Hamburg. Externe Kommission erstellt ein neues Konzept für die finanziell stark eingeschränkte Hochschule. Professuren abgebaut.

Die HafenCity-Universität (HCU) steht schon länger unter Spardruck: Der Abbau frei werdender Professuren führe in der Lehre zu „teilweise existenzbedrohenden Einbußen“, die finanzielle Situation sei „nicht tragbar“, urteilte der Wissenschaftsrat Anfang 2016 in einem Gutachten – und ermahnte Hamburg, rasch ein Zukunftskonzept für die mit knapp 2500 Studierenden kleine staatliche Hochschule zu erstellen.

Das geschieht nun: Im Auftrag der Wissenschaftsbehörde klärt derzeit ein externes Gremium unter dem Vorsitz von Sabine Kunst, Bauingenieurin und Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin, wie es weitergehen könnte mit der HCU, die 2006 von einem CDU-Senat mit großen Ambitionen aus der Taufe gehoben worden war.

Bericht der Experten erwartet

Dreimal hat die Kommission an der HCU getagt, nun wird der Bericht der Experten erwartet, zu denen auch Uwe Schneidewind gehört, Präsident des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie, sowie die Stadtplaner Jens Dangschat (TU Wien), Alexander Schmidt (Universität Duisburg-Essen) und der Bauingenieur Jan Knippers (Universität Stuttgart).

An der HCU gibt man sich entspannt: „Wir sehen solche Bewertungen sehr positiv und versuchen, das auch im Haus zu vermitteln“, sagt Präsident Walter Pelka. „Man kann sich nur verbessern, wenn man auch einmal eine Einschätzung von außen bekommt.“

Zahl der Professuren soll bis 2020 auf 40 sinken

Vor allem aber hoffen Pelka und Vizepräsidentin Gesa Ziemer, dass die Kommission ihre Einschätzung teilt. „Eine breit gefächerte Lehre zu bieten, mehr Forschung zu betreiben und gleichzeitig sparen zu müssen – das kann auf Dauer nicht funktionieren“, sagt Pelka. Zum Gründungszeitpunkt verfügte die HCU laut Wissenschaftsrat über Professuren im Umfang von 81 vollen Stellen (Vollzeitäquivalente, VZÄ). Nun sind es 47. Bis 2020 sollen 40 Professuren übrig bleiben – das sieht ein Sanierungsplan vor, der 2012 ausgehandelt worden war.

Zwar werde es durch siebenstellige Einsparungen in der Verwaltung vielleicht möglich sein, 2020 noch 42 Professuren zu bezahlen, sagt Pelka. „Aber wenn die Stadt bei ihren Wünschen bleibt, brauchen wir deutlich mehr Professuren.“ Andernfalls drohe das Aus für einige Studiengänge.

Alle Aspekte des Bauens unter einem Dach

Die Liste mit den besagten Wünschen war in der Tat anspruchsvoll. Die HCU solle „alle Aspekte des Bauens“ unter einem Dach vereinen, „interdisziplinäre Innovationen in Lehre, Forschung und Entwicklung“ anstreben, „auf Stadt und Bürger, Wirtschaft und Kultur mit bedarfsorientierten Angeboten“ zugehen und mit bestimmten Schwerpunkten „auch im internationalen Maßstab exzellent“ sein, hieß es in der Gründungsdrucksache des Senats.

---- Uni neuen Typs ----

Allerdings war bereits mit der Gründung der Hochschule der Abbau von Professuren verbunden. Und bald kämpfte die HCU mit einem strukturellen Defizit in Höhe von vier Millionen Euro pro Jahr. Dies habe die HCU „in ihrer Entwicklung erheblich eingeschränkt“, urteilt der Wissenschaftsrat. Zum Vergleich: An der TU Hamburg-Harburg belaufe sich das Grundbudget pro Professur auf nahezu das Doppelte, schreibt das Gremium.

Kooperation mit der Elite-Uni MIT

HCU-Studierende haben schon 13-mal den renommierten Schinkel-Preis gewonnen. Bei dem Projekt „Finding Places“ suchten HCU-Forscher Plätze für Flüchtlingsunterkünfte in Hamburg; sie richteten international beachtete Veranstaltungen wie den Extremwetterkongress und die Fehmarnbelt-Konferenz aus und das City Science Lab ein, ein Projekt mit der US-Elite-Universität MIT, in dem es um die Zukunft der Städte geht, mit dem Schwerpunkt Digitalisierung.

„Wir haben viel unternommen, um die Sichtbarkeit der Hochschule zu verbessern“, sagt Präsident Walter Pelka. „Wir sind klein, aber fein“, sagt Vizepräsidentin Gesa Ziemer. Intensiv musste sich das Duo aber auch um die Konsolidierung der Hochschule kümmern. Mit dieser Herausforderung sei die Leitung der HCU „äußerst konstruktiv umgegangen“, schreibt der Wissenschaftsrat.

HCU konzentriert sich auf drei Schwerpunkte

Wie an den anderen staatlichen Hamburger Hochschulen erhöht sich auch an der HCU die Grundfinanzierung durch die Stadt bis 2020 um 0,88 Prozent pro Jahr. Allerdings muss die HCU laut Pelka mit steigenden Personalkosten von zwei bis 2,5 Prozent pro Jahr umgehen. Zwar erhält die HCU von der Stadt befristet zusätzliche Mittel zur Strukturanpassung. Aber nur, wenn diese Zuwendungen dauerhaft gewährt würden, lasse sich der gegenwärtige Lehrbetrieb aufrechterhalten, sagt Pelka. „Und käme noch etwas obendrauf, könnten wir die Forschung weiter ausbauen“, sagt Vizepräsidentin Ziemer.

Sie hat zuletzt mit einem 20-köpfigen Team eine neue Forschungsstrategie entwickelt. Unter der Überschrift „Urbane und bauliche Transformation“ soll es künftig drei Schwerpunkte geben: „Regenerative Räume“ (gemeint sind etwa nachhaltiges Bauen und Stadtplanung in Zeiten des Klimawandels), „Digitale Räume“ und „Inte­grative Räume“ (soziale Themen wie Migration und Bildung). Eine interne Anschubfinanzierung für Forschungsideen soll bereits jetzt den Anreiz für Professoren erhöhen, sich um Drittmittel zu bewerben. Bei Neubesetzungen von Professuren achtet das Präsidium darauf, dass die Bewerber forschen wollen und können.

Fegebank: HCU soll "eine lange Ära prägen"

Vergangene Woche feierte die HCU den 250. Jahrestag des Beginns der akademischen Bauausbildung in Hamburg. Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) sagte bei der Feier, die HCU solle keine kurze Episode bilden – sondern „eine lange Ära prägen“.