Kreis Segeberg . Kripo-Chef Ingo Minnerop zieht im Abendblatt-Interview eine positive Bilanz und berichtet von einem deutlichen Rückgang um 30 Prozent

Mit viel Personal und dem Einsatz moderner Technik versucht die Polizei, die Einbruchskriminalität zu bekämpfen. Zum Ende der dunklen Jahreszeit spricht der Leiter der Kriminalinspektion, Ingo Minnerop, von Erfolgen.

Mit dem Ende der dunklen Jahreszeit geht meistens auch die Zahl der Einbrüche zurück. Können Sie zum Ende der „Hochsaison“ eine erste Bilanz für den Kreis Segeberg ziehen?

Ingo Minnerop: Die „Hochsaison“ definieren wir als die Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. März. Beim Blich auf unsere Eingangsstatistik stelle ich fest, dass wir in der Saison 2015/2016 613 Strafanzeigen aufgenommen haben und 2016/2017 bis zum 14. März 429 . Das ist ein Rückgang von knapp 30 Prozent. Wir dürften daher eines unserer Ziele, nämlich die Reduzierung der Fallzahlen erreicht haben.

Ein Blick auf die Anzahl der aufgeklärten Straftaten ist in der Eingangsstatistik nicht möglich, da die Mehrheit der Fälle noch aktiv bearbeitet wird. Ziehe ich hier aber das Ergebnis der jüngsten Veröffentlichung unserer Kriminalitätsstatistik heran, dann muss ich feststellen, dass wir unser Ziel der Erhöhung der Aufklärungsquote noch nicht erreicht haben. Sie liegt weiterhin mit 6,7 Prozent nur im einstelligen Bereich.

Wenn Sie diese Zahlen mit denen des Winters 2015/16 vergleichen – welche Unter-schiede sind auffällig?

In diesem Winter mussten wir feststellen, dass Wohnungseinbrüche vermehrt auch im Norden des Kreises Segeberg aufzunehmen sind. Dieses ist ein deutlicher Unterschied zur Vorsaison, die sich stark auf den Hamburger Randkonzentriert hat. Weiter auffällig war, dass gerade Norderstedt echte Hochphasen und Spitzen erleben musste. Dieses ist seit einigen Wochen deutlich nicht mehr der Fall.

Wie erklären Sie diese Entwicklungen?

Die Entwicklungen hängen stark von der Aktivität der unterschiedlichen Gruppen oder Banden ab, die Einbrüche begehen. So stellen wir fest, dass nach Großkontrollen für einige Tage bis hin zu einer Woche in den Kontrollbereichen kaum Wohnungseinbrüche zu verzeichnen sind. Ebenso haben erfolgreiche Festnahmen zumindest teilweise ebenso Einfluss auf regionale Belastungen. Wird der Druck da zu hoch, dann weichen Täter auch auf andere Bereiche aus. Gerade Hamburg und Niedersachsen intensivieren bekanntermaßen ihre Anstrengungen, wie wir ja auch.

Mit welchen Konzepten reagiert die Polizei auf die seit Jahren sehr hohe Zahl an Einbrüchen in der Region?

Wir konzentrieren eigens dafür Kräfte aus den Revieren und Ermittlungsdienststellen, die sich ausschließlich mit dem Phänomen auseinandersetzen. Dazu gehört eine Erhöhung der Fahndungskräfte ebenso wie die konzentrierten Ermittlungen. Zwei aus meiner Sicht sehr wichtige Komponenten sind aber auch die Prävention und die Öffentlichkeitsarbeit. Schaffen wir es, die Bürger mehr dafür zu sensibilisieren, dann wird auch die Zahl der erfolglosen Einbrüche zunehmen und die Zahl der vollendeten Einbrüche sinken. Hier liegt die Quote derzeit bei etwa 40 Prozent. Technische Sicherungen, aber auch richtiges Verhalten beeinflussen diese Quote. Hier sind wir mit Informationsveranstaltungen sehr stark präsent und informieren. Daneben suchen wir im Rahmen von Präventionssteifen die Bürger zu Hause auf und weisen auf Defizite hin. Das sind Schlüssel die von außen auf der Haustür stecken, Fenster die auf Kipp stehen, obwohl keiner zu Hause ist wie auch der Klassiker des überlaufenden Briefkastens. Ohne die Hilfe der Bürger können wir nicht erfolgreich sein.Daher gilt es, die Bürger transparent und offen zu informieren. Das dient auch dazu, die Bürger zu ermuntern verdächtige Wahrnehmungen an die Polizei mitzuteilen.

