Hamburg. Die Polizei ist angenehm überrascht über den Verlauf und vermutet „taktische Erwägungen“ der Szene im Vorfeld des G20-Gipfels.
„Unerwartet ruhig“. So ist das Resümee innerhalb der Polizei nach dem Wochenende, an dem man angesichts des anstehenden G20-Gipfels im Juli und der Erfahrungen der vergangenen Jahre mit deutlich härteren Auseinandersetzungen rund um die Demonstrationen gerechnet hatte. Möglicherweise hielt sich die Szene bewusst zurück.
Mit einem Großaufgebot hatte sich die Polizei auf das Wochenende vorbereitet. 2100 Beamte, darunter Bundespolizisten aus Hessen und Bereitschaftspolizisten aus Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, waren im Einsatz. Als besonders „kritisch“ galt die Demonstration am Montagabend, zu der unter dem Tenor „Krieg und Krise haben System – G20 entern, Kapitalismus versenken“ aufgerufen wurde. Bis zu 2500 Teilnehmer, viele aus dem linksautonomen Umfeld, hatten an ihr teilgenommen.
Ein extrem ruhiger 1. Mai in der Schanze
Harte Auseinandersetzungen blieben aus. Zwar gab es einen Zwischenfall am Jungfernstieg und einen Einsatz nach Flaschen- und Böllerwürfen nach der Demo an der Roten Flora. Mit sechs leicht verletzten Polizisten und drei Festnahmen sowie zwölf Ingewahrsamnahmen war es aber ein extrem ruhiger 1. Mai in der Schanze. Ein gezielter Angriff auf eine Filiale der Deutschen Bank durch etwa 30 Vermummte fand „weitab vom Schuss“ in der Veringstraße in Wilhelmsburg statt. Dort gab es etwas Glasbruch.
„Strategische Überlegungen in der Szene könnten der Grund für den Verlauf sein“, meint Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Möglicherweise wollte man im Vorfeld gerichtlicher Auseinandersetzungen um die blaue Zone, in der zum G20-Gipfel keine Versammlungen stattfinden sollen, zeigen, dass man auch friedlich sein kann.“