Hamburg. Beim „Urban Partnership Forum“ von Abendblatt und HSH Nordbank zeigte sich: Die Partnerstädte haben ähnliche Herausforderungen.
„Marseille, León, Daressalam: drei Städte, drei Kontinente, drei Welten“, stellte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) fest und warf die Frage auf, was diese Städte mit Hamburg verbinde? Die Antwort sei einfach: „Uns verbindet, dass wir Städte sind. Städte, die wachsen und ihr Wachstum verträglich gestalten wollen – verträglich für die Natur und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger. Das ist eine große Aufgabe, und ich bin mir sicher, dass wir viel voneinander lernen können.“
Tatsächlich zeigte das vom Hamburger Abendblatt und der HSH Nordbank zum dritten Mal veranstaltete „Urban Partnership Forum“ am Mittwochabend, dass Hamburg und diese drei seiner neun Partnerstädte viel mehr verbindet, als man auf den ersten Blick vermutet.
Beispiel Klimawandel
Während in Hamburg permanent an besserem Flutschutz gearbeitet werden muss, hätten die steigenden Temperaturen in der Nähe von León Auswirkungen auf den wichtigen Kaffeeanbau, so Karla Luzette Beteta Brenes, Botschafterin von Nicaragua in Berlin: „Die Bauern müssen immer höher gehen, aber so hoch sind die Berge bei uns nicht.“ Einige Bauern würden überlegen, auf Kakao umzusteigen. „Durch den Klimawandel können wir nicht langfristig planen“, berichtete Beteta Brenes. Das wirke sich auch auf die zweite große Herausforderung, die Bekämpfung der Armut, aus.
Beispiel Denkmalschutz
Während in Hamburg wenigstens über die Erhaltungswürdigkeit von City-Hof und Commerzbank-Areal gestritten wird, müsse man das in Tansanias größter Stadt noch lernen, so Jens Rohwedder, Geschäftsführer eines Architekturbüros in Hamburg und langjähriger Lehrbeauftragter in Daressalam. Dort gebe es Gebäude aus der Kolonialzeit, die ideal zu dem tropischen Klima passten und dennoch oft „bei Nacht und Nebel“ abgerissen würden, weil Investoren ein klimatisiertes, energiefressendes Hochhaus errichten wollten. An der Elbe wie am Indischen Ozean gelte: „Es geht auch um die Geschichte der Stadt, die verloren zu gehen droht.“
Innenstaatsrat Christoph Holstein (SPD) räumte als Vertreter Hamburgs auf dem Podium ein, dass man sich bei diesem Thema stets „auf dünnem Eis“ bewege: „Es geht darum, die Interessen in Einklang zu bringen. Wir werden es nicht erleben, dass die obersten Denkmalschützer und die obersten Stadtentwickler gleichermaßen zufrieden sind.“
Beispiel Prestigebauten
Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider warf in seiner Begrüßung die Frage auf, was die Partnerstädte von Hamburg lernen könnten und stellte dabei einen Punkt heraus: die Elbphilharmonie. „Sie zeigt, was ein Gebäude mit einer Stadt wie Hamburg machen kann.“ Mittlerweile traue sich die einst so zurückhaltende Hansestadt sogar den G20-Gipfel zu.
Diesen Punkt griff Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts in Marseille, auf. Die südfranzösische Großstadt habe die „geniale Idee“ gehabt, sich als Europäische Kulturhauptstadt 2013 zu präsentieren. Dadurch seien auch 650 Millionen Euro in die Umgestaltung ganzer Viertel investiert worden, und es sei das MuCEM, das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers, errichtet worden. Das war ähnlich umstritten wie die Elbphilharmonie, aber eben auch ähnlich spektakulär und erfolgreich: Mit zwölf Millionen Besuchern kamen 50 Prozent mehr in die Kulturhauptstadt als erwartet. Auch der Schutz des kulturellen Erbes der Stadt, in der „Freien und Abrissstadt Hamburg“ kein unbekanntes Thema, rücke in Marseille langsam in den Fokus. So residiere das Goethe-Institut in einer historischen Tabakfabrik.
„Kooperation über Grenzen hinweg ist in Zeiten, in denen der Nationalismus an Oberwasser gewinnt, wichtiger denn je“, hatte der Gastgeber, HSH-Vorstandschef Stefan Ermisch, schon zur Begrüßung festgestellt. Dieses Forum war eine Bestätigung dafür.