Hamburg. Prozessauftakt am Hamburger Landgericht gegen zwölf mutmaßliche Anhänger des Vereins Millatu Ibrahim.
Im Prozess gegen zwölf mutmaßliche Salafisten hat die Staatsanwaltschaft am Donnerstag die Anklage verlesen. Die Männer stehen vor dem Landgericht, weil sie die im Juli 2012 bundesweit verbotene Islamisten-Organisation Millatu Ibrahim in Hamburg fortgeführt haben sollen.
Wie aus der Anklage hervorgeht, sollen sich die zwölf Männer im Alter von 24 bis 36 Jahren regelmäßig in der Al-Taqwa-Moschee in Harburg getroffen, Koranverteilungsstände organisiert und an Nahkampftrainings teilgenommen haben, um sich auf den Dschihad (Heiligen Krieg) vorzubereiten.
Rene L. offenbar Rädelsführer
Demnach fungierte Rene L. (32) als Rädelsführer der Gruppierung. Ihn sollen die anderen Angeklagten immer wieder um Rat in Fragen des Islams gebeten haben, etwa ob man sich den Bart stutzen dürfe oder die Hosen über den Knöcheln tragen müsse. Anfang Mai 2013 sollen die Angeklagten eine Moschee in Lübeck gestürmt und dort gegen Sunniten wegen abweichender Glaubensansichten Morddrohungen ausgestoßen haben.
Zur Finanzierung ihrer Aktivitäten hätten die Angeklagten von einer Baustelle in Hamburg 2000 Kilogramm Kupfer gestohlen. Ein später in Syrien getötetes Mitglied der Gruppe habe als ehemaliger Wachmann den Abtransport des Metalls organisiert. In ihrem Besitz hätten sich zudem Schriften von Millatu Ibrahim und von al-Qaida befunden, etwa mit dem Titel: „Warum war Bin Laden ein Held?“
Verteidiger beantragten Aussetzung
Die Verteidiger beantragten am Donnerstag die Aussetzung des Verfahrens. Drei DVDs mit den Mitschnitten der Telefonüberwachung – ein Datenvolumen von zwölf Gigabyte – seien ihnen erst Mitte April und damit viel zu spät zur Verfügung gestellt worden. Zudem hatten die Anwälte erneut die Besetzung der Strafkammer beanstandet. Die Berufung eines Schöffen sei vorschriftswidrig erfolgt. Ein Urteil wird nicht vor Dezember erwartet.