichenbrücke. Allerdings wird diese zurückgebaut, im Erdgeschoss entstehen bis zu sieben Flächen für Geschäfte, die dann vom Bleichenhof aus zu erreichen sind. Ein Boutiquehotel mit 130 Zimmern wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 in den Stadthöfen eröffnet.

Der letzte Baustein ist der Abriss des 50er-Jahre-Anbaus auf der Rückseite des 1710 errichteten Görtz-Palais am Neuen Wall. Nach intensiven Diskussionen mit dem Denkmalschutzamt wurde mit dem Abriss begonnen. Die Fertigstellung des Neubaus hinter der Fassade ist für 2019 geplant.