Hamburg. Der Journalist David Patrician hat den Auftakt zum 828. Hafengeburtstag besucht und die “beste Bratwurst aller Zeiten“ entdeckt.
Happy Birthday, Hamburger Hafen … 828 Jahre alt!
Als ich hierherzog, wurde mir gesagt, dass jedes Frühjahr drei Dinge unabänderlich sind: Man tanzt in den Mai, der Regen wird wärmer, und die Hamburger schmeißen eine Riesengeburtstagsparty für ihren Hafen. Dieses Jahr werden mehr als eine Million Besucher aus der ganzen Welt erwartet. Na denn: Let the good times roll!
Statt mich gleich ins Getümmel rund um die Landungsbrücken zu stürzen, darf ich das Spektakel auf dem Wasser beginnen. Genauer: auf dem Minensucher „FGS Pegnitz“. Diese Ehre (und die Einladung) verdanke ich meiner Zeit als Reporter für die Deutsche Welle, während der ich öfter mit der Bundeswehr zu tun hatte.
"Atemlos durch die Nacht"
Und so darf ich heute mit der Crew und anderen Gästen an Bord Teil der Einlaufparade sein. Am frühen Morgen geht es mitten im Nirgendwo, in einem kleinen Dorf namens Hochdonn, an Bord. Der Himmel ist grau und regenschwer, aber mein Schiff wartet, und die Stimmung könnte nicht besser sein. Während wir die Elbe hinauf Richtung Hafen schippern, schwappt Musik vom Ufer zu uns. „Atemlos durch die Nacht …“, dabei ist es nicht mal dunkel! Um in Partystimmung zu kommen, wäre mir jetzt eher nach „In the Navy“ von den Village People. Ich traue mich aber nicht, den Kapitän danach zu fragen. Zum Schwimmen ist es noch zu weit.
Passendes Wahrzeichen
Die Fahrt dauert ihre Zeit, und ich nutze die Gelegenheit, mit ein paar der Matrosen an Bord „zu schnacken“. Es ist für sie etwas Besonderes, in den Hamburger Hafen mit all den anderen Schiffen einzulaufen und den 828. Hafengeburtstag zu feiern. Über diese Zahl muss ich erst mal nachdenken. Amerika ist gerade mal 240 Jahre alt, im Vergleich zum Hamburger Hafen also quasi ein Teenager. Okay, hin und wieder benehmen wir uns auch so. Hafenfeste gibt es in den Staaten auch hier und da, aber das Highlight ist die jährliche „Fleet Week“. Militärschiffe aus dem aktiven Dienst, die kürzlich in Übersee eingesetzt waren, liegen für eine Woche in einem Hafen und können besichtigt werden. Viele Seeleute haben ihre zukünftigen Ehepartner in der „Fleet Week“ kennengelernt. Ob das auch für den Hamburger Hafengeburtstag gilt? Ich habe meine Frau vor ein paar Jahren bei der Kieler Woche getroffen, es muss also irgendwas in der Seeluft sein, das uns leichtsinnig werden lässt.
Bilder vom Hafengeburtstag:
Die besten Bilder vom 828. Hafengeburtstag
Schimmernde Welle
Während wir uns dem Hafen nähern, schiebt sich eine riesige schimmernde Welle aus dem Dunst des Hamburger Nieselregens. Man kann über die Elbphilharmonie sagen, was man will, aber sie beim Einlaufen in Hamburg am Horizont zu sehen, ist atemberaubend. Wie eine große Welle symbolisiert sie Wasser, Schiffe und die Hamburger Stürme und ist ein passendes Wahrzeichen der Stadt. An diesem Wochenende kommen mehr als 300 Boote und Schiffe jeder Größe und Art in den Hamburger Hafen, und auf dem Wasser fühlt es sich langsam an wie die A 7 am Freitagnachmittag. Aber der Blick von Deck auf die Skyline und die anderen Schiffe ist großartig, und als ich die Menschenmassen an den Landungsbrücken sehe, bin ich froh über meinen Platz an Bord.
Ein großes Bier
Wir legen an der Überseebrücke an, und ich bedanke mich noch schnell bei der Besatzung der „FGS Pregnitz“ für die Fahrt, bevor ich mich in den Trubel an Land stürze. Zeit für die Geburtstagsparty! Um nicht gleich als „Auswärtiger“ aufzufallen, bestelle ich mir ein großes Bier und stoße mit ein paar Umherstehenden an. Norddeutsche können ein bisschen zurückhaltend sein, aber als im Small Talk geübter Ami bin ich mit einem Bier in der Hand unschlagbar! Seeluft macht hungrig, und vor dem nächsten Drink brauche ich eine Stärkung. Was dem Amerikaner sein Hot Dog, ist dem Deutschen seine Bratwurst. Und ich liebe Bratwurst! Diese hier, mit Blick auf den Hafen und das Wasser und Tausende von Menschen um mich herum, schmeckt wie die beste Bratwurst aller Zeiten. Eines ist halt überall auf der Welt gleich: Bei einer guten Party gehört einfach Musik, gutes Essen und ein Bier zum Spaß dazu.
