St. Pauli. Innensenator Grote lehnt Camps im Stadtpark ab. 50 Protestler vor den Messehallen: “Wir werden irgendwo schlafen.“

Die Gegner des G20-Gipfels wollen Anfang Juli nicht nur im Stadtpark, sondern auch im Volkspark ein Camp errichten. Das kündigten sie bei einer Demonstration am Wochenende an. In den kommenden Tagen soll ein entsprechender Antrag eingereicht werden. Bislang waren Pläne für Camps von G20-Gegnern von den Behörden abgelehnt worden. Die Demonstranten drohten, dann in der ganzen Stadt wilde Camps zu errichten.

Es war eine überschaubare Gruppe von G20-Gegnern, die am Sonnabend zum Karolinenplatz gekommen war und rund 20 sogenannte Wurfzelte aufstellte. Dann wurden Tofu-Würste gegrillt, Links-Rap gespielt und Frisbees geworfen. „Wir wollen schon mal zeigen, wie es aussieht, wenn wir gemeinsam zelten“, so eine Teilnehmerin.

Busse bringen die Gegner nach Hamburg

„Was wir jetzt schon wissen, ist, dass Zehntausende aus der ganzen Bundesrepublik kommen werden“, sagte eine Sprecherin. Aus der Schweiz werde ein Sonderzug mit Protestierern kommen. Man habe auch „internationale Gäste“ aus Schweden, Frankreich und anderen Ländern. Hunderte Busse sollen G20-Gegner nach Hamburg bringen. „Die müssen natürlich irgendwo schlafen“, sagte die Sprecherin. Die Hotels seien bereits ausgebucht.

Die Anmeldung für das „antikapitalistische Camp“ im Stadtpark, bei dem vom 30. Juni bis zum 9. Juli rund 10.000 Menschen dort zelten sollen, ist bereits abgelehnt worden. Das sei, so sagte die Sprecherin „politisch motiviert“.

Für den Fall, dass es keine Camps geben wird, kündigte sie Flächencamping in der Stadt an. „Dann sieht es am Ende so aus, dass wir irgendwo in der Stadt schlafen und zelten.“ Das werde niemand wirklich wollen. Deshalb fordere man Innensenator Andy Grote auf, die Camps zu genehmigen. Der steht aber mit seiner Ablehnung nicht allein. Auch in der Bezirksversammlung Nord haben SPD und Grüne den Antrag eingebracht, das Camp abzulehnen. Man wolle vermitteln, dass die Festwiese ein Erholungsraum der Hamburger ist und eine intensive Nutzung und bauliche Veränderung nicht im Sinne der Erholung suchenden Bevölkerung.

Grote sieht Proteste als Teil der Gipfelkultur

Was die G20-Gegner vorhaben, davon gab „Jana vom Block G20“ einen, wie sie es ausdrückte, „Vorgeschmack“. „Wir wollen mit Tausenden Menschen die Messehallen blockieren“, kündigte sie an. „Wir wollen die Zufahrtswege blockieren, um den G20-Gipfel aktiv zu stören. Wir möchten verhindern, dass sie ihr leckeres Schnitzel vom Catering bekommen oder sich gemeinsam zusammensetzen, um über die Probleme der Welt entscheiden zu können.“ Man werde „überall sein“ und den Bereich, der abgesperrt ist, „bunt machen“.

Für die Polizei war es am Sonnabend eine problemlose Kundgebung. Nach einer Stunde wurden die Zelte wieder eingepackt. „Die Versammlung verlief störungsfrei“, so Polizeisprecher Timo Zill. In der Spitze hätten sich rund 50 Personen an der Aktion beteiligt.

FC St. Pauli unterstützt die G20-Gegner logistisch

Innensenator Grote hat unterdessen friedliche Protestaktionen gegen den G20-Gipfel für angemessen und sinnvoll erklärt. „Es ist eine Chance, dass die Regierungschefs mit einem autokratischen, populistischen Background mitkriegen, wie eine lebendige demokratische Gesellschaft funktioniert und wie intensiv auch die Auseinandersetzung ist“, sagte er. „Eigentlich muss das ein Stück der Gipfelkultur sein.“

Der FC St. Pauli stellt seine Räumlichkeiten während des Gipfels Journalisten aus aller Welt zur Verfügung. Im Ballsaal des Stadions werde ein alternatives Medienzentrum eingerichtet. So sollen die Aktivitäten auf der Straße mit den Diskursen dahinter verbunden werden, erklärte Mitorganisator Paul Ratzel am Sonntag. „Wir wollen den G20-Gipfel nutzen, um eine gesamtgesellschaftliche Debatte zu alternativen globalen Politikweisen zu vertiefen.“

Täglich werde es einen Video­stream mit Pressekonferenzen, Diskussionsrunden und Liveberichterstattungen von den Aktionen gegen das Treffen der Staats- und Regierungschefs am 7. und 8. Juli in der Hansestadt geben. „Während Andy Grote die Camps gegen den G20-Gipfel verhindern möchte, freuen wir uns, unweit der roten Zone einen weiteren Baustein der Infrastruktur gegen G20 ankündigen zu können“, sagte Paul Ratzel. (Mit Material von dpa)