Hamburg. Fünf neue Stockwerke, Gästehäuser, Sport- und Kulturhallen gehören zu den Plänen des Investors für das Mahnmal auf St. Pauli.
Es ist amtlich. Hamburgs wohl eindrucksvollstes Mahnmal gegen den Zweiten Weltkrieg bekommt ein neues Antlitz – und wird höher. Am Dienstag hat der Senat das viel diskutierte Konzept für die Begrünung und Aufstockung des Feldstraßenbunkers nun endgültig beschlossen. Der Entscheidung vorangegangen waren Jahre der Diskussion, der Neu- und Umplanung – und Kritik insbesondere von Denkmalschützern.
Finale Entscheidung zunächst verschoben
Bereits im April hatte das Bezirksamt Mitte eine Baugenehmigung für das auf bis zu 30 Millionen Euro taxierte Projekt gegeben, die wegen der gesamtstädtischen Bedeutung des rund 38 Meter hohen Denkmals aber nur mit Beschluss des Senats gelten sollte. Jedoch war die finale Entscheidung in der vergangenen Woche verschoben worden, weil zur Debatte stand, wie Abgeordnete der Bürgerschaft den Entwurf für einen Vertrag mit dem Investor einsehen könnten, hieß es von der Finanzbehörde.
Nun steht fest, dass eine Drucksache zur Beratung und abschließenden Entscheidung an die Bürgerschaft geht und eine ungeschwärzte Vertragsfassung für die Abgeordneten vertraulich in einem Datenraum einsehbar sein wird. In der Parlamentsdatenbank und im Transparenzportal der Stadt soll eine Fassung veröffentlicht werden, in der personenbezogene Daten geschwärzt werden.
Dachgarten, Sport- und Kulturhalle geplant
Der Investor kann seine Pläne für das Bauwerk nun verwirklichen. Demnach soll der Bunker auf dem Heiligengeistfeld pyramidenartig aufgestockt und damit um etwa 20 Meter und fünf Stockwerke höher werden. In dem Aufbau sollen etwa eine Sport- und eine Kulturhalle Platz finden, dazu zwei Gästehäuser mit rund 150 Zimmern (inklusive Künstler-Apartments), ein Fitnessclub, Stadtteilflächen und ein Bunkermuseum.
Der üppig begrünte Dachgarten soll über eine bepflanzte Außenrampe erreichbar und für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Bei den Pflanzen haben sich die Landschaftsarchitekten für robuste, heimische Gewächse entschieden, wobei sich der Investor verpflichtet, während der Vertragslaufzeit mindestens 80 Prozent des Aufbaus dauerhaft zu begrünen.
Kritik von Denkmalschützern
Bezirksamtsleiter Falko Droßmann hatte bei der Erteilung der Baugenehmigung Anfang April betont, dass man die Umsetzung des Vorhabens "aufmerksam begleiten" werde. Gemeint sind die zahlreichen Auflagen, die vom Investor eingehalten werden müssten, wie eine langfristige Verlängerung der Mietverträge jetziger Bestandsmieter. Darunter sind viele Unternehmen aus der Musik- und Medienbranche sowie der Musikklub Uebel & Gefährlich.
Kritik erfuhr das Projekt von Denkmalschützern. Zwar solle ein Bunkermuseum an die Geschichte des Bauwerks erinnern, dennoch verunstalte die Aufstockung Hamburgs wichtigstes Mahnmal gegen den Krieg, hatte Kristina Sassenscheidt, Vorsitzende des Denkmalvereins, im April moniert.
Bisherige Pläne für den Bunker
Der Bunker auf dem Heiligengeistfeld sorgte Anfang der 90er-Jahre für Schlagzeilen, etwa als der damalige Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) den Bunker abreißen lassen wollte. Der Politiker wollte an dem Standort auf dem Heiligengeistfeld eine Mehrzweckhalle mit Platz für bis zu 15.000 Besucher errichten. Architekten fürchteten jedoch ein „lebensgefährliches Beben“, das durch einen Abriss auf St. Pauli entstehen würde. Das Vorhaben scheiterte.