Hamburg. Zum vierten Mal saß Hamburgs Bürgermeister binnen zwei Monaten in einer Talkshow. Es ging um die Frage nach einer Kanzlerkandidatur.
Nun also bei „Markus Lanz“. Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Tage und das vierte Mal innerhalb von acht Wochen, dass Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz in einer Unterhaltungssendung des Fernsehens zu Gast ist. Vor kurzem gab der SPD-Politiker in der rbb-Fernsehsendung „Thadeusz“ einen Einblick darüber, wie weit ein Politiker sich der Öffentlichkeit gegenüber öffnen sollte. Im ZDF ging es am Donnerstagabend vor allem um die Kanzlerkandidatur.
Gleich zu Beginn fragte Markus Lanz Scholz, ob er angesichts des Umfragetiefs der SPD froh sei, dass der Kelch der Kanzlerkandidatur an ihm vorbeigegangen sei? Scholz lächelte und beantwortete – wenig überraschend – die Frage nicht. Auch als Lanz nachhakte, ließ Scholz sich nicht aus der Reserve locken. Stattdessen wiederholte der Hamburger Senatschef, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD ist, dass seine Partei sehr wohl noch gewinnen könne.
Michael Spreng: „Scholz ist eher ein spröderer Typ“
Weil Lanz bei Scholz nicht weiterkam, wandte er sich an den Journalisten und Politikberater Michael Spreng. „Ich glaube, er wäre nicht der Richtige gewesen. Er ist Frau Merkel zu ähnlich“, sagte der ehemalige Chef der Bild am Sonntag. Beide seien pragmatische Politiker, unideologisch, mit einem eher unaufgeregten Regierungsstil. Zudem habe Scholz ein„spezielles norddeutsches Charisma“, das nicht weit über Niedersachsen hinaus Erfolg hätte. „Scholz ist eher ein spröderer Typ, kein Volkstribun, kein Politiker, der die Menschen in einen Rausch versetzt.“
Zur Sendung: Olaf Scholz bei Markus Lanz
Scholz quittierte die Äußerungen von Spreng mit einem undurchdringlichen Lächeln und sagte auf die Frage von Lanz, ob er sich gut wiedergegeben fühle: „Nicht ganz, aber ungefähr.“ Dann fügte er hinzu: „Ich glaube, dass jeder so sein soll wie er ist. Der größte Fehler in der Politik besteht darin, damit anzufangen, ein anderer sein zu wollen. Erstens kann man das nicht gut machen. Und zweitens merken das auch alle.“
Scholz: Bürger wollen wissen, wie Politiker so sind
Die Bürger wollten schon wissen, wie Politiker so seien, „wenn wir Verantwortung und auch sehr viel Macht haben“, sagte Scholz. Wichtiger sei jedoch, dass man darüber rede, worum es in unserem Land gehe und das gut könne. „Wir haben dazu als SPD gerade ein Angebot gemacht“, ergänzte Scholz mit einem verschmitzten Lächeln.
Natürlich verteidigte Scholz die Austragung des G20-Gipfels in Hamburg. „Das Treffen ist notwendig, weil viele Politiker daran teilnehmen, die Dinge anders sehen als wir das hier in Deutschland tun. Dann muss man mit denen reden.“ Scholz verwies auf den Spruch: „Getanzt wird mit denen, die im Saal sind. Und das gilt auch hier.“ Auf den Hinweis von Lanz, dass bei einem Ball seine Frau Britta Ernst mit US-Präsident Donald Trump tanzen müsste, meinte Scholz: „Wir haben ein Konzerthaus und keinen Ballsaal gebaut.“
Scholz hält Linke derzeit nicht für regierungsfähig
Auf die Frage, was er von einem rot-rot-grünen Bündnis im Bund halte, sagte Scholz, Parteien müssten zunächst ihre inneren Konflikte lösen, bevor so ein Bündnis zustande komme. Wenn einige meinten, Linken-Politiker würden schon vernünftig, wenn sie erst gewählt seien, „ist das für viele Wähler eine zu kühne Spekulation“. Er sehe bei der Linken keine Klarheit, was Auslandseinsätze der Bundeswehr angehe.
Eine Wiederauflage der großen Koalition aus Union und SPD nach der Bundestagswahl im Herbst, schloss Scholz nicht aus. Das sei sicher kein Bündnis, das die Parteien anstrebten. Es wäre aber auch unglaubwürdig, es auszuschließen. Für Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Scholz durchaus nett gemeinte Worte übrig: „Wir kommen gut miteinander aus.“