Hamburg. Was Anwohner und Geschäftsleute zur G20-Sicherheitszone in der HafenCity sagen. Manche Einzelhändler wollen schließen.

Ausnahmezustand in der Stadt, Sicherheitszonen und ein mehrere Straßen umfassendes Sperrgebiet in der HafenCity: Beim G20-Gipfel im Juli wird nicht nur rund um die Messehallen, sondern auch um die Elbphilharmonie eine weiträumige Sicherheitszone eingerichtet. Dies soll die Sicherheit der Gipfelteilnehmer gewährleisten, die am 7. Juli ein Konzert und ein Abendessen besuchen.

--- Trump findet ein Hotel ----

Doch was bedeutet das für Anwohner und Gewerbetreibende? "Ein riesiges Minusgeschäft“, sagt der 27-jährige Omar Said, Betriebsführer der Café-Kette Campus Suite am Kaiserkai. Schon zur Eröffnung der Elbphilharmonie im Januar habe man Umsatzeinbußen erlebt. „Es ist total nervig, wenn überall die Gehwege gesperrt sind. Da kommen die Gäste ja nicht durch“, sagt Said.

Ein Problem, das auch andere Geschäfte, die sich in der Sicherheitszone befinden, betrifft. „Ich denke, dass wir dichtmachen werden“, sagt Melanie Moser, Shopleiterin des „Concept Stores“ Tom & Konsorten Am Kaiserkai.

Sicherheitstraining für Hotelmitarbeiter

Permanente Personenkontrollen, kaum Parkplätze – wenn solche besonderen Ereignisse stattfinden, sei die Situation für alle Betroffenen in der HafenCity schwierig. „Auch für Angestellte, die von weiter weg kommen. Hier ist dann ja alles dicht“, sagt Moser. Sie selbst arbeite nicht nur in der geplanten Sicherheitszone, sondern wohne auch dort. Wie sie als Anwohnerin zum Sperrgebiet steht? „Wenn ich frei habe, sehe ich zu, dass ich wegkomme“, sagt sie.

Für die Mitarbeiter im Hotel ­Westin in der Elbphilharmonie würden vor dem G20-Gipfel zusätzliche Sicherheitstrainings stattfinden, sagt Direktorin Dagmar Zechmann. „Die Sicherheit für Mitarbeiter und Gäste ist unsere oberste Priorität.“

Auch Magellan-Terrassen betroffen

Die sogenannte Sicherheitszone 2 wird sich neben der Landzunge zwischen Sandtorhafen und Grasbrookhafen inklusive der Straße Am Kaiserkai auch über Teile des Sandtorkais und über die Niederbaumbrücke erstrecken. Auch die angrenzenden Magellan-Terrassen sind betroffen. Die Sicherheitszone wird nach derzeitiger Planung am 7. Juli ab 6 Uhr morgens eingerichtet. Bereits einen Tag vorher gelten von 18 Uhr an die Halteverbote in der Zone. Auch der öffentliche Nah- und der Schiffsverkehr sind von den Sperrungen betroffen.

Mit einer Aufhebung kann erst zum Ende der Veranstaltung am späten Abend gerechnet werden. Für Henrik Best, der im Maritim Shop Am Kaiserkai im Verkauf arbeitet und nur wenige Schritte entfernt wohnt, sind solche Sicherheitsvorkehrungen „eine Notwendigkeit“. Bei Großveranstaltungen müsse man damit leben. „Unser Geschäft bleibt geöffnet“, sagt er über das G20-Wochenende. „Es kommen immer ein paar Leute, die hier wohnen. Wir sind nicht der typische Touri-Shop.“ Die Betreiber der Campus Suite wollen im Laufe dieser Woche entscheiden, ob sie trotz der Einschränkungen durch die Sicherheitszone am 7. Juli öffnen werden.

Betroffene sehen aber auch Vorteile

In jedem Fall hoffe man allerdings darauf, anderweitige Lösungen zu finden, um den wirtschaftlichen Verlust ­auszugleichen. Die Frage, ob geöffnet wird oder nicht, stellt sich für Apotheker Christoph Rechni, der die Apotheke an der Elbphilharmonie betreibt gar nicht erst. „Dichtmachen darf ich nicht“, sagt er.

Apotheken dürften nur mit einer gesonderten Genehmigung schließen. Er überlege allerdings, seinen Angestellten am 7. Juli freizugeben und das Geschäft alleine zu betreiben. Über die Sicherheitszone sagt er: „Ich bin von einem Großteil meiner Kunden abgeschnitten. Das tut schon weh.“

Manch einer profitiert durch das Sperrgebiet jedoch von einem verlängerten Wochenende. So auch die Psychologiestudenten Jonas und Nils, die an der Medical School Hamburg, ebenfalls Am Kaiserkai gelegen, studieren. Am 7. Juli bleibt die private Hochschule geschlossen. Nils will die Zeit nutzen, um an die Ostsee zu fahren.

Gipfeltreffen bringt Aufmerksamkeit

Trotz der Einschränkungen bewerten viele Betroffene das Gipfeltreffen an sich jedoch nicht als negativ. „Gegen das politische Treffen bin ich nicht“, sagt Omar Said von der Campus Suite. Student Nils sieht zwar „durchaus Anlässe, friedlich dagegen zu protestieren“, allerdings könne man das nicht pauschalisieren, sagt er. Apotheker Rechni meint über die Sicherheitsvorkehrungen: „Ich weiß, dass es eine notwendige Sache ist.“

Und auch Melanie Moser von Tom & Konsorten meint: „Der Schutz der Personen geht vor.“ Sie kann der Situation jedoch auch etwas Positives abgewinnen: Die Aufmerksamkeit, die Hamburg durch den Gipfel weltweit erfahren werde, könne auch der HafenCity zu einem Aufschwung verhelfen. „Was uns an zwei Tagen schadet, wird uns im Nachhinein zugutekommen.“