"Weltfischbrötchen-Tag"
Apropos spaßig: Auch wenn ich schon eine Weile in Deutschland bin, gibt es immer noch Dinge, die wahrscheinlich nur Ausländer lustig finden. Kai, mein neuer Bier-Freund, erzählte mir gerade mit Blick auf meine Bratwurst, dass morgen „Weltfischbrötchentag“ ist. Ehrlich jetzt? Schnell gegoogelt lerne ich, dass Kai nicht so betrunken ist wie befürchtet: der 6. Mai ist tatsächlich „Weltfischbrötchentag“! In Amerika ist heute übrigens der „No Diet Day“ – der internationale Anti-Diät-Tag, an dem jeder essen kann, was er will. Na, wenn das mal kein typisch amerikanischer Feiertag ist! Um beiden gerecht zu werden, werde ich mir gleich das größte Fischbrötchen der Meile besorgen. Auf einem der Plakate mit den Musik-Acts habe ich außerdem gelesen, dass am Sonntag Johnny Logan auf einer der Bühnen auftritt. Ich habe keine Ahnung, wer das ist. Dem fassungslosen Blick meiner Frau nach zu urteilen eine echte Wissenslücke. Seinen ESC-Hit „Hold Me Now“ kennt in Deutschland offensichtlich jeder. Aber nachdem ich auch irgendwann lernen musste, dass David Hasselhof hier ein Star und „I’ve Been Looking for Freedom“ ein Hit war, wundert mich nichts mehr.
Gut und relaxed
Je später der Abend, desto voller wird es. In dem Gedrängel an den Landungsbrücken herrscht nicht nur menschliches, sondern auch fremdsprachliches Wirrwarr: Japanisch, Englisch, Chinesisch, Russisch und sogar Bayrisch ist zu hören! Viele sind wegen der Party gekommen und nutzen das Wochenende für einen Besuch der Elbphilharmonie, andere lockt das Line-up der Bands, die auf den Bühnen spielen. Aber die Stimmung der Besucher ist gut and relaxed.
Klassiker von Village People
Die Dämmerung kriecht langsam über die Kaimauer. Schiffe, Buden und Bühnen fahren die Beleuchtung hoch, und ich gehe am Wasser Richtung Speicherstadt. Während hinter mir die Musik und die Stimmen der Menschen leiser werden, kann ich mir gut vorstellen wie das Leben im Hafen vor ein paar Hundert Jahren war. Damals, als das hier noch nicht das touristische Zentrum war, bevölkert von Menschen aus aller Welt, behängt mit Kameras und Selfiesticks. Sondern das schlagende Herz der Stadt, wo Menschen lebten, arbeiteten und von fremden Ländern und einer besseren Zukunft träumten. Eine Zeit, in der der Hafen das einzig wahre Tor zur Welt war. Bevor die Nostalgie überhandnimmt, drehe ich um auf ein letztes Bier an den Landungsbrücken. Und da ist es: Aus der Ferne klingt laut und klar „In the Navy“ – der Klassiker von den Village People, auf den ich seit heute Nachmittag warte!
Happy Birthday, Hamburger Hafen! Ich hoffe, du hast Montag keinen Kater.
Und das sind die wichtigsten Veranstaltungen: Tipps vom Abendblatt:
Bunte Hafenmeile vom Baumwall bis zu den Landungsbrücken mit mehr als 120 Ständen ist am Sonnabend von 10 bis 24 Uhr und am Sonntag von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Die Vereinsrennen der Drachenboot-Regatten finden am Sonnabend ab 10 Uhr im Grasbrookhafen statt.
Beim Schlepperballett können Zuschauer an den Landungsbrücken am Sonnabend um 18 Uhr den Schiffen beim „Tanzen“ zusehen. Auf dem „Hafenrock“ in der Hafenstraße können Tanzwütige zu verschiedenen Musikstilen feiern. Die vier Bühnen werden am Sonnabend von 10 bis 24 Uhr und am Sonntag von 12 bis 21 Uhr bespielt.
Einen wunderbaren Ausblick auf das große Feuerwerk am Sonnabend (22.30 Uhr) ohne Menschenmengen haben Sie vom Energieberg Georgswerder (Buslinie 154). Er ist extra dafür bis Mitternacht geöffnet. Letzter Einlass ist um 23.15 Uhr, der Eintritt ist frei. Französische Kulinarik gibt es am Stand der Partnerstadt Nantes an der Kehrwiederspitze am Sonnabend von 11 bis 23.30 Uhr sowie am Sonntag von 11 bis 19 Uhr.
Der HVV verstärkt sein Angebot während des Hafengeburtstags. In Spitzenzeiten wird die U 3 Richtung Hafen im Fünf-Minuten-Takt verkehren. In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag wird der Tagesbetrieb bis 1.30 Uhr verlängert. Am Sonntag fahren die Züge bis 21.30 Uhr öfter.