Hamburg. Nach mehr als 30 Jahren Arbeit für Hamburgs Hauseigentümer geht der 67-Jährige in den Ruhestand. Warme Worte von Olaf Scholz.

Es war ein emotionaler Moment, als die mehr als 100 Gäste Heinrich Stüven – dem langjährigen Vorsitzenden des Hamburger Grundeigentümer-Verbands – am Freitag in der Elbkuppel des Hotels „Hafen Hamburg“ mit langem und herzlichem Beifall dankten. Fast 30 Jahre hatte der 67-Jährige für den Verband gearbeitet, zuletzt an vorderster Stelle. Jetzt hat er die Verantwortung an Torsten Flomm übergeben, der zu Beginn dieser Woche zu seinem Nachfolger gewählt wurde.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) würdigte Stüven als meinungsstark, durchsetzungsfähig und kompetent. Er sei nicht nur die Stimme der Hauseigentümer gewesen, sondern habe als Person den Grundeigentümer-Verband verkörpert. Der bisherige Chef des Verbands stehe für Tüchtigkeit und Ausgleich. So habe Stüven sich nicht nur für die Rechte von Hauseigentümern eingesetzt, sondern auch deren Pflichten deutlich gemacht.

Stüven erinnert sich an sein Jura-Studium

Alexander Röder, Hauptpastor an St. Michaelis, beschrieb die langjährige Zusammenarbeit mit Heinrich Stüven bei der Vortragsreihe „Ethik und Moral“ in der Hauptkirche St. Michaelis. Die inzwischen zehn Veranstaltungen seien insgesamt von mehr als 10.000 Menschen besucht worden. Prominente Redner waren unter anderen der frühere Bundespräsident Joachim Gauck, der ehemalige Bremer Bürgermeister Henning Scherf und der Zukunftsforscher Horst Opaschowski.

In seiner Dankesrede berichtete Stüven unter anderem von seinem Jura-Studium, das er zusammen mit seinem besten Freund und dem Leitsatz „Was wir anfangen, machen wir auch zu Ende“, durchgestanden habe. Zugleich forderte er „Respekt für die Politik“ und plädierte für die „Pluralität der Meinungen“, ohne die eine demokratische Gesellschaft nicht existieren könne.

Hafenarbeiter, Taxifahrer, Jurist

Heinrich Stüven wurde in Lüneburg geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf. Mit 15 Jahren absolvierte eine Lehre als Einzelhandelskaufmann. Sein Lehrmeister sei ein ungerechter Mensch gewesen, „der es liebte, andere zu demütigen“. So sei er als Lehrling 20 mal gekündigt und wieder eingestellt worden, berichtete Stüven. Diese Erfahrung habe ihn geprägt. So gilt Stüven als fair, verlässlich und offen im Umgang.

Nach der Lehre arbeitet er tagsüber in der Technikabteilung eines Kaufhauses. Abends holt er das Abitur nach und studiert später in Hamburg Soziologie. Er gründet eine Erziehungsberatungsstelle für problematische Jugendliche, weil er die „Menschheit therapieren“ wollte, wie er später einmal erzählt. Aus dieser Arbeit heraus erwächst sein Wunsch, Jura zu studieren.

Auch während des Studiums, unter anderem bei Ingo von Münch und Ulrich Karpen, muss er sein eigenes Geld nebenher verdienen: als Hafenarbeiter und Taxifahrer. Seit 1988 war Stüven beim Grundeigentümer-Verband, erst als Syndikus, später als Geschäftsführer und seit 2003 als Vorsitzender. Eines seiner wichtigsten Ziele in seiner Amtszeit war, Menschen die Bildung von Wohneigentum zu ermöglichen – und zwar als wirksamer Schutz vor Altersarmut.