Hamburg. Die größte Band der Welt spielt am 9. September im Stadtpark. Auf- und Abbau dauern lange, doch das Bezirksamt beschwichtigt.

28 Jahre ist es her, dass zum letzten Mal ein großes Open-Air-Konzert auf der Festwiese des Hamburger Stadtparks stattfand. Damals spielte Pink Floyd vor 60.000 zahlenden Zuschauern und 10.000 Zaungästen. Auch wenn der heute legendäre Auftritt von den Fans gefeiert wurde, nicht alle waren begeistert: Nach dem Konzert war die Wiese von Müll übersät. Dosen, Flaschen, Becher bedeckten großflächig den ramponierten Rasen. Während der Konzertpause hatten zudem Hunderte Fans Zäune niedergerissen und sich illegal Zutritt zum Gelände verschafft. Doch wenn am 9. September die Rolling Stones kommen, soll sich so etwas nicht wiederholen.

Die Stones-Zunge, künstlerisch verfremdet
Die Stones-Zunge, künstlerisch verfremdet © REUTERS | LUCAS JACKSON

Es sei der ausdrückliche Wunsch der Stones gewesen, im Stadtpark zu spielen, erklärte Scorpio-Pressesprecher Bernd Zerbin. Die Festwiese sei für die Veranstaltung die erste Wahl gewesen, Orte wie das Volksparkstadion oder das Großmarktgelände wären nur dann aktiv in die Planungen einbezogen worden, hätten die Verhandlungen mit dem Bezirksamt Hamburg-Nord, in dessen Verantwortungsbereich der Stadtpark liegt, nicht zum Erfolg geführt.

Auf der Festwiese wird es 26.000 Sitzplätze geben

Es sei eine große Ehre, dass die Band ihre Europa-Tour in Hamburg beginne, erklärte Bezirksamtsleiter Harald Rösler (SPD): „Das wird ein besonderes, generationsübergreifendes Musikfest, auf das sich viele Menschen freuen.“ Der Veranstalter werde in enger Abstimmung mit Polizei, Feuerwehr und den Verkehrsbetrieben dafür Sorge tragen, „dass dieses Konzert zu einem unbeschwerten Erlebnis wird“.

Pro und Kontra: Sollen die Rollings Stones im Stadtpark spielen?

Für den Auftritt der Stones werden im unteren Teil der Festwiese zwölf Tribünen mit insgesamt mehr als 26.000 Sitzplätzen errichtet, die 30.500 Qua­dratmeter Rasen dazwischen sowie der 14.700 Quadratmeter große Bühnen­bereich werden mit einem Schutz­system abgedeckt. Lastenverteilungsplatten schützen Flächen, die von Lkw für den ab 1. September stattfindenden Aufbau befahren werden.

Das Bezirksamt Hamburg-Nord erklärte: „Ausschlaggebend für die Zusage war unter anderem, dass der Konzerttermin nicht mitten in der Sommersaison, sondern am hinteren Rand liegt.“ Planetarium und Stadtparksee seien in der gesamten Zeit, also vom Aufbau ab 1. September bis zum maximal letzten Abbautag, dem 14. September, problemlos erreichbar.

Stehplatz kostet 85 Euro

Im Rahmen ihrer Europa-Tour ­spielen die Rolling Stones auch in ­München, Spielberg (Österreich), Zürich, Lucca (Italien), Barcelona, Amsterdam, Kopenhagen, Düsseldorf, Stockholm, Arnheim und zuletzt am 19. und ­22. Oktober in Paris. Wer die seit 55 Jahren aktive Band live erleben will, muss dafür überall kräftig investieren. In Hamburg kostet die billigste Karte für einen deutlich von der Bühne entfernten Stehplatz 85 Euro. Die Sitzplätze im vorderen Bereich schlagen mit bis zu 680 Euro zu Buche.

Die Zeiten haben sich geändert: Als die Stones 1976 in Kiel spielten, sorgte bereits ein Ticketpreis von etwa 25 D-Mark bei manchen Fans für Empörung. Für das Geld könne man sich ja schon das aktuelle Album kaufen, hieß es etwa im Rahmen einer NDR-Umfrage. Bei der letzten Deutschland-Tour, die die Band 2014 nach Berlin und Düsseldorf führte, waren die Preise allerdings sogar noch etwas höher als heute: Zwischen 109,50 und 696 Euro wurden für einen Platz in der ­Berliner Waldbühne aufgerufen.

In Hamburg spielten die Rolling Stones ihr bisher größtes Konzert 1998. Damals kamen etwa 70.000 Fans auf die Trabrennbahn in Bahrenfeld. Ihr Hamburg-Debüt gaben sie 1965 in der Ernst-Merck-Halle, das bislang letzte Konzert in der Hansestadt fand 2007 im Volksparkstadion (hieß damals HSH Nordbank Arena) statt.

Ausnahmezustand bei Stones-Konzerten

Neben vielen erwartbaren Titeln war auch die Coverversion des James-Brown-Songs „I’ll Go Crazy“ zu hören, eine Hommage an die im Dezember 2006 gestorbene Soul-Legende. Bei Preisen bis zu 190 Euro kamen knapp 30.000 Fans, ausverkauft war das ­Stadion nicht. Das Abendblatt schrieb: „Unaufhörlich rollt die Rockmaschine der Stones. Sie sind wieder mal ihr Geld wert.“

Für die aktuelle Tour kündigen Mick Jagger und Co. nicht nur viele ­bekannte Hits an, die bisweilen schon mehr als 1000-mal live gespielt wurden (siehe Kasten). Fans dürfen darüber hinaus mit wechselnden Setlists rechnen, die Band verspricht „Überraschungen“ aus ihrem riesigen Repertoire. Vielleicht sind dann auch Songs aus „Blue & Lonesome“ zu hören; das 23. Studioalbum der Stones erschien im Dezember vergangenen Jahres und schaffte es in 15 Ländern, auch in Deutschland, an die Spitze der Charts.

Ein ebenso großer Erfolg war die Südamerika-Tour der Band, die ihren furiosen Abschluss im März 2016 bei einem Open-Air-Konzert in der kubanischen Hauptstadt Havanna fand, zu dem annähernd eine halbe Million Menschen kamen. Der Andrang war so groß wie der Wunsch der Fans, Konzertfotos vom Gelände aus zu verschicken. Eine Belastung, der das kubanische Handynetz an diesem Abend nicht standhielt. Es brach zusammen. Wenn die Rolling Stones kommen, herrscht eben Ausnahmezustand, das dürfte am 9. September in Hamburg kaum anders sein.