Braucht die Polizei im Kampf gegen die Einbruchskriminalität mehr Befugnisse? Haben Sie genug Personal?

Wir verfügen bereits über eine Vielzahl von Möglichkeiten, um den Kampf, wie Sie es nennen, aufzunehmen. Diese Befugnisse hängen aber zunächst immer davon ab, welcher Straftatbestand vorliegt. Bestimmte Befugnisse der Strafprozessordnung sind uns erst zugänglich, wenn wir begründen können, dass die Einbrüche durch Banden oder gewerbsmäßig begangen werden. Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit aller Einbrüche eher banden- und gewerbsmäßig begangen wird. Das müssen wir aber erst einmal mit Tatsachen beweisen. Dieses gelingt uns zum Beispiel auch, wenn Täter gestört werden und mindestens drei Personen flüchten, da man dann von einer Bande ausgehen kann. Bei den meisten Taten werden die Täter aber nicht gestört. Da würde ich mir ein Überdenken der Norm schon wünschen. Der aktuellen Diskussion um die Personalstärken kann hier ja schon entnommen werden, dass da ein mehr an Personal offensichtlich angezeigt ist. Ich würde dem nicht widersprechen,

Warum bevorzugen Einbrecher die Städte und Gemeinden im Hamburger Randge-biet?

Weil der Hamburger Rand über eine gute Infrastruktur verfügt. Hier fahren Busse und Bahn, kreuzen sich diverse Bundesautobahnen. Die Beschäftigungsquote ist hoch und damit auch das entsprechende Einkommen. Auf dieser Grundlage entstehen Wohnbezirke, die für Einbrecher natürlich ideal sind.

Welche Orte sind besonders betroffen?

Norderstedt, Halstenbek, Pinneberg, Rellingen, Quickborn und Kaltenkirchen. Hier konzentriert sich der Hamburger Rand noch einmal auf die unmittelbare Grenze an Hamburg.

Die Aufklärungsquote bei allen im Kreis Segeberg begangenen Straftaten des Jahres 2016 hat sich im Vergleich zu 2015 von 45,5 auf 48,8 Prozent erhöht. Bei den Einbrüchen liegt die Quote jedoch nur bei 6,7 Prozent und damit unter dem Landesdurchschnitt. Warum ist die Aufklärung von Einbrüchen so schwierig?

Wir erfassen in der Statistik nur die Fälle als aufgeklärt, bei denen wir von einer gerichtsfesten Beweislage ausgehen. Tatsächlich sind wir überzeugt davon, dass die Täter, die von uns ermittelt werden, auch für sehr viele weitere Fälle verantwortlich sind. Reicht die objektive Beweislage aber nicht aus, um diese Überzeugung auch zu belegen, dann sind diese Fälle weiter ungeklärt. Tatsächlich gehe ich davon aus, dass unsere Täter für eine Vielzahl von Taten verantwortlich sind, auch wenn wir ihnen manchmal nur einige wenige Taten gerichtsfest nachweisen können.

Viele Menschen verkraften einen Einbruch in die Wohnung und damit das Ein-dringen in ihre Privatsphäre nur schwer. Wohin sollten sich die Opfer wenden?

Uns ist bewusst, dass ein Einbruch nicht nur einen finanziellen Schaden verursacht, sondern viele Betroffene auch unter der Verletzung der Privatsphäre und einer Verminderung des Sicherheitsgefühls leiden. In Einzelfällen wechseln Opfer sogar ihren Wohnsitz. Die Betreuung der Opfer liegt uns daher auch sehr am Herzen. So weisen wir zum Beispiel auf den Weißen Ring hin, welcher durch menschlichen Beistand und persönliche Betreuung Hilfe leisten kann.