Hamburg. Bargheer-Haus im Jenischpark soll im Sommer fertig sein. Ausschreibung für angrenzendes Gewächshaus ist auf dem Weg.

Es gibt so viel zu zeigen und so viel zu bedenken. Damit Dirk Justus den Überblick behält, hat sich der Museumsmitbegründer und Mitglied der Stiftung Eduard Bargheer ein maßstabsgerechtes Modell bauen lassen. Es bildet die Ausstellungsräume nach, die derzeit im ehemaligen Sitz des Gartenbauamts im Jenischpark entstehen. Mithilfe des Modells überdenkt Justus, wie er die etwa 80 Bilder des Hamburger Künstlers, der für seine mosaikartigen Aquarelle bekannt ist, zur geplanten Eröffnung voraussichtlich im September hängt. Es braucht einiges an Fantasie, sich auszumalen, wie das neue Bargheer-Museum aussehen wird.

Justus führt über die Baustelle und zeichnet ein Bild von dem, was die Besucher einmal erwartet. „Das wird der Eingang, und hier kommt die Kasse und ein kleiner Museumsshop hin“, sagt er und zeigt auf eine Wand. Der Durchbruch kommt noch. Daran soll sich ein Medienraum anschließen.

Erste Grundzüge lassen sich erkennen

Noch sind die Bauarbeiten in vollem Gange, aber erste Grundzüge lassen sich erkennen. Seit Februar wird in dem Gebäude, das schon lange leer steht, gearbeitet. Es wurde entkernt, neue Leitungen verlegt, ein neuer Estrich aufgebracht, teilweise wird schon verputzt. Theoretisch könnte vor dem Sommer­ferien Eröffnung gefeiert werden. Doch mit dem Regelbetrieb möchte Justus lieber bis nach der Sommerpause und nach dem G20-Gipfel warten.

Die Arbeiten haben einiges Unerwartetes zu Tage befördert. Im ersten Stock beispielsweise hatte es laut Justus anscheinend durch das Dach geregnet und sich Schimmel gebildet. Die abgehängte Decke musste weg, ein Teil der Isolierung komplett ausgetauscht werden. Zudem entdeckten die Handwerker in einigen Wänden des aus dem 19. Jahrhunderts stammenden Gebäudes hohle Stellen. Kosten, die so nicht vorgesehen waren.

Fahrstuhl vorerst gestrichen

Deshalb muss die eigens gegründete Stiftung Bargheer-Museum an anderer Stelle einsparen. Der geplante Fahrstuhl für 40.000 Euro ist vorerst gestrichen. Auch der geplante Glasgang vom Museum zum angrenzenden Gebäude, in dem sich das Depot befinden wird, musste zurückgestellt werden.

Dirk Justus, Museumsmitbegründer
und Mitglied der Stiftung Eduard
Bargheer
Dirk Justus, Museumsmitbegründer und Mitglied der Stiftung Eduard Bargheer © HA | Klaus Bodig

Mit rund 100.000 Euro an laufenden Kosten pro Jahr rechnet Justus. Sie sollen durch den Verkauf von Tickets und Souvenirs, aber vor allem durch Spenden und Sponsoren aufgefangen werden. Dabei setzt der Hamburger, der sich jahrzehntelang für das Museum eingesetzt hatte, auf die Mithilfe von Freiwilligen. Damit die Personalkosten im Rahmen bleiben, will Justus die Museumsleitung selbst übernehmen. Ticketverkauf und andere Aufgaben sollen dank der Mitwirkung von Ehrenamt­lichen bewältigt werden. „Bargheer hat viele Freunde“, sagt Justus. Der Unterstützerkreis umfasse bereits 170 Mitglieder. Natürlich setzt man auch auf professionelle und hauptamtliche Unterstützung, beispielsweise bei der Digitalisierung des Bargheer-Nachlasses und dem geplanten museumspädagogischen Dienst.

Drei bis vier Ausstellungen pro Jahr

Justus strebt drei bis vier Ausstellungen pro Jahr an. Zudem sind verschiedene Veranstaltungen im größten und wohl schönsten Raum des neuen Museums geplant. Vom 60 Quadratmeter großen Raum im ersten Stock lässt es sich über den Jenischpark bis zur Elbe blicken. „Ist das nicht fantastisch?“, schwärmt Justus. Allerdings meint er nicht nur den Elbblick, sondern die Verbindung, die hier geschaffen wird. „Dort drüben auf der anderen Seite der Elbe, auf Finkenwerder, steht das Geburtshaus von Eduard Bargheer“, sagt Justus.

Einen kleinen Schritt voran geht es auch auf einer anderen Baustelle. Interessenten sind nun endlich dazu aufgerufen, Konzepte für die Nutzung des angrenzenden Gewächshauses beim Bezirksamt Altona einzureichen. Ein offizielles Bekundungsverfahren wurde eingeleitet. Zuvor hatte es hinter den Kulissen heftigen Streit zwischen Bezirkspolitikern und Verwaltung gegeben, die trotz politischen Beschlusses das Verfahren herauszögerte.

Neubau scheint vom Tisch zu sein

Mit der Kunsthistorikerin und Sammlerin Maike Bruhns aus Nienstedten gab es eine Interessentin, die an dieser Stelle ein weiteres Museum etablieren wollte. Dafür hätte das Gebäude in dem denkmalgeschützten Park aber einem massiven Neubau weichen müssen. Der massive Neubau scheint vom Tisch zu sein. Laut den aktuellen Ausschreibungskriterien kann das Gewächshaus zwar abgerissen werden, der Neubau darf aber eine Höhe von vier Metern nicht überschreiten.

Bis zum 31. Mai können Konzepte eingereicht werden. Für Justus ist klar, was er sich wünscht: kein weiteres Museum, sondern ein Café, das Besucher anlockt.