Was können Hamburg, Chicago, Osaka und Shanghai als Partnerstädte voneinander lernen? Darüber diskutieren heute Experten beim zweiten Urban Partnership Forum des Abendblatts und der HSH Nordbank
Gäbe es die Idee nicht, man müsste sie erfinden: Die Idee der Partnerstädte. Ersonnen nach dem Zweiten Weltkrieg als „Völkerverständigung von unten“, haben sie längst neben der politischen eine kulturelle und vor allem wirtschaftliche Dimension gewonnen. In einer Welt, die kleiner wird und näher zusammenrückt, werden Partner immer wichtiger. Sie sind Verbündete im Ausbau des Handels, kulturelle Brückenköpfe im Ausland, Ratgeber und Ratnehmer bei den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Anders als oft prophezeit, haben Städtepartnerschaften nichts an Faszination und Ertrag eingebüßt – ganz im Gegenteil. „Die Partnerstädte werden für Hamburg immer wichtiger“, sagt Staatsrat Wolfgang Schmidt, der inoffizielle „Außenminister“ Hamburgs. „Mehr als die Hälfte der Menschen weltweit lebt in Städten. Und die Städte haben fast überall mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen. Deswegen ist es sinnvoll, sich auszutauschen und von den Partnerstädten zu lernen.“
Hamburg hat sich schon sehr früh mit anderen Metropolen verbündet. 1957 begann die Kooperation mit St. Petersburg, der zweitgrößten russischen Metropole. Im Kalten Krieg waren diese Städtepartnerschaften Eisbrecher, in der zuletzt wieder angespannten Beziehung zu Russland ein verbindendes Band. Nicht nur auf persönlicher Ebene haben sich in den zurückliegenden sechs Jahrzehnten viele Kontakte gebildet, sondern auch in Wirtschaft und Wissenschaft.
Besonders intensiv sind die Beziehungen seit drei Jahrzehnten zur Partnerstadt Shanghai, der Hamburg seit 1986 verbunden ist. Mit einem vielseitigen Programm feiern die beiden Städte nun diesen Geburtstag. Drei Jahre später begründete die Hansestadt die Zusammenarbeit mit dem traditionellen japanischen Handelszentrum Osaka.
Diese Städtepartnerschaften haben ausländischen Unternehmen den Weg nach Hamburg geebnet und den Standort attraktiver gemacht. Mit beträchtlichem Nutzen: „Es gibt in Hamburg knapp 100 japanische Firmen mit 7000 Mitarbeitern. Und 526 chinesische Firmen mit rund 2000 Mitarbeitern“, sagt Corinna Nienstedt von der Handelskammer (Gespräch Seite 5).
1994 erfolgte dann der Brückenschlag nach Amerika. Seitdem ist Chicago eine der nunmehr neun Partnerstädte, zu denen sich zuletzt auch noch das tansanische Daressalam gesellte. Diese noch junge Partnerschaft zeigt, dass auch in der vernetzten Welt des 21. Jahrhunderts persönliche Kontakte von großer Bedeutung sind. Städtepartnerschaften sind eben keine Idee von gestern, sondern eine Strategie für morgen. Welche Chancen darin liegen, was man voneinander lernen kann, welche Wünsche die Städte haben, soll am 18. April im Mittelpunkt des Urban Partnership Forums 2016 stehen. Auf Einladung der HSH Nordbank und des Hamburger Abendblatts werden Vertreter der drei Handelsmetropolen Shanghai, Osaka und Chicago im ehemaligen Hauptzollamt Hamburg diskutieren. Auch Bürgermeister Olaf Scholz hat sein Kommen angekündigt.
Shanghai gilt als Standort von Zukunftstechnologien, der den Wandel von der Handels- zur Innovationsmetropole erfolgreich managt. Osaka mit seien vielfältigen Kontakten ist ein Musterbeispiel für die Schaffung guter Voraussetzungen für Firmen. Chicago versteht sich als Stadt des Wissens – das dortige Council on Global Affairs beschäftigt sich mit den Standortfaktoren internationaler Metropolen. Miteinander reden, voneinander lernen – das macht Städtepartnerschaften aus.